Druckversion |
|||
In der vergangenen Woche fiel an dieser Stelle der Name "Weißgärber", der vielen Senftenbergern, die
vielleicht nicht mehr ganz so jung sind, ganz gut im Gedächtnis verhaftet ist. Immerhin bestand über einen
sehr langen Zeitraum in Senftenberg ein Fotoatelier mit angeschlossenem Fachverkauf mit diesem Namen. Auch
wenn ab einem bestimmten Zeitpunkt der jeweilige Inhaber selbst nicht mehr Weißgärber hieß, blieb
man dem Namen des Firmengründers treu. Auch weil die Weitergabe des geschäftlichen Staffelstabes innerhalb der
Familie erfolgte.
Sucht man heute bei Google nach der Kombination "Weißgärber" plus "Senftenberg" landet man in aller Regel auf
www.gruss-aus-senftenberg.de. Die Treffer, die an erster Stelle stehen, allesamt geschäftlicher Natur führen
über kurz oder lang ins Nirgendwo, denn die Firma existiert mittlerweile gut 10 Jahre nicht mehr.
Dem Text kann man unter anderem entnehmen, daß die Firmengründung im Jahre 1913 erfolgte. Das kann sein, jedoch nehme ich diese Information im Zusammenhang mit Senftenberg mit einer Prise Zweifel. Ja, im 1914er Einwohnerbuch der Stadt wird an der Wiesenstraße 32 ein Fotograf Emil Weisgärber gelistet (in diesem Zusammenhang weise ich darauf hin, daß die Schreibweise des Namens querbeet sehr "flexibel" gehandhabt wurde), jedoch gibt es keinen Hinweis auf einen Geschäftsbetrieb. Damals wurden in aller Regel die Berufe der Hausbewohner angegeben, was jedoch nicht zwangsläufig bedeutete, daß beispielsweise ein Tischler oder Klempner eine eigene Firma hatte. Stattdessen kann ein Tischler, Klempner oder eben auch ein Fotograf, ein ganz normaler Arbeitnehmer im Betrieb eines anderen gewesen sein... Da ich bislang keinen Nachweis in Form einer Geschäftsanzeige in der damaligen Lokalpresse finden konnte, muß man davon ausgehen, daß ein eventueller Geschäftsbetrieb auf ziemlich kleiner Flamme köchelte, vielleicht sogar in Form eines Reisegeschäftes erfolgte. |
|||
Spannend an dieser Stelle ist, daß es damals in Plauen ein Fotoatelier E. Weißgärber
gab. Und unter diesem E. Weißgärber erschienen auch ein paar Ansichtskarten mit Senftenberger Motiven,
was es sehr wahrscheinlich macht, daß wir es mit einunderselben Person zu tun haben. Das erste, wirklich handfeste, Geschäftsinserat lässt sich erst im August 1919 nachweisen. Und zwar in folgender Form: |
Aufnahme <= 19??
|
||
|
|||
Wie man dem Stadtwerke-Artikel entnehmen kann, wechselte das Geschäft ca. 2008 an die "letzte bekannte Adresse", in die Schloßstraße 18. Wie dieses
Haus zu Zeiten Emil Weißgärbers aussah, illustriert das letzte Stück für heute. Die Ansichtskarte, die wir
schon in der wesentlich attraktiveren Farbversion kennen, ist immer noch undatiert. Vermutlich erhalten wir hierauf einen Blick in die
Senftenberger Schloßstraße um 1917. Die Hausnummer 18 ist der Laden ganz rechts. Hier endete 2012, wenn man der Geschichte glauben darf: nach 99 Jahren, die Geschichte der Firma "Foto-Weißgärber".
Eine weitere interessante Passage in dem Stadtwerke-Text oben ist die von der Restaurierung, Archivierung und letztlich kommerziellen Verwertung
historischer Fotografien. Emil Weißgärber war eben nicht nur zuständig für Paßbilder, Familienfotos usw., sondern er fotografierte damals auch
Senftenberger Infrastruktur und dokumentierte Festivitäten (Umzüge und dergleichen), die hier vor Ort über die Bühne gingen. |
Graph. Verlags-Anstalt GmbH. Breslau
|
||
Ich glaubte (und glaube noch immer), daß die Originale (Glasplatten, Negative usw. usf.) in kommunale Hände gehören, um diese tatsächlich im Sinne einer
vernünftigen Heimatforschung aufzubereiten und Interessierten zur Verfügung zu stellen. Jedenfalls quetschte ich mir damals eine Begründung aus den Rippen
und nutzte die Aktion des sogenannten "Senftenberger Bürgervorschlagsrechts", um die entsprechenden Stellen für meine Idee zu gewinnen. Es kann sein, daß ich damit kurzzeitig schlafende Hunde weckte. Diese müssen sich dann aber recht schnell wieder zur Ruhe gelegt haben. Von einem Versuch in der Sache ernsthaft tätig zu werden, habe ich nämlich nichts mitbekommen. Meine Initiative versackte, wie auch ein zweiter, ähnlich gelagerter, Vorstoß meinerseits in den Mühlen der Bürokratie Senftenberger Amtsstuben, die mindestens in diesen beiden Fällen extrem unflexibel und ängstlich agierten und damit manches "versemmelten". Und auch wenn unser Noch-und-bald-ex-Bürgermeister dieses Wort nicht von mir hören möchte: ich bleibe dabei: versemmelt! |
|||