Also eins muß man ja anerkennen... ich mache ganz schön Meter in den letzten Wochen und Monaten von www.gruss-aus-senftenberg.de... In der letzten Woche
sechs Fotos/Dias und auch heute lade ich noch einmal die gleiche Anzahl historischer Senftenberg-Motive hier ab.
Doch Quantität geht mal wieder zu Lasten der Qualität... Die nachfolgend präsentierten Ansichten rangieren zeitlich, wie auch von ihrer Bedeutung in derselben
Liga wie die Pionierhaus-Ansichten der Vorwoche. Tatsächlich weist die Mehrzahl der Fotos oder Dias dieselbe Provenienz auf wie diejenigen der vergangenen
Woche. Lediglich geografisch bewegen wir uns heute aus dem Zentrum der Stadt heraus an deren nordwestliche Grenze. Zumindest gilt dies für den Zeitpunkt der
meisten Aufnahmen.
Aufnahme <= 1967 Archiv der Stadt Senftenberg
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Aufnahme <= 1967 Archiv der Stadt Senftenberg
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Und wie zum Beweis, daß ich keinen Quatsch erzähle, bietet eines der
beiden Farbdias einen Blick auf das damalige Ortseingangsschild.
Weiter oben fiel das Wort "Meter"... Während in den 1960er Jahren
Senftenberg offiziell an dieser Stelle begann, befindet sich heutzutage
das Ortseingangsschild mehr als 650 Meter entfernt in Richtung Hörlitz.
Und nicht nur das hat sich verändert. Auch die "Auslastung" der Schildfläche
wurde gesteigert...
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Anfang/Mitte der 1960er begann man sich des sorbisch/wendischen Erbes
bewusst zu werden was im Fall von Senftenberg darin gipfelte, daß man den
sorbischen Namen der Stadt, nämlich Zły Komorow, auf ein paar
Verkehrsschildern verewigte.
Zumindest war das in meiner Wahrnehmumg alles was daraus folgte. Und nun? Seit 2017 gehört Senftenberg
offiziell zum "Sorben-/Wenden Siedlungsgebiet". Eine Zuschreibung, die im
wesentlichen von außen erfolgte. "Sorbisch per Dekret" auch wenn das Wendische hier
bereits Ende des 19. Jahrhunderts fast vollständig ausgestorben war. Sichtbar wird
die neue Situation an einer Zunahme zweisprachiger Beschilderung. Siehe Ortseingangsschild
anno 2023 rechts.
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Einen Mehrwert für die hier ansässige Bevölkerung kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Das Ganze ist ja mit
mit der "zweisprachigen Beschriftung von Hinweis- und Verkehrsschildern (deutsch und niedersorbisch) wie Ortsschildern,
Straßenschildern (Straßen, Wege, Plätze, Brücken), touristische Hinweisschildern, Wegweisern und Ortstafeln)" noch lange nicht
getan. Außerdem muß sichergestellt werden, daß "jede Einwohnerin und jeder Einwohner das Recht, sich bei Behörden des Landes,
den seiner Aufsicht unterstehenden Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sowie vor Verwaltungen
der Gemeinden und Gemeindeverbände der niedersorbischen Sprache zu bedienen" wahrnehmen kann.
Selbst wenn diese (und weitere) Rechte zu 99,9% keinerlei praktische Bedeutung haben und haben werden, die Verwaltung
hat dafür Sorge zu tragen, daß diese im Zweifel ausgeübt werden können. Mt allem was daran personell und finanziell gekoppelt ist.
Doch zurück zum eigentlich Thema. Nämlich dem Wohngebiet mit der, vielen sicher noch geläufigen, Gaststätte "Stadt Senftenberg". Das Restauarnt sehen wir nochmals auf dem
linken Foto in der klassischen Sichtachse, die von nahezu allen Fotografen verwendet wurde. Insofern nichts besonderes. Marginal interessanter ist die Aufnahme, die
uns den Straßenzug der Rudolf-Harbig-Straße offeriert. Der Wohnblock ganz links ist tatsächlich der einzige des Gesamtensembles, der heute nicht mehr existiert.
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Aufnahme <= 1970 Sammlung Matthias Gleisner
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Aufnahme <= 1969 Archiv der Stadt Senftenberg
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Das Haus fiel erst vor einigen Jahren der Abrißbirne zum Opfer. Glaube ich zumindest.
Und wenn ich nicht irre, drohte auch dem Wohnblock, der sich direkt an das "Stadt Senftenberg"
anschließt, das Gleiche. Das Schicksal meinte es jedoch gut mit dem Haus. Und auch den ganzen
anderen Blöcken, die dieses homogene Wohngebiet bilden.
In welchem Zeitraum dieses errichtet wurde, entzieht sich aktuell meiner Kenntnis. Sehr wahrscheinlich
Anfang der 50er Jahre. Auf dem nachfolgenden Foto, daß aufgrund seiner Provenienz auf <= 1954, vielleicht
sogar genau 1954, datiert werden kann, sieht man, daß der Block im Vordergrund bereits bezogen war,
während das Haus ganz am Ende noch leere Fensterhöhlen aufweist.
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Aufnahme <= 1954 Archiv der Stadt Senftenberg
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Der Standort des Fotografen wird heute durch eine Straße belegt. Ob diese zum damaligen Zeitpunkt
schon existierte, lässt sich anhand des Fotos nicht nachweisen.
Aufnahme <= 19?? Archiv der Stadt Senftenberg
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Das Datum der letzten Aufnahme für heute liegt im Dunkeln. Ich gehe davon aus, daß es sich um das jüngste Foto des heutigen Reigens handelt.
Mit Sicherheit nach 1965 aufgenommen wird uns hierauf ein Blick in die Gegenrichtung geboten. Wir erkennen hier, wenn man genau hinschaut, auch
ein kleines Wartehäuschen, das damals von den Nutzern der Stadtbuslinien bzw. der Überlandlinien in Richtung Schipkau frequentiert wurde.
Wäre es nach dem Willen einiger Personen der Senftenberger Stadtverwaltung gegangen, dann würden sich demnächst an dieser Stelle die
Baukräne drehen. Irgendjemand hielt es für eine Super-Idee, die Fläche zwischen den beiden Wohnblöcken zu verkaufen und damit den Weg zur
Errichtung von Wohnbauten freizugeben. Wer sich die im vorigen Jahr dazu kursierenden Planzeichnungen angeschaut hat, wird mir zustimmen, daß
das eine ziemliche Schnapsidee war. Wenn man dann das Ganze vor Ort in Augenschein nahm und sich die geplanten Neubauten dort hinein dachte,
musste man sehr schnell zu dem Schluß kommen, daß diese weder räumlich noch optisch in dieses historische Ensemble passen würden. Glücklicherweise
ließ sich bei den Entscheidern keine Mehrheit für diese Idee finden.
Und so blieb das Wohngebiet von einer Verschandelung verschont. Wobei ich sagen muß, daß aus meiner Sicht mit der Veräußerung des ehemaligen Planetariums,
oder besser gesagt: dessen Umfunktionieren in ein Einfamilienhaus, bereits eine negative Entwicklung stattfand. Meiner Meinung nach, hätte man das Gebäude,
das sich auf dieser Fläche befindet, aber ursprünglich gar kein Bestandteil des Ensembles war, lieber abreissen sollen... Die jetzigen Eigentümer haben,
um sich das Gebäude irgendwie bewohnbar zu gestalten, notgedrungen Veränderungen daran vorgenommen. Und die führten dazu, daß es nun wie ein kleines Atomkraftwerk
aussieht.
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