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Nicht das Krankenhaus am Rande der Stadt sondern der Tagebau am Rande der Stadt ist das heutige
Thema. Daß das Ganze eher Bergbautechnisch ausgerichtet ist, dürfte einleuchten. Trotzdem bediene ich mit den
aktuellen Ansichtskartenmotiven gleich zwei Subarchive. Natürlich den Bergbau-Teil, aber auch
den Teil Senftenberg denn auf einigen Aufnahmen kann man Teile der rückwärtigen
Calauer Straße erkennen. In den seltenen Fällen, in denen man tatsächlich einmal eine Bergbau-Aufnahme ziemlich exakt
verorten kann, tendiere ich dazu, die Stücke in die konkreten Subarchive einzuordnen.
Der heutige Ausflug führt uns in den Tagebau "Friedrich Ernst" der Halleschen Pfännerschaft. Dieser befand sich
im Nordwesten Senftenbergs und fraß sich kontinuierlich südwärts, was man auf den hier versammelten Aufnahmen teilweise
nachvollziehen kann.
In allen Fällen sehen wir einen Doppeltorbagger der Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft (LMG). In der Mehrzahl
sehen wir hier ein und denselben Bagger, was man an der aufgemalten 1 erkennen kann.
Es ist sogar möglich, daß auch das Großgerät ohne die 1 der selbe Bagger ist, jedoch fotografiert vor der Nummerierung
und einer kleinen Umbaumaßnahme (Anbau am Heck). Meine Hand würde ich dennoch nicht für diese Theorie ins Feuer legen.
Bei den ersten beiden Bildern handelt es sich zum Einen um eine klassische Postkarte und zum Anderen sehr wahrscheinlich
um ein Firmenfoto. Der Aufdruck LMG läßt diesbezüglich kaum einen Zweifel. Zeitlich ordne ich die Aufnahmen vor den
restlichen ein, da man hier zwar schon Bebauung im Hintergrund erkennen kann, von den sicher identifizierbaren Bauten der Calauer
Straße sind wir aber noch um einiges entfernt.
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Kunstverlag Reinhard Rothe, Meissen. R 33128 Echte Photographie Nr. 1682 Aufnahme <= 1935 Sammlung Fred Förster
LMG G872/106 Aufnahme <= 19?? Sammlung Detlef Krumm
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Kunstverlag Reinhard Rothe (F. Mühlbach), Meissen. R 71593 Echt Photo Nr. 1696 Aufnahme <= 1935 Sammlung Fred Förster
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Photo-Atelier Ernst Wenzel, Senftenberg, Calauerstr. 13, Tel. 283 Echte Photographie c 557 Aufnahme <= 1935 Sammlung Norbert Jurk
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Kunstverlag Reinhard Rothe (F. Mühlbach), Meißen R 4672 Echte Photographie Nr. 1684 Aufnahme <= 1935 Sammlung Matthias Gleisner
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Aufnahme <= 1935 Sammlung Detlef Krumm
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Die letzte Ansichtskarte, deren Motiv wir schon in einer
beschnittenen Variante aus dem Leporello "10 Bildchen von
Senftenberg" kennen, demonstriert uns erneut, wie dicht
man zu damaliger Zeit an die Wohnbebauung heranbaggerte.
Außerdem kann man erkennen, daß der Bagger neben dem
Tiefschnitt gleichzeitig oder im Wechsel auch im Hochschnitt
baggerte. Wobei es sich hier nicht wirklich um einen
Hochschnitt, sondern vielmehr um einen waagerechten
Schnitt handelte. Mit der kurzen Eimerleiter rechts wurde
die Rasensohle abgetragen und damit gleichzeitig das Planum
bereitet, also die Fläche auf der sich der Bagger in der
Folgezeit bewegte.
Bei der überaus engen Nachbarschaft zwischen Senftenberger
Bevölkerung und dem aktiven Tagebaubetrieb braucht man sich
über rechts abgebildete Bekanntmachungen in der Lokalpresse
nicht wundern.
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Kunstverlag Reinhard Rothe, Meißen R6133 Aufnahme <= 1935 Sammlung Detlef Krumm
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Senftenberger Anzeiger (1935)
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Die Eimerkettenbagger
Th. Krauth, Karlsruhe in "Handbuch des Maschinenwesens" (1937)
Im Gegensatz zum Löffelbagger stellt der Eimerkettenbagger kein Universalgerät für die verschiedensten Bodenarten dar.
Er ist vielmehr das typische Hochleistungsgerät für die leichteren Bodenarten der mitteldeutschen Tiefebene, wobei er
allerdings als Hoch- und Tiefbagger in gleicher Weise verwendet werden kann. Er hat seine Heimat in Deutschland und
wurde in den ersten 20 bis 25 Jahren nach seinem Entstehen bei den großen Erdarbeiten beim Ausbau des deutschen Eisenbahnnetzes
und dann hauptsächlich im Kanalaushub bei Ausbau der norddeutschen Wasserstraßen verwendet. Nach dem vorläufigen Abschluß
des Bauprogrammes für die Wasserstraßen anfangs des Jahrhunderts traten für die Eimerkettenbagger andere Arbeiten auf, indem
es mit Hilfe dieser Geräte möglich wurde, die bis dahin in der Hauptsache im Tiefbaubetrieb gewonnene Braunkohle in wirtschaftlichem,
gegenüber der Steinkohle wettbewerbsfähigen Tagebaubetrieb zu erschließen. Die Umstellung auf den Tagebaubetrieb verschaffte
der Braunkohlenindustrie einen ungeahnten Aufschwung; sie verlangte aber mit der Zeit eine immer weiter fortschreitende
Vergrößerung und Vervollkommnung der Eimerkettenbagger, die heute in größtem Umfang beim Abräumen des Deckgebirges der
Braunkohlentagebaue und bei der Gewinnung der Braunkohle selbst verwendet werden und von hier aus, allerdings vereinzelt,
auch nach Nordamerika, Australien und Rußland gekommen sind.
Bei den wenige Jahre nach dem Weltkrieg wieder aufgenommenen großen Wasser-, hauptsächlich Kanal- und Binnenhafenbauten
haben jetzt wieder in Wechselwirkung die durch die Braunkohlenindustrie vervollkommneten Eimerkettenbagger der Bauindustrie
wertvollste Dienste geleistet und zu dem Gelingen der großen Bauvorhaben in hervorragender Weise beigetragen.
Beim Eimerkettenbagger wird der zu baggernde Boden durch Eimer, die auf einer endlosen, über einen oberen und unteren
Turas laufenden Kette angebracht sind, abgegraben. Bei der Umkehrung über den oberen Turas entleeren die Eimer durch
einen Schüttrumpf in die darunter stehenden Förderwagen oder auf ein Förderband.
Während des Grabens fährt der Träger der Leiterkonstruktion, der Bagger, die Baggerstrosse entlang. Da bei den Normal-Bauarten
die Leiter nicht schwenkbar ist, ist der Grabvorgang starr mit der Fahrtrichtung verbunden. Der Bagger kann sich daher nicht
wie die Löffel- oder Greifbagger freischneiden.
Der Eimerkettenbagger gehört zu den stetig (ununterbrochen) arbeitenden Baggern. Er wird auf Schienen und Raupen laufend
ausgeführt. Als Antriebmittel kommen sowohl Dampf und Elektrizität als auch Benzin und Rohöl in Frage.
Das Arbeitsspiel des Eimerkettenwagens wickelt sich folgendermaßen ab:
1. Die Hauptbewegung ist die Bewegung der Kette. Im Gegensatz zum Naßbagger und zu den älteren Trockenbaggern sind die
Eimer der Trockenbagger mit wenigen Ausnahmen offen; sie schneiden und füllen sich die ganze Böschung entlang und nicht nur am
Unterturas und laufen gefüllt auf der Unterseite der Eimerleiter entlang.
2. Um schneiden zu können, muß eine Zusatzbewegung zum Kettenlauf hinzutreten; die Eimerkette wird hierzu durch Absenken der
Leiter "eingehängt".
3. Mit diesen zwei Bewegungen der Kette würde nur eine Rinne gegraben werden. Es muß als dritte Bewegung die Fahrbewegung hinzutreten,
um vom "Anschneiden" bis zur tiefsten Leiterstellung eine Prisma abzutragen. Diese Bewegung entspricht dem Scheren beim Naßbagger.
4. Weitere Schnitte bedingen als vorhergehende vierte Bewegung noch das Gleisrücken, das entsprechend dem Pflügen des Naßbaggers
hinzukommt.
Die Eimerkettenbagger können nach verschiedenen Gesichtspunkten eingeteilt werden:
I. nach der Art der Fahrbewegung in:
1. Gleisbagger,
2. Raupenbagger;
II. nach der Art der Beladung der Förderwagen in:
1. Seitenschütter,
a) mit unmittelbarer Schüttung,
b) mit mittelbarer Schüttung (durch schwenkbares Förderband);
2. Portalbagger,
a) Eintor- (Einportal-) Bagger,
b) Doppeltor- (Doppelportal-) Bagger;
III. nach der Lage des Planums in:
1. Tiefbagger,
2. Hochbagger,
3. Verbundbagger (Hoch- und Tiefbagger),
4. Schwenkbagger (Hoch- und Tiefbagger;
IV. nach der Führung der Eimerkette in:
1. Bagger mit durchhängender Kette,
2. Bagger mit teilweise geführter Kette,
3. Bagger mit geführter Kette;
In I und II werden grundsätzliche Verschiedenheiten der Bagger gekennzeichnet, in III und IV dagegen nur vorübergehende,
da die meisten Bagger mit geringer Umänderung sowohl als Hoch- und Tiefbagger, als auch mit verschieden geführter Kette arbeiten
können. Nur die Schwenk- und Verbundbagger sind Sonderkonstruktionen.
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