Bleibt in Fortsetzung des Themas der Vorwoche nachzutragen, wieso das Dorf Sorno heute nicht mehr existiert. Jedem, der sich nur annähernd mit der Geschichte der Niederlausitz beschäftigt hat, ist natürlich klar, daß es hierfür eigentlich nur einen Grund geben kann: Die Inanspruchnahme durch den Braunkohlenbergbau. Sorno war nicht die erste und auch nicht die letzte Ansiedlung in unserer Gegend, die dem "schwarzen Gold" geopfert wurde. Die Begehrlichkeiten an der unter dem Dorf liegenden Kohle wurden schon lange vor der finalen Abbabggerung des Ortes geweckt. Bereits 1914 begann die Ilse Bergbau AG damit, Grundstücke in diesem Gebiet aufzukaufen. Zunächst bearbeitete man schwache und verschuldete Bauern dahingehend, ihren Grund und Boden an die Ilse abzutreten. Später folgten die wirtschaftlich besser gestellten Bauern. Immerhin waren die Kaufverträge so gehalten, daß sämtliche Bauern ihre ehemaligen Flächen kostenlos weiter nutzen durften. Bis zu dem Zeitpunkt der tatsächlichen Inanspruchnahme durch das Bergbauunternehmen. Bis 1920 gelang es dem Bergbaubetrieb in Sorno 114 ha und in Rosendorf 36 ha Boden aufzukaufen. Nach einer mehrjährigen Pause intensivierte die Ilse Mitte der 1920er Jahre die Landankaufsbemühungen wieder. 1930 besaß die Ilse in Sorno mittlerweile fast 400 ha und bis 1943 gelang es ihr noch weitere 280 ha hinzuzuerwerben. Damit konnte sie ihren Anteil an der Gemeindegemarkung auf über 76% schrauben. Die tatsächliche Inanspruchnahme der Flächen begann mit dem Aufschluß des Tagebaus Ilse-Ost. Zwar war zu Beginn der bergbaulichen Tätigkeiten noch lange nicht an die Abbaggerung des Dorfes zu denken, jedoch machte sich der Wasserentzug durch die notwendigen Entwässerungsarbeiten für den Tagebau relativ schnell bemerkbar. Die Ilse zahlte daraufhin ab 1930 Entschädigungen wegen Grundwasserabsenkungen. Einige Ausführungen zum Tagebau Ilse-Ost machte ich schon an dieser Stelle. Die Informationen stellten damals primär auf die erste Förderbrücke im näheren Senftenberger Raum ab, die man auf einer Reihe von Ansichtskarten sehen kann. Heute kann ich zwei weitere Stücke zu diesem Kanon beisteuern...
Wie man auf nachfolgender Grafik erkennen kann, bewegte sich die Grube über viele Jahre in nördliche Richtung. Letztlich befand sich der Drehpunkt des Tagebaus am westlichen Rand von Sorno. Über 10 Jahre drehte man sich in Uhrzeigerrichtung immer weiter Richtung Sorno/Rosendorf. Die Umsiedlung der Bewohner erfolgte Anfang der 1970er.
Der Tagebau Sedlitz nahm die Ortslagen beider Dörfer bis 1972 für die volkswirtschaftlich notwendigen Zwecke bergbaulich in Angriff heisst es lapidar
in der Chronik "Sorno-Rosendorf. Aus der Vergangenheit zweier Lausitzer Dörfer". In derselben Publikation hatte man zuvor übrigens nicht versäumt, darauf hinzuweisen,
wie schlimm und menschenverachtend man die Geschäfte der landaufkaufenden kapitalistischen Bergbauunternehmen bewertete. Damit stand der Verfasser in bester
Tradition jener unsäglichen Abhandlungen zum Niederlausitzer Bergbau eines Dr. Frank Förster. Und weiter: Die ehemaligen Einwohner werden jedoch in ihren
neuen Wohnorten der Entwicklung und weiteren Verbesserung ihrer Lebensweise teilhaftig werden, die sich stets in einer glücklichen und friedlichen Zukunft vollziehen möge.
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In der Grafik oben habe ich nicht nur das Dorf Sorno markiert, sondern zudem eine Baulichkeit,
die bereits viele Jahre vor Sorno demselben Tagebau zum Opfer fiel: Die Wolschingmühle
(gerne auch mal Wolschingsmühle, Wolschings Mühle oder Wolschinksmühle, man legte sich da nicht so fest...)
südlich von Sedlitz. Relativ wenig ist bekannt über diese Wassermühle an der Sornoer Elster.
Ganz zu schweigen von irgendwelchen bildlichen Eindrücken.
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Verlag August Lukas, Sedlitz,
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