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Wir bleiben in dieser Woche noch einmal beim nassen Element, dem Wasser. Selbiges hat zuweilen auch negative Nebenwirkungen wie ein Beispiel aus der
Senftenberger Geschichte zeigt, als im Juni 1926 die Elster großflächig über die Ufer trat und damit die einheimische Bevölkerung über einen Zeitraum von
zwei Monaten beschäftigte.
Die Auswirkungen dieses Naturschauspiels sind anhand der damaligen Lokalpresse anschaulich dokumentiert, weshalb ich im Großen und Ganzen auf die Berichterstattung des Senftenberger Anzeigers zurückgreifen kann. Flankiert wird der Text durch sieben Fotografien, die einen kleinen Einblick in das Außmaß der Überflutung und die damit verbundenen "Rettungsaktionen" geben. |
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- Senftenberg, 16.Juni. (Hochwasser in der Elster.) Das überall auftretende Hochwasser hat auch unsere Gegend nicht verschont. In den Morgenstunden des heutigen Tages stieg das Wasser so stark, daß die Elster ihr altes Bett verließ und das Vorland bis zu den Dämmen überschwemmte. Der Wasserspiegel hob sich in 2 Stunden ca. 60 Zentimeter. Das Restaurationsgebäude des Elsterbades ist zwar nicht gefährdet, obgleich das Wasser schon erheblich in die unteren Räume eingedrungen ist. Gleichfalls ist das Birkenwäldchen sowie die an der Sornoer Elster gelegenen Schrebergärten und die Vorlandwiesen stark überschwemmt. Der bisherige Schaden ist nicht erheblich, jedoch bemwerkenswert. Man rechnet mit einem weiteren Steigen des Wassers.
- Senftenberg, 17.Juni. Das Hochwasser in der Schwarzen Elster hält immer noch an und ist
seit unserm letzten Bericht noch erheblich gestiegen. Der Wasserspiegel hat sich bis gestern abend auf 1,10 Meter über
den Normalstand gehoben. In den Abendstunden des gestrigen Tages waren auf den Dämmen sehr viele
Spaziergänger zu beobachten, welche sich den Anblick der Wassermassen nicht entgehen lassen wollten.
Der Schaden ist größer als wir ursprünglich annahmen. Am empfindlichsten werden die Pächter der Schrebergärten des
Vereins Heimatruh betroffen. Manche mühevolle Stunde nach Feierabend ist vergeblich gewesen. Dazu kommen noch die
Kosten für Sämereien, Pflanzen usw. Bei weiterem Anhalten des Hochwassers dürften auch die unter Wasser stehenden
Kartoffel- und Roggenbeete Schaden leiden. Das Gras der überschwemmten Vorlandwiesen, besonders an der Sornoer
Elster, ist gleichfalls für Futterzwecke unbrauchbar geworden. Schäden an den Dämmen sind noch nicht zu bemerken.
Das Wasser drückt jedoch schon auf den rechtsseitigen Wiesen in der Nähe des Eisenbahndamms, durch. Wie ältere Leute
zu erzählen wissen, war unsere Gegend in früheren Zeiten während der Schneeschmelze und auch bei Wolkenbrüchen in
den Sommermonaten des öfteren von Hochwasser bedroht gewesen.
- Senftenberg, 18.Juni. Das Hochwasser der Schwarzen Elster hält mit unverminderter
Stärke an. Der Wasserspiegel hat sich seit Donnerstag Nachmittag um weitere 30 Zentimeter gehoben und hat somit
eine bedenkliche Höhe erreicht. Die Wassermassen dringen jetzt mit Schnelligkeit in die Buchwalder Felder ein,
weil die Schwarze Elster das Wasser der Sornoer Elster wegen der höheren Lage des Wasserspiegels nicht aufnehmen
kann und durch den Binde- und Salzgraben zurückflutet. - Am Eingang des Dorfes Buchwalde strömt das Wasser durch
die Röhrenbrücke gleichfalls zurück und hat auch hier Wiesen und bestellte Felder unter Wasser gesetzt. An der
Amtsmühle reicht es bis an den sogenannten Schwarzen Weg, dicht bis an die Dresdener Straße heran. In den
Schrebergärten des Vereins Heimatruh ist alles überschwemmt. Es ragen nur noch die Kronen der jungen Bäumchen
und die oberen Teile der Lauben aus dem Wasser. |
Aufnahme = 06.1926
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Um wenigstens die Ueberreste zu retten, wurde heute morgen gegen 7 Uhr die hiesige Freiwillige Feuerwehr durch die Sirene alarmiert. Der Sprungturm des Vereins für volkstümlichen Wassersport hatte sich an der Eisenbahnbrücke festgesetzt; während die zerbrochene massive Brücke des Elsterbades am Eisbrecher der gleichfalls schon bedrohten Niemtscher Brücke hängen geblieben ist. |
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Aufnahme = 18.06.1926
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Durch sofort in Angriff genommene Bergungsarbeiten konnten die Brückenreste in Sicherheit gebracht werden. Mit der Bergung des Sprungturmes ist man bei Abgang dieses Berichtes noch beschäftigt. Stark beschädigt wurde noch die Rutschbahn im Elsterbad die, da man nicht heran kann, Gefahr läuft, unterzugehen oder wegzuschwimmen. Gleichfalls gefährdet ist die Fußgängerbrücke zum Elsterbad und die Fußgängerbrücke von Grube Marga nach Niemtsch. Die Mitglieder der Feuerwehr Grube Marga und hilfsbereite Einwohner sind dort beschäftigt, die heranschwimmenden Balken und Bretter herauszufischen, um zu verhindern, daß die eigene Brücke weggerissen und größerer Schaden am Wehr hinter Brieske vermieden wird. - Grube Marga-Brieske, 18.Juni. Wie uns soeben unser an die gefährdeten Dammstellen entsandte Sonderberichterstatter mitteilt, besteht unterhalb des Dorfes Brieske an 5 Stellen die Gefahr eines Dammbruches. In einzelnen Abschnitten reicht das Hochwasser kaum noch eine Handbreit bis an den Dammweg. Alle Landwirte des Dorfes Brieske leisten Spanndienste. Am schwierigen Hilfswerk beteiligen sich weiterhin noch die Freiw. Feuerwehren von Grube Marga und Brieske. Die Ilse Bergbau hat gleichfalls eine 30 Mann starke Hilfskolonne an die Gefahrstellen entsandt. Die aufgestellten Meßgeräte zeigten in den späten Vormittagsstunden ein Steigen des Hochwassers um 2 Zentimeter in 25 Minuten an. Wenn nicht ein baldiges Fallen des Wassers eintritt, ist für die dortige Gegend das Schlimmste zu befürchten. |
Aufnahme = 18.06.1926
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