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Von Reppist nach Sedlitz sind es nur ein paar Katzensprünge. Sedlitz hatte bezüglich der Inanspruchnahme durch den Tagebau vergleichsweise Glück. Der Ort wird auf alten Postkarten teilweise auch Grube Anna-Mathilde genannt. Bei Anna-Mathilde handelte es sich um einen Ortsteil von Sedlitz.
Von 1938 bis 1980 kratzte der Tagebau Sedlitz im Osten immer mal wieder an dem kleinen Ort, wobei die Dörfer Sorno und Rosendorf komplett devastiert wurden. Beginnend 1986 drohte die Gefahr dann von Westen... der Tagebau Meuro fraß beim Abbau des Teilfeldes Großräschen nicht nur Großräschen-Süd und Bückgen sondern auch Sedlitz-West, das frühere Anna-Mathilde.
Kunstanstalt, Max Zibell,
Berlin N.58,
Franseckistr. 42
Aufnahme <= 19??
Sammlung Theodor Restel

Nicht viel besser als Sauo und Rauno erging es unserem heutigen Etappenziel - Reppist.
Nur noch wenige (unbewohnte) Häuser und Betriebsstätten der Deutschen Bahn zeugen von der im Jahre 1986 unter den Bagger gekommenen Gemeinde.
Meine persönlichen Erinnerungen an Reppist beschränken sich auf das Ende der 70er Jahre. Aller zwei Wochen wurden wir Schüler aus Brieske mit dem Bus zum obligatorischen PA-Unterricht nach Reppist und zurück gekarrt. Der Unterricht fand in einem, zur Lehrwerkstatt umfunktionierten, alten Fabrikgebäude statt, in welchem wir bei Herrn Döhler das Feilen lernten.
Photogr. u. Verlag v. Hermann Meyer
Senftenberg N/L.
Aufnahme <= 1901
Sammlung Theodor Restel

Das gleiche Schicksal wie Sauo erlitt auch die Nachbargemeinde Rauno. Erstmals 1925/26 wurden Teile der Bevölkerung umgesiedelt, weil die die Ilse Bergbau AG das Land beanspruchte. Anfang der 80er Jahre versank auch noch der Rest von Rauno für immer im Tagebau Meuro.
Verlag v. M.Schnieder
Lit. B. No.2541
Aufnahme <= 1902
Sammlung Irene Uhlmann

Nur wenige Kilometer nördlich von Meurostolln lag einst die Gemeinde Sauo - unsere heutige Station auf der Reise durch den www.gruss-aus-senftenberg.de - Mikrokosmos. Zur Zeit der Entstehung von AK_Son 020_1 hatte Sauo seine Blütezeit noch vor sich: Aufgrund des großen Angebotes an Arbeitsplätzen in den Tagebauen und Brikettfabriken der Umgebung wuchs die Bevölkerung bis zum Jahre 1929 auf über 1600 Menschen an. Der Verursacher dieses Aufstiegs war aber gleichzeitig auch der Totengräber des kleinen Örtchens. 1971 verschwand Sauo für immer von der Landkarte. Die Bewohner, die noch von der Umsiedlung (zumeist nach Senftenberg) betroffen waren, wurden durch dieses lapidare Schreiben (Seite 1, Seite 2) auf das Unabwendbare "vorbereitet".
Im Vergleich dazu werden heutzutage Familien, die von Umsiedlung betroffen sind, von den Bergbauunternehmen die sprichwörtlichen goldenen Wasserhähne installiert.

Kunstanstalt, Max Zibell, Berlin N.58,
Franseckistr. 42
Aufnahme <= 1913
Sammlung Irene Uhlmann
Zunächst möchte ich mich herzlich für die Glückwünsche zur 400. archivierten Karte bedanken. Den dabei aufgestellten Mutmaßungen in Richtung eines Buches muss ich jedoch derzeit eine Abfuhr erteilen. Klar wäre es manchmal schön, die gesamte Sammlung zwischen zwei Buchdeckeln komprimiert zur Hand zu haben, wenn einmal der Strom ausfällt oder kein Internetzugang in der Nähe ist, aaaaaaaaber...
Mein (in diesem Fall) pathologischer Perfektionismus ist einer der Gründe, warum ich das Projekt momentan nicht in diese Richtung forciere. Ich könnte mir nichts Schlimmeres vorstellen, als wenn kurz nachdem das Buch in den Druck gegangen ist, eine oder gar mehrere neue Karten auftauchen würden. Das wäre der GAU!

Man kann zu der hier praktizierten Art der Präsentation stehen wie man will, aber es gibt unbestritten Vorteile. Nicht nur, dass jederzeit das Archiv erweitert werden kann, auch findet jetzt schon für die meisten unbemerkt das eine oder andere Update in Form neuer Jahreszahlen statt. Bei einem produzierten Buch ist dies nicht mehr möglich.
Aber mal sehen, wie ich in einem Jahr darüber denke...
Zurück zum eigentlichen Thema! Wir setzen unsere Reise durch das www.gruss-aus-senftenberg.de-Revier in nordwestlicher Richtung fort und besuchen heute Meurostolln, oder Meurostollen, wie man auch manchmal lesen kann. Ich verweise jetzt schon einmal blind auf den unweigerlich kommenden Kommentar meines Vaters, um die Entwicklung dieser Industrieansiedlung hin zu einem Stadtteil von Senftenberg nachzulesen.


Verlag u. Photographie von Hermann Meyer,
Senftenberg N.L.
Lit. B. No. 3045
Aufnahme <= 1906
Sammlung Theodor Restel
Karten wie die rechts abgebildetete AK_SFB 298_1 nennt man in Sammlerkreisen Lithografie oder nur kurz "Litho". Diese erfreuen sich bei einigen Fans sehr großer Beliebtheit und werden teilweise zu sehr hohen Preisen gehandelt. Bei meinen Recherchen zur Bedeutung dieser Bezeichnung konnte ich einen eigenen Denkfehler korrigieren. Bis dato glaubte ich nämlich, dass alle Karten, die nicht so aussehen, keine Lithografien wären. Das ist jedoch falsch. Lithografie bezeichnet nicht den Grafikstil, sondern die Drucktechnik! Das heisst, dass Karten nicht unbedingt diesen einfachen, fast comic-artigen Stil haben müssen, um als Lithografie zu gelten.
Ich muss gestehen, dass auch ich immer mehr Gefallen an dieser Art der Gestaltung finde und immer wieder staunen muss, wie modern, man könnte fast sagen "poppig" die Schriftzüge "Gruss aus..." umgesetzt wurden. Wir sprechen hier immerhin von den Jahren 1895 bis 1905, in denen dieser Stil offensichtlich sehr beliebt und weit verbreitet war.
Die gestern angedeutete Reise durch das www.gruss-aus-senftenberg.de - Revier bestreiten wir also ausschliesslich mit Karten dieser "Machart". Der Ausgangspunkt unserer Reise ist natürlich Senftenberg. Das es sich dabei gleichzeitig um die 400. archivierte Karte handelt, hat ja nun auch jeder mitbekommen, oder?
Verlag v. G.R. Ziethe.
Winkler & Voigt, Leipzig
No. 1046
Aufnahme <= 19??
Sammlung Theodor Restel
Im Jahre 1916 erschien nebenstehende Anzeige im Senftenberger Anzeiger.
Gemeint waren die beiden untenstehenden Exemplare. Darüber hinaus noch hunderte andere, die jedoch damals für den Senftenberger Anzeiger genauso irrelevant waren, wie heutzutage für www.gruss-aus-senftenberg.de.

Die kartografische Anstalt Wona-Verlag (ich habe bislang noch nicht herausgefunden wofür Wona steht) veröffentlichte ab 1916 Postkarten, die weniger zum Verschicken gedacht waren sondern (auch) einen pädagogischen Effekt hatten. Die dafür verwendeten Landkartenausschnitte liefern eine sehr detailgetreue topographische Darstellung der jeweiligen Umgebung. Sie geben Aufschluss über alte Bahn- und Straßenverbindungen, die vielerorts nicht mehr existieren. Besonders in unserer Gegend mit seiner Tagebauvergangenheit sind die Karten letzte Zeugen vom Braunkohlenbergbau devastierter Orte.
Das zugrundeliegende Kartenmaterial muss jedoch weit älter als 1916 sein, denn von Grube Marga ist weit und breit nichts zu sehen.
Damit ein jeder auch alle Details gut erkennen kann, habe ich im heutigen Falle auf das watermarking der großen Grafiken verzichtet.

723
Bearbeitet u. herausgegeben v. Wona-Verlag
(R.Hauschting) Königswartha (Amtsh. Bautzen)
Lith. v. Hennig u. Grasmück, Leipzig
Aufnahme <= 1916
Sammlung Irene Uhlmann
Wona-Karte 724 Senftenberg
Bearbeitet u. herausgegeben v. Wona-Verlag
(R.Hauschting) Königswartha (Amtsh. Bautzen)
Lith. v. Hennig u. Grasmück, Leipzig
Aufnahme <= 1916
Sammlung Irene Uhlmann
Auf der bildabgewandten Seite der Karten ist noch folgender Hinweis zu finden:
Jede K. ist nummeriert (siehe Mitte d.K.). Die Zahlen auf d. Rand bezeichnen die Nrn. d. angrenzenden Karten.
Mehrere K. können durch gumierte Leinwand od. Papierstreifen zu einer zusammenfaltbaren Landkarte (gesetzlich geschützt) vereinigt werden.


So ganz hundertprozentig funktioniert dies selbst mit digitalen Mitteln nicht, wie man weiter unten sehen kann. Ein Grund hierfür könnte sein, dass ich dummerweise zwei Karten erwischt habe, die aus unterschiedlichen Auflagen stammen. Die Differenzen in der Farbgebung und in Details auf der bildabgewandten Seite, legen zumindest diesen Verdacht nahe.
Der Kartenausschnitt kommt nicht von ungefähr... Damit möchte ich illustrieren, welchen geografischen Rahmen ich mit www.gruss-aus-senftenberg.de abdecken will, oder besser gesagt, an welche Orte ich mit historischen Postkarten erinnern möchte. Dieses Gebiet ist in der Grafik optisch hervorgehoben.
Der ursprüngliche Plan umfasste ja lediglich Senftenberg/Senftenberg II und Grube Marga (welche wie schon gesagt, auf der Karte gar nicht enthalten ist). Mit der Zeit gelangte ich aber auch an Ansichtskarten aus weiteren Orten der näheren Umgebung, die ich natürlich auch in das Projekt einfliessen lassen möchte. Damit wurde der geplante Rahmen gesprengt und sukzessive erweitert.
Ob später eine weitere Vergrößerung des "Reviers" erfolgt, hängt maßgeblich davon ab, ob mir Karten aus Orten wie Bückgen/Grube Ilse, Großräschen, Annahütte, Klettwitz usw. usf. zur Verfügung gestellt werden. Ich selbst plane derzeit nicht, diese Orte aktiv zu "besammeln", weshalb ich in jedem Fall dort auf fremde Hilfe angewiesen bin.

Obige Grafik soll für die nächsten 7 Tage ein Aufhänger für eine kleine Serie sein. Mit Hilfe spezieller Karten möchte ich den Besucher von www.gruss-aus-senftenberg.de mit auf die Reise durch einige Orte unseres Reviers nehmen.