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Die Idee ist nicht neu. Ich praktizierte das in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal... Doch für die nächsten Wochen wird das Verfahren Usus. Ich werde in der nächsten Zeit dazu übergehen, die Seite nur noch einmal in der Woche, nämlich Sonntags, zu aktualisieren. Dann jedoch gleich mit einem ganzen Schwung neuer Motive, die thematisch zusammengehören. Dabei wird es in der Mehrzahl der Fälle zuvorderst jeweils eine geografische Gemeinsamkeit geben, was aber letztlich auch eine thematische Klammer um die Abbildungen darstellt. Dazu werde ich das Senftenberger Stadtgebiet eine Zeit lang verlassen und stattdessen die nähere Umgebung abgrasen.
Sollte die Frequenz von durchschnittlich einer Karte/Tag ernsthaft gefährdet sein, da ggf. nicht genügend Motive zur Verfügung stehen, springe ich bei Bedarf unter der Woche mit einem Lückenfüller ein.
Hintergrund der ganzen Aktion ist der, dass ich momentan nicht mehr so richtig weiss, wo mir projekttechnisch der Kopf steht, da viele Aktionen parallel zu koordinieren sind. Darüberhinaus bekam ich gestern die Mitteilung, dass mein neuer Rechner, [Ironiemodus: AN] den ich mir mit Hilfe des ganzen Geldes, das ich mit diesem Projekt verdiene [Ironiemodus: AUS] leisten konnte, in Kürze geliefert wird. Bei all der Spezialsoftware, die ich so im täglichen Leben benötige, wird es eine Weile dauern, bis die Kiste halbwegs gängig ist.

Und los geht es mit meiner "alten Liebe" Grube Marga...

Grube Marga. Entstehung und Entwicklung

Von H. Latzke (aus Senftenberger Anzeiger (1925))
Da, wo heute die schmucke Kolonie Grube Marga, die mit ihren 4000 Einwohnern zu den größeren Orten des Kreises Calau gehört, emporgeblüht ist, war vor noch nicht langer Zeit, ja man kann wohl sagen bis in die Gegenwart hinein, ein Oedland, bestehend aus dürrem Flugsand und Sumpf. Ein ungeebneter Landweg verband die Stadt Senftenberg mit der Gemeinde Brieske, der aber zur Regenzeit kaum von Fußgängern begangen werden konnt. Noch zu Anfang unseres Jahrhunderts wäre es einem modernen Fahrzeuge unmöglich gewesen, auf diesem Wege bis nach Brieske vorzudringen. An seinen Seiten fristeten niedrige, breitästige Kiefern ihr dürftiges dasein, und in den nahen Sümpfen wuchsen Binsen und Riedgräser.
In der Gegend des Hörlitzer Geländes, dort, wo jetzt die Kohle abgebaut wird, bis hin nach dem Tagebau Viktoria 3, erstreckte sich der Skyroteich, genannt Spatzenteich, weil in seinen Rohrgewächsen ein großes Volk von Rohrsperlingen nistete, die dort ihr Unwesen trieben.
Als unsere Lausitz noch zum Sachsenlande gehörte, war der Teich im Auftrage des Kurfürsten Albrecht von Sachsen
Senftenberg
Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H.,
Grube Ilse N.-L.
R 22191
Aufnahme <= 1919
Sammlung Theodor Restel
1495 angelegt worden. Er war ungeheuer reich an Fischen, und an seinen Ufern balzte der Auerhahn, weshalb besonders August der Starke oft Gelegenheit nahm, nach Senftenberg zu kommen, um inder Gegend des Skyroteiches zu jagen und der Fischerei nachzugehen.

Ausschnitt aus der Schenk'schen Karte (1757)
Auch Mitglieder des preußischen Königshauses haben später öfter zu diesem Zwecke in unserer Gegend geweilt. So hat unser letzter Kaiser von der Oberförsterei Grünhaus bei Finsterwalde aus die Gegend bis zum Skyroteich hin, nach Auerhähnen jagend, durchstreift.
Den Teich selbst hatten drei Hörlitzer Bauern in den sechziger Jahren gepachtet, um Fischerei zu betreiben. Um dieselbe Zeit hat ein Posthalter von Senftenberg, mit Namen Schmidt, in Marga ein Gutshaus erbaut, zu welchem die kleinen Bauernhäuschen, die heut noch rechts der Landstraße am Eingange der Kolonie zu sehen sind, gehörten.
Senftenberg
Verlag Ilse-Wohlfahrtsges. m.b.H.,
Grube Marga N. L.
Junkers Luftbild-Zentrale, Leipzig
Aufnahme <= 1931
Sammlung Norbert Jurk
Dieser Gutshof war der Viktoriahof, der noch erhalten ist und nach Erneuerung jetzt als Werksdirektorwohnung dient. Ein Herr Suhle aus Halle hat das Gut von Schmidt übernommen, zu dem Zwecke, ein großes, ertragreiches Rittergut zu schaffen. Er ließ deshalb seine gesamten Felder drainieren und viele Abflußröhren legen, von denen manche beim Bau der Kolonie gefunden worden sind. Es war aber nichts mit dem großen Ertrag; denn die "Schwarze Erde", die der Gutsherr zu finden gemeint hatte, war nur Moor und Torf. Von Suhle hat dann der in unserer Gegend noch allgemein bekannte Herr Amtsvorsteher Hauer das Gut Viktoriahof erworben, von welchem die "Ilse-Bergbau" die ersten Kohlenfelder in der Gemarkung Brieske kaufte.

Das geschah in den Jahren 1904 bis 1905, und 1906 ist sogleich mit der Errichtung des Marga-Betriebes begonnen worden. In gewaltigen Ausmaßen und in großzügigster Form wurde das ganze Werk hingestellt, so daß es mit seinem Tagebau und seiner Brikettfabrik einen der größten Betriebe dieser Art in Deutschland darstellt und nur mit den neuen Riesenwerken im Rheinlande zu vergleichen ist.
Bei der Erschließung der Kohlenfelder war man in Marga vor ganz besonders schwere Aufgaben gestellt worden, wie dasselbe bei keinem anderen Tochterwerk der "Ilse" in dem Maße der Fall gewesen ist. Wie die Braunkohle in der Urzeit entstand, weiß ja heut jedes Kind, das zu erörtern soll hier nicht die Aufgabe sein. Es sei nur das eine aus der Entstehungsgeschichte der Braunkohle erwähnt, daß bei dem Hin- und Herfluten der ungeheuren Wasser- und Eismassen das oben gelagerte Kohlenflöz im Elstertale vollständig wieder weggewaschen worden ist, und so ist es gekommen, daß in Marga nur das untere Kohlenflöz erhalten geblieben ist. Man stand deshalb vor einer riesigen Erddecke, die abgehoben werden mußte, um zu den Kohlen gelangen zu können. Auch hereinströmende Wassermassen wirkten äußerst hemmend auf den Abbau. Diese beiden schweren Aufgaben sind gelöst worden durch mächtige Sandbagger, die die größten ihrer Art sind, und durch die Anlage einer gewaltigen Wasserhaltung. Durch große technische Bauten und mit finanziellen Opfern sind Pumpen aufgestellt, die die Wassermassen in Röhren und Leitungen heben und dann zur Elster abfließen lassen.
Da der Tagebau von Anfang an auf Großabbau eingerichtet ist, gehört dazu auch eine Brikettfabrik, welche mit ihren 37 Pressen jeden Tag etwa 300 Waggon Brikett herstellen kann. Wer mit der Bahn von Senftenberg nach Ruhland fährt, wird die langen Verladeschuppen und vielen Gleisanlagen beobachten, die nötig sind, um die Erzeugnisse in Staatseisenbahnwagen verstauen zu können. Alle übrigen technischen Anlagen zur Brikettherstellung, wie das große Kesselhaus und die elektrische Zentrale mit ihren 6 Turbodynamos zu je 2000 PS und die mechanischen Werkstätten lernt man am besten auf einem Rundgang durch das Werk kennen.
So wie die "Ilse" für einen hochmodernen technischen Betrieb in Marga gesorgt hat, so sind von ihr auch soziale Wohlfahrtseinrichtungen geschaffen worden, die ihresgleichen suchen. An erster Stelle ist da die Wohnungsfürsorge zu nennen. Die Kolonie Marga, aus Sandboden emporgewachsen, ist eine "soziale Tat". Sie ist nach einem Plane des Architekten H. v. Mayenburg in niedersächsischem Stile erbaut worden, und welch freundliches, farbenprächtiges Bild die malerischen Häusergruppen bieten, ist schon von manchem Besucher bewundert worden. Jetzt, zehn Jahre nach ihrer Fertigstellung, ist sie mit den architektonisch schönen Gebäuden wie: Schule, Kirche, Gasthaus, Kaufhaus usw. und vor allen Dingen mit ihren gärtnerischen Anlagen eine schmucke Gartenstadt geworden, wie solche selten unter Vororten unserer Großstädte zu finden sein wird.
Senftenberg
Verlag der Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H.,
Grube Ilse, N.-L.
R 45151
177 250
Aufnahme <= 1915
Sammlung Andreas Schild
Senftenberg
Verlag der Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H.,
Grube Ilse, N.-L.
201682
Aufnahme <= 1914
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Senftenberg
Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H.,
Grube Ilse N.-L.
R 22192
Aufnahme <= 1919
Museen OSL
Senftenberg
Verlag der Ilse Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H.,
Grube Ilse, N.-L.
R 45158
177459
Aufnahme <= 1918
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Auch an gesundheitliche Einrichtungen hat die "Ilse" bei ihrer Errichtung gedacht; denn Marga besitzt eine Hochdruckwasserleitung und eine Abwässerleitung, ja sogar eine Ferndampfheizung von der Fabrik her, für die öffentlichen Gebäude bestimmt, ist vorhanden. In den Familienhäusern, wovon eins immer hübscher als das andere aussieht, sind für die Arbeiter praktische Wohnungen geschaffen worden, die mit ihren gemütlichen Wohnküchen für den Bergmann und den Fabrikarbeiter einen angenehmen Aufenthalt nach des Tages Last und Hitze gewähren.

Trotz der hemmenden Einflüsse, welche die Kriegs- und Nachkriegszeit auf Industrie- und Kulturleben ausgeübt hat, ist die Entwicklung des Werkes und der Kolonie Marga nicht stehen geblieben. Durch den Bunkerbau im vergangenen Jahre hat die "Ilse" eine Neuerung eingeführt, die den Großabbau vervollkommnet. Die Kettenbahn mit ihren kleinen Kohlenwägelchen ist verschwunden; dafür sind elektrische Züge eingestellt worden, die mit ihren sechs 20 Tonnen-Wagen die zur Brikettherstellung benötigte Kohle auf hohem Damme hinaufschleppen zum Bunker, von wo dieselbe mit Hilfe von breiten Transportbändern, die schiefe Ebene aufwärts, der Fabrik zur Weiterverarbeitung zugeführt wird. Es ist das eine mit großen Kosten erbaute Anlage, die aber den Betrieb wesentlich vereinfacht und die Produktion steigert.
Neuerdings sind auch Versuche zur elektrischen Entstaubung der den Schloten entsteigenden Kohlenschwaden angestellt worden, welche schon zu erkennbaren Erfolgen geführt haben. Auch die Kolonie selbst hat sich entsprechend weiterentwickelt. Schon vor dem Kriege hatte die Gesellschaft "Eigene Scholle" eine kleine Siedlung angebaut, welche später von der "Ilse" aufgekauft wurde. Nun sind nach dem Kriege in Marga noch zwei Bergmannsheimstätten-Siedlungen entstanden, südwärts der Kolonie an der Elster und bei dem Hauer'schen Besitztum gelegen, die einer großen Zahl von Beamten und Arbeitern des Werkes Wohnung gegeben haben. Gegenüber dem Verwaltungsgebäude sind wohnlich eingerichtete Baracken für die Junggesellen gebaut worden. Für die Jugend hat die "Ilse" ein schönes Jugendheim mit 2 Räumen errichtet. Man ist erstaunt, wenn man sieht, was aus einer Holzbaracke alles werden kann, sobald sie schön eingerichtet wird. So ist z.B. in dem einen Raume eine kleine Bühne zur Aufführung von Jugendfestspielen geeignet, eingefügt worden. Tagsüber ist in diesem Heime die Kleinkinderschule untergebracht, an den Abenden benutzen die Jugendschar, der Jünglingsverein und der Jungmädchenbund dasselbe zu ihren Zusammenkünften.

Auch die Schule ist durch einen Anbau von zwei Klassenräumen vergrößert worden und hat dazu einen Raum erhalten, wo neuzeitlicher Werksunterricht mit mehreren Hobelbänken erteilt werden kann. Der Friedhof hat eine würdige Heldengedächtnisstätte bekommen. Der von Säulen getragene Rundgang mit der lebensgroßen, gekreuzigten Christusgestalt hinterläßt in dem Beschauer einen feierlich-erhabenen Eindruck. In gesundheitlicher Hinsicht sind gleichfalls Neuerungen vorgenommen worden. Während früher der Sanitätsrat Dr. Klomp täglich im Auto von Senftenberg nach Marga kommen mußte, um der Krankenfürsorge obzuliegen, hat nun die "Ilse" dafür Sorge getragen, daß ein Arzt sich niederlassen konnte. Bald darauf wurde auch dem dringenden Verlangen nach einer Apotheke Rechnung getragen und ein Raum zur Verfügung gestellt.
Senftenberg
OTTO NAUBERT, DRESDEN-N.,
Böhmischestr. 37.
Aufnahme <= 1914
Sammlung Matthias Gleisner
Auch ein Zahnarzt ist jetzt in Marga tätig. Ferner sind im Badehause Einrichtungen getroffen worden, um Heilbäder, wie Licht- und Kohlensäurebäder nehmen zu können.

So soll durch diese Zeilen, wenn auch in bescheidenem Maße, vor Augen geführt werden, wie das "Ilse"-Werk bestrebt ist, seine Kolonie Marga weiter auszubauen und bereit ist, seinen Angestellten und Arbeitern eine angenehme Arbeitsstätte, sowie behagliche Wohnstätte zu schaffen und zu erhalten.

Soweit der überschwengliche und die "Ilse" über alle Maßen lobende Artikel von Harry Latzke aus der Sonderausgabe des Senftenberger Anzeiger, die aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums des Blattes am 1. Juli 1925 erschien. Wenn der Verfasser die Entwicklung Margas aus heutiger Sicht auch ziemlich rosarot darstellte und praktisch vom "Paradies auf Erden" schwärmt, muss man zwei Sachen festhalten: Ein derartig starkes positives Durchgreifen des Kapitals bis in die sozialen Bereiche - davon können wir nur noch träumen! Heute wird die Lausitz zwar immer noch durchpflügt, die Gewinne aus der Braunkohleförderung und -verstromung dienen jedoch ausschliesslich der Finanzierung des schwedischen Sozialstaates. Und: so durchweg negativ, wie es die Schreiberlinge aus DDR-Zeiten ("Kohlenbarone", "revolutionäre und klassenbewusste Bergarbeiter") darstellten, war es mit Sicherheit auch nicht.

Wer sich nun fragt, warum ich eingangs von meiner alten Liebe - Grube Marga sprach, der betrachte einmal die farbigen Motive 4 und 6. Auf ihnen ist das bildlich dargestellt, was Latzke mit einem freundlichen und farbenprächtigen Bild der malerischen Häusergruppen beschreibt. Ob das in der Realität auch wirklich so farbenprächtig und romantisch aussah? Ich kannte nur die dreckige, graue Version von Marga, deshalb geht mir bei jedem dieser nachcolorierten Motive das Herz auf.
Für mich sah Marga überall so wie auf der letzten Privatpostkarte aus. Durch jahrelanges Nichtstun in Verbindung mit dem ausgestossenen Kohlenstaub, der sich auf alles und jeden legte, stellten sich die Häuserfassaden in einem uniformen, farblich nicht fest zu machenden Look dar.

Übrigens: Da oben, wo die 3 Personen aus dem Fenster schauen, da war ich in meiner Kinderzeit relativ häufig zu Gast... Dort wohnte "Oma Lobitz". In der ersten Zeit noch mit "dem alten Ritter". Meine Grossmutter kümmerte sich ein bisschen um die zwei, weshalb ich bei ihren Besuchen sehr oft mit dabei war. Ritter verstarb irgendwann. Ich erinnere mich nicht mehr, wann das war. Die einzigen Erinnerungen, die ich an ihn habe, sind seine Frisur Marke "Adolf H." - Seitenscheitel und Rotzbremse, dass ihm beide Beine fehlten und dass er, dadurch stark eingeschränkt, stets in seinem Bett sass und wie der Teufel quarzte. Letzters war vermutlich auch die Ursache der fehlenden Unterschenkel. Das Bett befand sich in eben jenem Raum, der gleichzeitig die Küche der Wohnung war. Ihm verdanke ich übrigens den Besitz des Buches "50 Jahre Ilse Bergbau-Actiengesellschaft" welches er 1945 aus Anlass seiner 25jährigen Betriebszugehörigkeit von der "Ilse" bekam.
Darin liegt noch heute ein DIN A5-Blatt, welches offensichtlich von seinem damaligen Vorgesetzten beschrieben wurde. Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit auch mein "25jähriges", aber solche Worte wurden mir nicht zuteil...