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Wenn es in der Vergangenheit um bergbaubezogene Themen und Ansichtskartenmotive ging, wurden dort durchweg die Anfänge der Bergbautechnik gezeigt. Angefangen beim
Handbetrieb bis zu technischen Errungenschaften wie der maschinellen Abraumbeförderung und der Kohlegewinnung mittels kleinerer und mittlerer Bagger. Ein
"Wunder der Technik" streiften wir bislang nur ganz kurz und kaum beachtet. Das soll sich nun ändern, denn heute erfolgt ein Rundumschlag bezüglich...
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Der Senftenberger Anzeiger am 19.Juni 1931:
Seit Monaten ist im Laugk, in der früheren Futterkammer der Landwirte der nächsten Umgebung, im Tagebau Ilse-Ost ein Werk im Entstehen begriffen,
welches in mannigfaltiger Beziehung die Blicke auf sich lenkt. Die Ilse Bergbau-AG. läßt hier eine Abraumförderbrücke nach dem neuesten Stande der
Technik bauen. Schon kilometerweit entfernt sichtbar, ragen zwei große Montagetürme gen Himmel, die etwas Großes ahnen lassen. Ein noch scheinbar
unübersichtbares Gewirr von Trägern und Schienen wird von vielen fleißigen Händen in zäher Arbeit zu einem Giganten der Technik geformt. Achtungs-
und Kommandorufe ertönen, brummend läuft die Laufkatze an den Seilen, die zwischen beiden Montagetürmen gezogen sind, entlang, unter sich schwere
Lasten befördernd, die von kundiger Hand mit bewundernswürdiger Genauigkeit zu den einzelnen Arbeitspunkten dirigiert werden. Wer schon einmal am
Rande eines Tagebaues mit gleicher Einrichtung gestanden hat, erkennt täglich deutlicher werdend, die Umrisse der im Entstehen begriffenen
Förderbrücke. Erbauerin ist die weit bekannte Allg. Transportanlagen-Ges., Leipzig.
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So ähnlich wie bei diesem Aufbau einer Abraumförderbrücke in der Nähe von Bergwitz (1932) dürfte es auch am Rande Senftenbergs ausgesehen haben.
Als zwischen Sedlitz und Senftenberg in jenem zweiten Halbjahr 1931 der Aufbau der Abraumförderbrücke vonstatten ging, war die Entwicklungsgeschichte
dieser Stahlkolosse, die auch heute noch Anwendung finden, gerade einmal 7 Jahre alt. Zwar stammten die ersten Entwürfe eines fahrbahren Gurtbandförderers
von etwa 100m Länge bereits aus dem Jahre 1903 und ein Jahr später wurde eine Patentschrift von C.Bernhard, Lübeck veröffentlicht, wonach in Verbindung mit
einem Bagger von eigenartiger Form eine nach dem Liegenden zu geneigte Rutsche zur Abraumbeförderung benutzt werden sollte. Doch die Zeit für die Ausführung
derartiger Anlagen war noch nicht gekommen, da einerseits die damals angewendeten Abraumbeförderungseinrichtungen den Ansprüchen genügten und andererseits
der bei der Kohlengewinnung allgemein übliche Schurrenbetrieb wegen seiner Ausdehnung in der Abbaurichtung für eine Überbrückung wenig geeignet war. Dennoch
wurden im folgenden Jahrzehnt die Pläne zur Abraumbeförderung mittels einer fahrbahren Brücke niemals ganz fallen gelassen und auch wiederholt neue Vorschläge
hierzu gemacht.
Erwähnenswert ist hierzu der Entwurf einer Abraumförderbrücke von einem Direktor Brennecke, der im Jahre 1920 veröffentlicht wurde und der späteren Lösung
schon ziemlich nahe kam. Als die Allgemeine Transportanlagen-Gesellschaft m.b.H. unter ihrem damaligen Direktor Speck den Bau von Abraumförderbrücken in ihr
Fabrikationsprogramm aufnahm und brauchbare Ausführungsvorschläge machte, entschloß sich Direktor von Delius für die Grube Agnes bei Plessa ein derartiges
Bauwerk in Auftrag zu geben. Dieser für Besteller und Lieferer gewiß nicht leichte Entschluß führte zu einem vollen Erfolg. Im Oktober 1924 wurde allen
schwarzmalenden Voraussagen zum Trotz die erste Abraumförderbrücke auf Grube Agnes in Betrieb genommen.
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Von da ab setzten sich die Abraumförderbrücken im
Braunkohlentagebau schnell durch, so daß bis Ende 1933
17 Förderbrücken in Betrieb waren und sich eine weitere
im Bau befand.
Die Leistung der einzelnen Brücken konnte innerhalb
weniger Jahre von 400 cbm/h auf mehr als 4500 cbm
gewachsenen Bodens je Stunde gesteigert werden, während
gleichzeitig die Stützweite der Bauwerke von 125 m auf
mehr als 200 m und die Länge der frei auskragenden
Ausleger von 25 m auf 140 m anwuchs.
Heute, 80 Jahre nach dieser Zeit, sprechen wir hierzulande,
wenn es um Abraumförderbrücken geht, gern über die
sogenannte "F60". Diese Baureihe verrichtet noch in 4
Tagebauen der Lausitz ihre Arbeit und verdient mit ihren
502 Meter Länge den Spitznamen "liegender Eiffelturm"
zu Recht.
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Doch zurück zum konkreten Objekt der heutigen Betrachtungen:
die Abraumförderbrücke F35 Nr.10, die im ersten Großtagebau
der unmittelbaren Umgebung von Senftenberg ab dem Jahre 1932
ihren Dienst verrichtete, wurde auf einer Reihe von Ansichtskarten
verewigt. Auch wenn es derzeit noch nicht sicher nachweisbar
ist, gehe ich davon aus, daß die meisten Aufnahmen aus der
ersten Hälfte der 1930er stammen.
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Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H., Grube Ilse N.-L. Echte Photographie R3419 Aufnahme <= 1932 Sammlung Matthias Gleisner
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Kunstverlag Reinhard Rothe (F. Mühlbach) Meißen R 41000 Echt Photo 1625 Aufnahme <= 1932 Sammlung Fred Förster
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Willi Blümel, Grube Ilse N.-L. Aufnahme <= 1937 Sammlung Matthias Gleisner
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Die Geschichte des Tagebaus Ilse-Ost begann natürlich nicht erst mit der Montage der Förderbrücke. Nach Auskohlung der Tagebaue Ilse, Renate, Eva und Anna-Mathilde
im Gebiet der Raunoer Hochfläche wurde in den Jahren 1927 bis 1929 ein Ersatztagebau im Urstromtal im engeren Senftenberger Revier erschlossen, der nunmehr die Belieferung
der genannten vier Werk, das heißt deren Brikettfabriken, übernahm. Um in den Bergwerksbetrieben den Namen des Stammwerkes Ilse zu erhalten, erhielt der neue Tagebau den
Namen Ilse-Ost. Er ging in den Gemarkungen Senftenberg, Reppist, Sedlitz, Buchwalde, Sorno und Klein-Koschen um. Die geförderte Kohle wurde durch eine 11 km
lange, zum Teil zweigleisige Bahn mit Großraumförderbetrieb und elektrischen Lokomotiven auf die einzelnen Brikettfabriken verteilt.
Ilse-Ost wurde als zweiflügeliger Tagebau aufgeschlossen, da von vornherein mit einer Tagesförderung von 16000 t gerechnet wurde. Die Baufelder waren als
Süd- und Nordfeld gekennzeichnet. Aus dem Südfeld, dem Förderbrückenfeld, wurde ständig gefördert, während das Nordfeld lange Zeit als Reservefeld zur Verfügung
stand. Das Verhältnis von Decke zu Kohle war 3:1, die tatsächliche Abraummächtigkeit schwankte zwischen 28 und 45 m. Das Kohlenflöz hatte eine Mächtigkeit von 10
bis 12 m. Die Abraumbewegung erfolgte im Südfeld mit einer Förderbrückenanlage von 330 m Länge und einer Leistung von 55000 cbm Abraum in 24 Stunden. Die ganze
Brückenkonstruktion zeichnete sich durch besondere Einfachheit aus, weshalb sich ihr Dienstgewicht "nur" auf 2700 t belief.
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Die Länge der Brücke zwischen den beiden Stützen, von denen die baggerseitige
auf der Abraumstrosse und die haldenseitige auf der Kohlenstrosse fuhr,
betrug 190 m. Der freitragende Ausleger an der haldenseitigen Stütze hatte
die beträchtliche Länge von 140 m. Die Förderbrücke war mit zwei Baggern
verbunden, einem als Drehbagger ausgebildeten Hochbagger und einem Tiefbagger.
Sie wurde von der Allgemeinen Transportanlagen G.m.b.H. in Leipzig gebaut.
Die Bagger lieferte die Maschinenfabrik Buckau.
Otto Lieske, Papierhdlg., Senftenberg, N.-L. 34. Ges. gesch. Bromüra Aufnahme <= 1945 Sammlung Fred Förster
h71 Photo-Atelier Ernst Wenzel, Senftenberg, Calauerstr. 19, Tel. 283 Aufnahme <= 1945 Sammlung Matthias Gleisner
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Wenn heutzutage ein derartiger Stahlgigant endgültig außer Dienst gestellt wird, dann wird die Konstruktion, wie unlängst im Tagebau Cottbus-Nord
geschehen, gesprengt und danach am Boden liegend, fein säuberlich zertrennt. Selbiges passierte auch der hier mehrfach abgebildeten F35. Nur daß man das
Gerät nicht einfach sprengte. Nein, diese Förderbrücke wurde in den Jahren 1945/46 demontiert und in die Sowjetunion verfrachtet, um dort wieder aufgebaut
zu werden und ihre Arbeit in einem dortigen Tagebau wieder aufzunehmen. Das Schicksal - als Reparation für den verlorenen 2. Weltkrieg in das Siegerland
verbracht zu werden - teilte die Ilse-Ost-Brücke mit weiteren sechs Förderbrücken aus unserem Revier.
Aber auch ohne Förderbrücke wurde der Tagebau Ilse-Ost nach 1945 weitergeführt. 1949 wurde er in "Tatkraft" umbenannt und ab 1960 hatte er mit der F34-23
sogar wieder eine Förderbrücke. In der Zwischenzeit hatte man einen Abraumzugbetrieb eingerichtet. Das Südfeld des Tagebaus war 1961, das Nordfeld 1963
ausgekohlt. Danach wurde der Abbau, nach Norden beginnend, im Uhrzeigersinn fortgeführt. Die Kohlenförderung wurde planmäßig im Jahr 1980 eingestellt.
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Quellen:
Handbuch für den deutschen Braunkohlenbergbau, 1935
50 Jahre Mitteldeutscher Braunkohlenbergbau, 1935
50 Jahre Ilse-Bergbau-Aktiengesellschaft, 1938
LMBV, Wandlungen und Perspektiven - Sedlitz/Skado/Koschen, 2015
Nach all den zweifarbigen Ansichten der Förderbrücke, die allesamt aufgrund der
mit ihr verbundenen Geschichte vor 1945 entstanden sein müssen, möchte ich
zum Abschluß noch etwas Farbe ins Spiel bringen. Und dies in Form einer Ansichtskarte,
die auf einem Gemälde basiert. Ich gehe davon aus, daß der Künstler, ein gewisser
Joachim Banski, nicht leibhaftig vor Ort war, um das Gemälde anzufertigen. Aufgrund
der sehr starken Nähe zu den weiter oben vorgestellten Ansichtskarten, vermute
ich, daß Banski ein Foto als Vorlage benutzte und wahrscheinlich nur kleine
Details abwandelte bzw. hinzufügte. Meine Vermutung gründet sich auch auf die
Tatsache, daß ich zukünftig noch zwei weitere Banski-Motive vorstellen kann,
die beide ebenfalls hohe Ähnlichkeit mit zeitgenössischen Fotos haben.
Zum Künstler selbst, konnte ich so gut wie keine Informationen finden. Sein
Name, und der seines Bruders (?) Hans, taucht lediglich einmal im Zusammenhang
mit der im Jahre 1937 in Frankfurt/Oder abgehaltenen Kurmarkschau "Bauer, Arbeiter,
Soldat" auf. Möglicherweise wurde das vorliegende Gemälde, sowie die anderen
beiden mir bekannten, aus Anlaß dieser Ausstellung erstellt.
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Der schöne Gau Mark Brandenburg Bildreihe 4: Kreis Calau/N.L. Bild Nr. 22: Senftenberg, Tagebau der Grube Ilse-Ost, nach einem Originalgemälde von Joachim Banski Herausgegeben vom Landesfremdenverkehrsverband Mark Brandenburg, Abteilung Werbedienst Mark Brandenburg Verlag f. Kultur- u. Wirtschaftswerbung Daenell & Co. Berlin NW40, In den Zelten 20 Aufnahme <= 1942 Sammlung Matthias Gleisner
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