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Aufnahme = 01.05.1934 Archiv der Stadt Senftenberg
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Aufnahme = 01.05.1934 Archiv der Stadt Senftenberg
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Günter Grubann in seinen Erinnerungen aus dem Jahr 1993:
Recht gut in Erinnerung sind mir und sicher auch den anderen noch lebenden ehemaligen
Betriebsangehörigen die Betriebsfeiern zum 1. Mai. Das begann 1933, als der 1. Mai zum
Feiertag der nationalen Arbeit erklärt wurde.
Nach dem Ummarsch traf sich alles im Maschinensaal der Druckerei. Dort war an langen Tafeln
alles hergerichtet, um ein kräftiges Frühstück und die weiteren Tagesmahlzeiten einzunehmen.
Für das leibliche Wohl war ausreichend gesorgt. Tanz und Unterhaltung trugen zum geselligen
Beisammensein der Belegschaft mit ihren Angehörigen bei. Schon Tage vorher wurde mit den
Vorbereitungen dazu in unserem Haushalt begonnen. Es mußten die Zutaten zum Backen und zum
Essen besorgt werden, die Getränke mußten beschafft werden, Tische und Stühle waren zu
organisieren. Das "Maikomitee" hatte alle Hände voll zu tun, denn es waren immerhin so ca. 70 bis
80 Personen zu versorgen. Ich entsinne mich, daß in einem Jahr (1936?) ein großes Schweinschlachten
veranstaltet wurde. Die Schlachtung sowie das Wellfleischzubereiten und das Wurstmachen fanden
einen Tag vor dem 1. Mai bei uns zuhause in der Waschküche statt. Dann mußte am 1. Mai früh
alles zur Druckerei transportiert und hergerichtet werden. 1935 kam wohl der Gedanke auf, man
könne doch eine Betriebskapelle gründen, denn Betriebsangehörige, die ein Instrument gut spielten,
waren vorhanden. So fand sich die Kapelle des "Senftenberger Anzeiger" zusammen. Geübt wurde nach
Feierabend ein- bis zweimal in der Woche bei uns zu Hause im Wohnzimmer, da dort ein Klavier zur
Verfügung stand. Die Übungsstunden waren immer mit einer leiblichen Stärkung verbunden.
Wir waren mit viel Freude bei der Sache. Bald waren wir gut aufeinander eingespielt und
beherrschten ein ausreichendes Repertoire der Unterhaltungs- und Tanzmusik. Zu den Betriebsfeiern
am 1. Mai sorgten wir dann für Stimmung und Unterhaltung. Mit unserer Musik haben wir sicher
einen guten Teil zum Gelingen dieser Betriebsfeste beigetragen.
Drei Fotos von den Maifeierlichkeiten des Jahres 1934, die zudem im Zusammenhang mit der Belegschaft des
Senftenberger Anzeiger stehen, stellen den heutigen Ausstoß an Bildmaterial dar. Die beiden oberen
Exemplare wurden an der Rückseite des Druckereigebäudes in der Laugkstraße aufgenommen. Entweder vor
oder nach oben erwähnten "Ummarsch". Möglicherweise auch beides... wenn ich die alkoholischen
Getränke in den Händen der Belegschafter sehe, vermute ich, daß mindestens eine Aufnahme nach dem
Marsch durch die Stadt aufgenommen wurde.
Aufnahme = 01.05.1934 Foto-Heitmann Sammlung Fred Förster
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Eine Aufnahme von jenem Ummarsch sehen wir links. Im Bild wiederum
die Belegschaft des Senftenberger Anzeigers, die hinter dem speziell
präparierten Lieferwagen des Verlags, den wir auch schon auf den
beiden oberen Fotografien sehen konnten, durch die Schloßstraße marschiert.
Aufstellplan 1. Mai 1934 (Senftenberger Anzeiger)
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Abgesehen von der Teilnahme an den staatlich veordneten Feierlichkeiten zum 1.Mai, denen sich unter nationalsozialistischer
und nachfolgend auch sozialistischer, Herrschaft so gut wie keiner entziehen konnte, erinnerte sich Günter Grubann noch an
eine weitere Episode, die leicht schwerwiegende Konsequenzen hätte haben können...
Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 gab es eine Anweisung des Reichspropagandaministers Goebbels, wonach die Zeitungsverlage
verpflichtet waren, sofort nach Andruck ein Zeitungsexemplar der örtlichen Polizeibehörde zu übergeben. Diese sollte kontrollieren,
ob nichts staats- oder parteiwidriges in der Zeitung stand und notfalls den Druck stoppen und die Herausgabe verbieten.
Deshalb wurde nach Andruck von wenigen Exemplaren die Rotationsmaschine nochmal angehalten, und die Zeitung auf sinnentstellende
Druckfehler von den Redakteuren, dem Faktor, Metteur und Korrektor durchgesehen. Jeder hatte eine bestimmte Seitenanzahl zu
kontrollieren. Die Kontrolle mußte schnell gehen, denn der Druck der Zeitung durfte sich dadurch nicht verzögern.
Eines Tages - es muß in den Jahren 1935 bis 1937 gewesen sein - wurde ein Satzfehler entdeckt. Es ging um eine Nachricht, in der
der Reichsjugendführer Baldur von Schirach genannt war. Der Druckfehlerteufel hatte aus dem Reichsjugendführer einen "Reichsjudendführer"
gemacht. Der Redakteur, der das feststellte, gab sofort dem Maschinenmeister Anweisung, den Fehler zu beseitigen.
Im Falle bereits fertig gegossener Seiten wurde das so gehandhabt, daß der falsche Buchstabe durch Sticheln entweder "hingebogen"
oder verstümmelt wurde. Er war dann eben beim Druck lädiert worden.
So hieß in diesem Falle: "Bei dem Titel von Schirach ist ein "d" zuviel, das muß raus!" Wie es der Teufel will, wurde das richtige
"d" herausgestichelt und aus dem "Reichsjudendführer" wurde nun der "Reichsjudenführer" Baldur von Schirach. Im Vertrauen auf
die richtige Ausführung der Korrektur wurde der Druck freigegeben und eins der ersten Exemplare der Polizeiwache auf dem Markt
übergeben. Als mein Vater während des Drucks die Zeitung nochmals durchsah, stellte er mit Erschrecken fest, daß der Fehler
falsch korrigiert war. Nun war aber nichts mehr zu retten, ein großer Teil der Auflage war bereits gedruckt und ausgeliefert.
Ich erinnere mich, daß dieser Tag und auch noch die Tage danach mit banger Sorge erfüllt waren, ob ein Verbot oder sonstige
Strafmaßnahme wegen Beleidigung oder dergl. ins Haus stand. Glücklicherweise passierte daraufhin nichts, aber man wurde bei
Korrekturen noch wachsamer.
Begriffserklärung:
Faktor - Leiter einer Buch- oder Zeitungsdruck - Setzerei
Metteur - Schriftsetzer
Korrektor - Druckberichtiger
Übrigens, entfernt man aus der zeitgenössischen Grafik vom Anfang der Seite die Hakenkreuze, dann geht sie nahtlos auch als
Propaganda für den 1.Mai in der DDR durch. Erschreckend wie die Verwendung dieser Stilmittel eine Fortführung erlebte.
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