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Ich möchte heute einen etwas längeren Artikel aus dem Senftenberger Anzeiger als Basis für 7 Aufnahmen vom Senftenberger Altmarkt verwenden. Diese sind allesamt nicht wirklich schön, wobei das älteste der Motive jedoch immerhin noch einen gewissen Charme versprüht. Angefertigt wurden die Aufnahmen fast ausnahmslos in den 1930er Jahren und da passt der Artikel aus dem Jahr 1932 ganz gut. Gleichzeitig lassen sich erstaunlicherweise eine ganze Reihe von Parallelen zur heutigen Zeit ziehen. Die Diskussionen zum Parken auf dem Markt, die Sperrung bzw. Freigabe der anliegenden Strassen für den rollenden Verkehr, die Begrünung des Platzes, Anliegerbeiträge ... alles Themen, die die Senftenberger schon seit fast hundert Jahren immer mal wieder beschäftigen.

Die Neugestaltung des Senftenberger Marktplatzes hat schon mehrfach das Stadtbauamt, heimische und auswärtige Architekten beschäftigt. Die ersten Anfänge einer Neugestaltung reichen bis in die Vorkriegszeit zurück. Mehrfach, in der Nachkriegszeit besonders, wurde bei Veränderung der Hausfronten auch Rücksicht auf die Neugestaltung des Marktplatzes genommen. So hat Architekt Vogel beim Neubau des Häuslerschen und M. Krügerschen Hauses und gelegentlich der Ausschreibung zum Rathausneubau erfolgversprechende Pionierarbeit zur Erzielung eines einheitlichen Ganzen geleistet.

Im vergangenen Jahre hatte die Baufirma E.Sauer, wie an dieser Stelle berichtet wurde, dem Stadtbauamt einen entsprechenden Entwurf vorgelegt. In jüngster Zeit beschäftigte sich die Stadtverordnetenversammlung mit der Neugestaltung des Marktplatzes. Hierzu hatte das Stadtbauamt einen neuen Plan vorgelegt, der mit einigen Abänderungen Annahme fand.

Der neue Plan des Stadtbauamtes bringt als stark ins Auge fallende äußere Erscheinung Baumschmuck, und wenn ein weiterer Vorschlag Annahme findet, Bildschmuck in Form einer Plastik, die Senftenberg als Bergmannstadt symbolisiert. Darüber hinaus soll ein Verkehrshäuschen errichtet und die Marktbeleuchtung abgeändert werden.

Vorgesehen ist zur Abdeckung der Häuserfronten an der Ostseite Anpflanzung von drei Bäumen. Der Bürgersteig an der Nordseite und an der Ostseite soll auf drei Meter vergrößert werden. Nach der Westseite und der Südseite zu sind Verkehrs- oder Ganginseln vorgesehen, die die Fläche des

Senftenberg
Mühlbach's Postkarte;
Verlag: Reinhard Rothe, Meißen
R 29378
No.1372
Echte Photographie
Aufnahme <= 1930
Sammlung Fred Förster

Senftenberg

Verlag: Paul Bäcker, Halle a.S.,
Merseburgerstr. 5
Nr. 103
Aufnahme <= 1932
Sammlung Norbert Jurk

Senftenberg

Erich Krause, Papierhdlg.,
Senftenberg, N.-L.
26.
Bromüra
Aufnahme <= 1932
Sammlung Thomas Gröbe
Marktplatzes nach den Fahrbahnen zu abgrenzen. Das neu zu errichtende Verkehrshäuschen soll an der Westseite aufgestellt werden. Sein überragendes Dach dient als Unterstellraum für das auf den Omnibus wartende Publikum; es soll weiterhin eine öffentliche Fernsprechstelle und einen Zeitungsstand und an der dem Marktplatz zugekehrten Seite einen Unterkunftsraum für den Park- und Tankwärter bergen. Um den Personen-Kraftfahrzeugbesitzern hinreichenden Schutz für ihre Fahrzeuge zu gewähren, soll eine Hälfte des Marktplatzes als bewachter Parkplatz für Personenkraftwagen dienen.
Für die Marktbeleuchtung sind zwei Möglichkeiten vorgesehen. Eine Möglichkeit sieht vor, den Marktplatz durch einen schmalen ca. 20 Meter hohen Lichtmast mit Tiefstrahlern zu beleuchten, eine andere in Verbindung mit Schaffung von plastischem Bildschmuck mit acht bis zehn niedrigen Kandelabern.

Nachdem die Stadtverordnetenversammlung ihre Zustimmung gegeben und die Kosten - in Frage kommen ca. 36000 Mark - bewilligt hat, dürfte die Ausführung der Neugestaltung des Marktplatzes nicht mehr lange auf sich warten lassen. Hoffentlich findet die Art der Finanzierung auf Grund des § 9 des Kommunalabgabengesetzes und der Ortssatzung betr. die Erhebung von Beiträgen bei straßenbaulicher Herstellung vom 17. November 1930 (beschlossen wurde, 50% der Gesamtkosten auf die Anlieger umzulegen) in den Kreisen der beteiligten Hausbesitzer ein williges Ohr. Als Maßnahme zur Beschaffung von Arbeitsmöglichkeiten ist die bevorstehende Arbeit zu begrüßen. Sie wird, wenn auch schweren Herzens, Verständnis finden, wenn es gelingt, die Aufbringung der Anliegerbeiträge auf eine Zeit zu verteilen, die, wenn überhaupt, im Bereich des möglichen liegt.

Nahezu exakt ein Jahr zuvor druckte der Senftenberger Anzeiger den, in obigem Artikel erwähnten, Ursprungsentwurf ab. Die Textpassagen daraus hebe ich mir für später auf. Denn sicher folgt noch die eine oder andere Marktansicht, die sich mit Hilfe dessen ein wenig "unterfüttern" lässt. Die zugehörige Illustration möchte ich jedoch schon heute präsentieren, um dem Betrachter zu zeigen, dass zwischen Originalentwurf und oben genannter Weiterentwicklung keine Welten lagen.

Anhand der vorliegenden Informationen und bei entsprechender Perspektive lassen sich Abbildungen des Marktes sehr gut in "vor 1932" und "nach 1932" einordnen. Überall wo nicht der, "Langer Herrmann" genannte, Lichtmast zu sehen ist, handelt es sich um die Zeit <= 1932. Dies trifft für die drei oben abgebildeten Motive zu. Auf den folgenden vier Abbildungen ist selbiger enthalten, was uns in die Zeit "nach 1932" versetzt.

Senftenberg
Mühlbach's Postkarte,
Verlag Reinhard Rothe, Meissen
R 51743
Nr. 1807
Echte Photographie
Aufnahme <= 1935
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Verlag G.R. Ziethe, Senftenberg, N.-L.
71019 fF
Aufnahme <= 1936
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Wilh. Brückner, Papierhdlg.,
Senftenberg N.-L.
Ges. gesch.
Teco
Echte Photographie
32
Aufnahme <= 1937
Sammlung Fred Förster
Die siebente und letzte Abbildung lässt sich sogar ziemlich exakt datieren. Anhaltspunkt ist hierbei das Baugerüst am Haus Markt 14. Der Senftenberger Anzeiger liefert hierzu die Hintergrundinformationen...

Ein Stück Alt-Senftenberg verschwindet

...
Das Haus Nr.14 wird abgebrochen und damit zugleich wird Raum für ein neues geschaffen.
Grau und häßlich war das alte Haus, baufällig und rissig, windschief herabhängend das Dach und doch barg es mit allen seinen Altersschwächen ein Stück Heimatgeschichte. Im Erdgeschoß zog ein Kreuzgewölbe kühne Bogen, mühsam schob sich das winklige Treppenhaus in die oberen Stockwerke, dunkel, mehr als eng mutete, wie an die Westwand des Hauses angeklebt, die Küche an, verräucherte, schwerfällige Kamine führten zurück in die Zeit, die des heutigen Braunkohlenbergbaus Herrschaft nicht einmal ahnen ließ, klobiges Gebälk im Dachgeschoß, Reste von Lehmstaken und feldsteingefügte Grundmauern ließen einen Blick in die Bauweise unserer Vorväter tun, ein Stück verziertes Geländer mit einem kleinen Türlein und Wandbelebung durch Bogen, wie sie im Zeitalter der Renaissance gebräuchlich war, zeugten, wenn auch kümmerlich, von dem Bedürfnis nach Schmuck und Schönheit von damals.
...
Unter dem jetzigen Eigentümer ersteht nun das Haus Markt 14 neu. Unser Bild zeigt, wie das neue Haus aussehen wird. Die Durchbildung der Vorderfront wurde durch das Stadtbauamt in Gemeinschaft mit dem Provinzialkonservator Prof. Blunck, Berlin, vorgenommen. Mit dem Bau wurde die Firma Elert betraut.
Senftenberger Anzeiger (1937)
Senftenberg
Aufnahme = 1937
Sammlung Norbert Jurk
Wenn aktuell mal wieder über das Für und Wider des rollenden und parkenden Verkehrs auf bzw. um den Markt herum diskutiert wird...
Vor 80 Jahren war selbiger integraler Bestandteil der Verkehrsführung, wie nebenstehender Stadtplan aus dem Jahre 1933 zeigt. Wie übrigens auch die Kreuz-, die Schloss- und die enge Bahnhofstrasse.
Senftenberg
AK_SFB
von <= 1938 auf <= 1937