Schon wieder ein Umzug!
Und dann noch einer, der auf der ungelaufenen und unbeschriebenen Fotopostkarte
zusätzlich auch noch ohne signifikante Informationen daher kommt, aus denen man
schließen könnte, worum es sich hier überhaupt dreht...
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Aufnahme = 11.09.1932
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Wenige Tage nach dem Ereignis berichtete der Senftenberger Anzeiger in einer Nachschau unter anderem auch über den Festzug...
Gegen 3 Uhr traten in der Nähe der Pfarrkirche die Organisationen zu einem riesigen Festzuge an. Im Festzuge mit drei Musikkapellen (das Stadtorchester, die Bergkapelle Marga, die Stahlhelmkapelle Sedlitz mit Tambourkorps) wurden auf zwei Rollwagen die originellen Nachbildungen des alten Senftenberger Kirchleins und der neuen, 1925 erbauten massiven Kirche mitgeführt. Große Aufmerksamkeit erregten auch die studentischen Abordnungen im Wichs vom Kartellverband katholisch-deutscher Studentenverbindungen aus Dresden, Leipzig und Berlin. Viele Bergknappen in Uniform marschierten ebenfalls im Zuge, der auf dem Markte vor den geistlichen und weltlichen Würdenträgern auf der Tribüne vorbeimarschierte und sich durch die Kreuzstraße zum Gesellschafthaus bewegte. Ich gehe davon aus, daß die Aufnahme oben, welche die Kinder der katholischen Schule zeigt, nicht die einzige von diesem Festzug war und würde mir wünschen, daß vielleicht die interessanteren (z.B. solche mit oben genannten Nachbildungen) auch noch irgendwann auftauchen. |
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Da wir gerade an dieser Ecke Senftenbergs sind, möchte ich gleich dort anschließen und mich auf das Gebäude konzentrieren,
das links noch ganz kurz in das Foto hineinragt und das die meisten, wenn überhaupt, nur als "Hugo Jentzsch" kennen... Wie wir nachfolgend sehen, beherbergte das kleine Häuschen aber zeitweilig auch einmal das Städtische Verkehrsamt.
Aufnahme <= 1940
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1950 |
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Mit diesem Foto beschäftigte ich mich mehrere Stunden, denn ich hatte von Anfang an Zweifel an dem 1935, welches bisher mit dieser Aufnahme in Verbindung
gebracht wurde. Herkunft: eine Bildunterschrift in dem Fotoalbum, in welchem das Bild verklebt ist. Je länger ich nach Hinweisen suchte, um so mehr schwand mein
Vertrauen in die Richtigkeit dieser Jahresangabe. Sicher war im ersten Moment nur, daß die Aufnahme nach Anfang 1933 gemacht wurde, denn wir sehen (schon wieder)
die Straßenbezeichnung "Kaiser-Friedrich-Straße" an der Hausecke. Im Zuge meiner Forschungen kam ich irgendwann im Jahre 1937 an und fand folgenden interessanten und aussagekräftigen Artikel im Senftenberger Anzeiger: Das Verkehrsamt SenftenbergEröffnung des Verkehrshauses.
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Die geographische Lage Senftenbergs kann man nicht ändern, aber das,
was man aus dieser Lage heraus für eine Gemeinde machen kann, das
hat für ihren Verkehr und ihre Wirtschaft außerordentliche Bedeutung.
So manche Gemeinde des deutschen Vaterlandes ist hier frühzeitig auf
dem Plane gewesen. In unserer Heimatstadt ist man erst nach und nach
dazu gelangt, zu erkennen, daß Senftenbergs Hauptstärke eben in seiner
geographischen Lage als Mittelpunkt des Niederlausitzer Braunkohlenbezirks
begründet liegt. Es mutet heute eigenartig an, wenn uns die alten
Akten des Senftenberger Stadtarchivs erzählen, wie man schon bei
Errichtung der ersten Eisenbahn die Hauptlinie Kassel-Warschau über
Finsterwalde-Senftenberg-Spremberg oder der direkten Linie Berlin-Dresden
über Senftenberg legen wollte. Die Bedeutung Senftenbergs endet aber
noch nicht als Mittelpunkt des Niederlausitzer Braunkohlenbezirks,
sondern geht darüber hinaus als ein Wirtschafts- und Knotenpunkt für
Ostdeutschland. Man spricht ja wohl bisweilen von einem ostdeutschen,
einem mitteldeutschen und einem westdeutschen Braunkohlenbergbau und
all diese Erwägungen bringen auch Senftenbergs wirtschaftliche Bedeutung
zum Ausdruck, besonders wenn man die Bedeutung der Deutschen Rohstoffwirtschaft
im Vierjahresplan berücksichtigt. |
Nach den einschlägigen Bestimmungen konnte Senftenberg somit
als "Fremdenverkehrsgemeinde" anerkannt werden. Das wird in vieler Beziehung für
die wirtschaftlichen Kreise und schließlich der gesamten Bevölkerung von Nutzen sein. |
Bezüglich der blau markierten Textpassage oben, verweise ich auf Neues 234, wo ich besagten Prospekt dargestellt habe. Und auch von der im Text avisierten Neuauflage konnte ich mir in der Vergangenheit ein Exemplar sichern und werde dieses bei passender Gelegenheit ebenfalls zur Ansicht bringen.