Zack! Und weg! Wieder einen (guten) Vorsatz über Bord geworfen... Hat es jemand bemerkt? Das selbstgesteckte zeitliche Limit auf der
Startseite (1628 - 1961) ist verschwunden. Es ist nicht das erste Mal, daß ich meine Grenzen in Richtung Gegenwart verschoben habe. Nun aber wohl doch letztmalig. Und um zukünftiger
Rumeierei gänzlich aus dem Weg zu gehen, verzichte ich ab jetzt generell darauf, ein fixes Ende meines Betrachtungszeitraums zu proklamieren.
Die Gründe für meinen Sinneswandel sind mannigfaltig und reichen von "weil es ja sonst keiner tut" bis "ich habe einfach immer noch Spaß daran". Zudem ist derzeit das
Angebot an "richtig alten" Sachen so gut wie ausgetrocknet. Meine Suchliste wird ebenfalls nicht kürzer. Diese Umstände und mein Bestreben,
mindestens 2 bis 3 (besser: mehr), Ansichtskarten/Fotos thematisch zusammenfassen zu können, um jede Woche eine ansprechende Präsentation auf die Beine zu stellen, machen mir
aktuell das Leben etwas schwer. Deshalb dehne ich mehr oder weniger notgedrungen meinen Aktionsradius etwas aus, und hoffe somit die aktuelle Durststrecke irgendwie zu überbrücken.
Darüber hinaus sind Ansichten aus den 1960er-Jahren für den Einen oder Anderen gar nicht mal so uninteressant. Und für mich ist ja alles vor meinem Geburtsjahr 1967 historisch.
Doch genug der Vorrede! Wir starten dann gleich einmal in die frühen Jahre der "wilden Sechziger"... Zumindest teilweise.
Was diese Sichtachse angeht, so kennen wir bezüglich der
Zeit bis 1945 erstaunlicherweise wenig bis keine Abbildungen.
Gerade mal eine mickrige Ansichtskarte ist mir bekannt,
die das Geschäft des jüdischen Kaufmanns Nathan Klein
zeigt. Und diese stammt auch noch aus den 1940ern und ist
von dementsprechender Qualität.
Ich kann mir das auch nicht erklären, denn von den anderen
drei Ecken dieser Kreuzung gibt es zahlreiche Ansichten.
Schade ist es auch deshalb, weil das Haus eigentlich vorzeigbar
war und wir aufgrund seiner Zerstörung Ende des 2. Weltkriegs
keine großen Erinnerungen mehr daran haben.
Das was uns bis 1945 bislang versagt blieb, bekamen wir ab
Anfang der 1960er dafür doppelt und dreifach geboten...
Na gut, ganz so üppig ist es dann doch nicht wenn man sich
die Zahl der unterschiedlichen Motive vor Augen führt.
Gefühlt jedoch, gibt es von dem Blick auf diese Straßenecke
zig Aufnahmen. Das kommt möglicherweise dadurch, daß die
entsprechenden Fotos immer und immer wieder, nicht nur auf
Ansichtskarten, sondern auch in diversen Broschüren und Büchern
Verwendung fanden.
Denn sehr gerne wurde dieser Teil der Bahnhofstraße auch
propagandistisch ausgeschlachtet... |
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Der Neubau des Hauses Bahnhofstraße 23 musste immer wieder exemplarisch für die Überwindung der durch den Krieg gerissenen Wunden im Stadtbild herhalten.
Die anderen Brachen, die man teilweise bis zur politischen Wende (Enge Bahnhofstraße) oder sogar bis auf den heutigen Tag (Parkplatz gegenüber
der Post) nicht adäquat wiederherstellte, ließ man dabei geflissentlich unter den Tisch fallen.
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Eine punktgenaue zeitliche Bestimmung der unterschiedlichen existierenden Aufnahmen fällt nicht ganz so leicht. Die beiden obigen Abbildungen, von denen
ich bislang leider keine qualitativ guten Vorlagen habe, dürften aus dem Jahr 1964 stammen. In jedem Fall rangieren sie nach den drei Motiven, die
ich im Anschluß präsentieren möchte.
VEB BILD UND HEIMAT REICHENBACH i.V. Echt Foto 464/63 III/18/6 A 3/63 DDR Foto: Kampmann, Berlin Aufnahme <= 1963 Sammlung Matthias Gleisner
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VEB BILD UND HEIMAT REICHENBACH i.V. Echt Foto 699/62 6/1190 IV-14 45 A 3/62 Foto: Bild und Heimat (Darr) Aufnahme <= 1962 Sammlung Norbert Jurk
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Aufnahme <= 1960 Archiv der Stadt Senftenberg
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Für das linke Motiv schlägt aktuell ein maximales 1963
zu Buche. Die Aufnahme selbst wurde über mehrere Jahre
mit leicht veränderten Seriennummern immer wieder aufgelegt,
zum Teil auch mit einem reduzierten Bildausschnitt.
Die hier gezeigte Version dürfte die mit der maximalen
Bildinformationen sein. Sehr oft wurde der Motorradfahrer
am linken Bildrand weggeschnitten.
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Das mittlere Exemplar kann sicher vor der linken
Aufnahme eingetaktet werden. Ausschlaggebend
ist hierfür die Geschäftsbezeichnung am Haus
Bahnhofstraße 25 : HO Textilien HO.
Auf der linken Aufnahme finden wir hier (schon)
ein Kleiner Muck. Das ist zwar nicht sehr
gut erkennbar aber wenn man weiß, wonach man suchen
muß, sieht man es.
Das Kinderschuh-Geschäft lief unter dem märchenhaften
Namen mindestens bis 1967.
Übrigens gab es auch von diesem Motiv Varianten, bei
denen der Trabant links noch ein Stück mehr aus dem
Bild geschnitten wurde.
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Das rechte, nicht sehr scharfe, Foto stammt aus
einem Fotoalbum, welches suggeriert, daß die Aufnahmen
darin aus dem Jahr 1967 stammen. Das trifft aber
mindestens in diesem Fall nicht zu!
Man erahnt mehr als daß man es sieht auch hier das
HO Textilien HO an der Nummer 25. Bedeutet
also maximal 1963. Ich gehe jedoch noch weiter und
behaupte, daß das Foto spätestens Anfang 1960 gemacht
wurde. Anhaltspunkt hierfür ist die Schaufenstergestaltung
des "Steppke"... 10 Jahre im Zusammenspiel mit
Hammer-Zirkel-Ährenkranz. Dazu die Fahnen, die an einzelnen
Fenstern an der Häuserfront zu sehen sind. Das lässt für
mich nur den Schluß zu, daß wird uns irgendwie in der
Drehe des 7. Oktober 1959 (10 Jahre DDR) bewegen.
Nun ist es ja so, daß zu DDR-Zeiten irgendwelche Losungen
auch schon einmal etwas länger hingen. Deshalb räume
ich dem Ganzen ein großzügigen Zeitkorridor ein, wobei
ich eigentlich davon ausgehe, daß die Fahnen wohl doch
nicht Monate lang an den Fenstern angebracht waren.
Insgeheim also eher 1959 als 1960...
Übrigens wurde "Hammer-Zirkel-Ährenkranz" erst am 1.
Oktober 1959 als offizielles Staatswappen der DDR eingeführt.
Insofern gäbe es auch keine echte Diskrepanz, wenn einige
der Fahnen das blanke schwarz-rot-gold zeigen, so wie ich
das zumindest erkenne.
Eine enge Nähe zu jenem 1. Oktober würde auch erklären,
warum die DDR-Symbole in den Schaufenstern reichlich
provisorisch erscheinen.
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