NeueresÄlteres
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Die letzten 14 Tage waren auf www.gruss-aus-senftenberg.de wahrlich ausreichend mit Lesestoff gefüllt. Aber die Besucher der Seite sollen ja nicht nur "Bilder gucken" sondern auch noch das Eine oder Andere lernen...
Nun also noch dies: Ein weiterer Teil der Serie O, Du mein schönes Senftenberg wurde bereitgestellt. Das Ganze basiert mal wieder auf einem Leserbrief an den Senftenberger Anzeiger. Ich muss gestehen, dass ich so meine Probleme mit Inhalt und Stil des originalen Textes habe, aber das kann jeder für sich bewerten...


Achso... eine neue (Stadtpark - ) Ansicht gibt es heute auch noch...
Foto Kunstverlag Paul Bäcker, Halle s.S.
Aufnahme <= 1943
Sammlung Matthias Gleisner


Unseren zweiten "Tagesbesucher" begleiteten beim Gang durch seine Heimatstadt Senftenberg abwechselnd LICHT & SCHATTEN – mit anderen Worten: mal war er des Lobes voll, mal hatte er die Nase voll – und zwar von dem, was sein kritisches Auge entdeckte.
Da er bei seinen Betrachtungen gezielt Aussprüche aus SCHILLERS Schauspiel "Wilhelm Tell" gucken ließ, vermute ich, dass er ev. (1) ein großer Fan des großen deutschen Dichters oder (2) ein passionierter Armbrustschütze gewesen ist.
Möglicherweise (3) lebte er auch nur wie besagter Attinghaus auf einem Edelhof mit 6 Knechten und einem Hirten in einer Männer-WG, was ihn zu einem "Krümelkacker" formte...
Auf jeden Fall hinterließ er dem Senftenberger Anzeiger freimütig seine Tagebuchnotizen, die wir der Nachwelt nicht vorenthalten wollen:

Teil II: Schock nach 15 Jahren

Senftenberg, Mai 1925:
Vor einigen Tagen hatte ich Gelegenheit, meine Heimatstadt auf kurze Zeit zu besuchen. Gespannt war ich, wie sich das Senftenberg in den letzten 15 Jahren wohl entwickelt haben würde.
Kurz hinter Petershain kamen mir des alten Attinghausens Worte aus "Wilhelm Tell" ins Gedächtnis, der da sagt: "Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen."
Während ich so in Gedanken versunken da auf meiner Bank sitze, merke ich, wie der Zug eine Steigung nimmt, und ich schaue zum Fenster hinaus. Ich sehe da einen neuen Bahnhof an einer Stelle, an der ich ihn nicht gesucht hätte.
Doch damit nicht genug, dieser Bahnhof nimmt ja gar kein Ende, die Zahl der Wagen in dem Bahnhofsteil wird unabsehbar, eine Menge Gleise liegen da nebeneinander, Züge stehen darauf und schließlich hält mein Zug an einer Stelle, die der Stadt viel näher liegt als früher.
Ich steige aus, schaue mich um und finde mich kaum noch zurecht.
Einen jungen Bahnbeamten bitte ich um Beschreibung der großen Gebäude, die man von dem hochgelegenen Bahnsteig aus sehen kann, und erhalte freundliche Auskunft über das neue Knappschaftskrankenhaus, die Katholische Kirche, die Bahnhofsanlagen usw.
Der Bahnbeamte begleitete mich sogar schnell durch die Sperre bis zum Bahnhofsvorplatz, mir alles erklärend. Dann war er eben so schnell wieder verschwunden.
Wer Senftenberg 15 Jahre lang nicht gesehen hat, ist freudig überrascht über den schönen Bahnhof.
Weiß Gott, da merkt man, daß neues Leben aus den Ruinen erblüht ist, neues Leben in des Wortes vollster Bedeutung.
Doch die Freude wurde leider etwas gemildert dadurch, daß mich zwei durch die Güternbahnhofstrasse fahrende Autos von oben bis unten bespritzten. Die Güterbahnhofstraße weist also noch die gleichen schlechten Stellen und Löcher auf wie vor 15 Jahren. Schon faul, sagte ich mir, dachte aber, na, die Stadt hat eben auch kein Geld, und die paar Löcher sind ja nicht so schlimm.
Ich wurde aber gleich eines besseren belehrt; denn im gleichen Augenblick kam ein Fuhrwerk der Spedition PACHE vorbei und von dem hochbeladenen schwankenden Wagen fielen ein leeres Benzinfaß rechts und eine leere Sauerkrauttonne links herunter auf die Güterbahnhofstraße.
Nur durch einen geschickten Seitensprung entging ich dem sicheren Tode und Vernichtung.
Ein schöner Anfang, denke ich und gehe weiter.
Die Bahnhofstrasse versöhnt mich wieder einigermaßen, sie ist schöner geworden, auch die Post ist, wenn auch nicht schöner, doch größer und äußerlich sogar röter – selbstverständlich nicht politisch gedacht – geworden.
Ich gehe weiter zum Marktplatz.
Ja, es ist der liebe, alte Markt noch, nur wenig hat sich geändert.
Ich stehe noch immer am Marktplatz und will doch nach der Schlossstrasse. Also quer über den Markt, um keine Zeit zu verlieren. Kaum zwanzig Schritte war ich gegangen, da hatte ich aber genug. Also der schöne alte Markt war noch immer nicht ordentlich gepflastert!
Soll man denn das für möglich halten ?
Die Eisenbahnverwaltung baut sich schöne Bahnhofsanlagen, die Braunkohlenwerke bauen wunderbare Verwaltungsgebäude, die kleine katholische Gemeinde baut sich eine hübsche Kirche und die Stadtverwaltung bringt es nicht fertig, die lebhaft befahrene Güterbahnhofstraße und den Marktplatz so herrichten zu lassen, wie sich’s für das Ansehen der Stadt gebührt.
Ich wollte mich einige Tage wohl fühlen in meiner Heimatstadt, die ich 15 Jahre nicht gesehen hatte, doch als ich da auf dem Marktplatz stand, da rief ich ganz still und grimmig gegen das Rathaus und seine Insassen, wie sie seinerzeit Wilhelm Tell in der hohlen Gasse bei Küßnacht rief:
In gährend Drachengift hast du die Milch der frommen Denkart mir verwandelt!
Betrübt zog ich dann weiter über den Markt nach der Schlossstrasse und verblieb dort einige Tage bei meinen Verwandten.
Ich besichtigte auch noch den schönen Schlosspark mit der so sinnig ausgewählten Heldengedächtnisstätte.
Als Rückweg benutzte ich den schmalen Weg, der innerhalb des Parkes ziemlich in gleicher Richtung mit der Dresdner Strasse läuft.
Da, was sehe ich, einen Brunnen, einen, ich traue meinen Augen nicht, einen Hindenburgbrunnen.
So also ehrt Senftenberg seinen Reichspräsidenten, den größten Feldherrn aller Zeiten.
Ich packte meine sieben Sachen und reiste noch selbigen Abend bei Nacht und Nebel ab. Meinen Verwandten hinterließ ich einen rührenden Abschiedsbrief und bat sie darin, mir mitzuteilen, so bald der Markt und die Güterbahnhofstraße neu gepflastert und der Hindenburgbrunnen im Schloßpark so hergestellt wäre, wie es sich für eine Stadt von beinahe 18 000 Einwohnern geziemt.

Vor einiger Zeit, als die erste Karte dieser Machart auftauchte, versprach ich dass weitere folgen würden...
Heute löse ich das Versprechen ein und präsentiere das zweite Exemplar dieser Serie. Ein drittes Motiv ist mir zwar auch noch bekannt, nur konnte ich bislang noch kein Original davon in Händen halten.
Das Motiv als solches wird uns auch noch eine Weile verfolgen...
Verlag. Wilhelm Brückner, Senftenberg.
4640. B. Ges. gesch 1906.
6738
Aufnahme <= 1906
Sammlung Wilfried Schmidt


Wer vor gut 10 Tagen den Bericht zum Tagebaubrand von Rauno aufmerksam gelesen hat, wird nachfolgend eine ganze Reihe Parallelen entdecken: Wieder begehen wir heute einen Jahrestag (den 108.) und wiederum handelt es sich um einen brennenden Tagebau, der bildlich auf mehreren Postkarten verewigt wurde.
Auch die Begleitumstände des heutigen Brandes weisen eine starke Nähe zum Feuer bei Rauno auf, welches fast auf den Tag 4 Jahre zuvor wütete: extreme Dürre und zusätzlich ein starker Wind.
Damals kostete das Unglück 4 Menschen das Leben. Beim Brand der Grube Bertha kam glücklicherweise niemand um. Zumindest ist nichts darüber berichtet worden.
Tauchen wir also ein in das Jahr 1904 und die Berichterstattung des Senftenberger Anzeigers...
- Senftenberg, 15.August. Heute gegen Mittag ist in dem Tagebau der Grube Bertha (Fa. Friedr. Hoffmann - Gr.-Räschen) bei Sauo Feuer ausgebrochen, welches von dem herrschenden Nordwestwinde so stark angefacht wurde, daß es sich nicht nur bald über die ganze Fläche des Kohlenflözes ausbreitete, sondern auch den anstoßenden Wald mit in Brand setzte. Da sofortige Löschversuche erfolglos blieben, wurden die Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften aufgeboten. Wie wir erfahren, sind bis gegen 2 Uhr 6 Spritzen auf der Brandstätte eingetroffen und in Funktion getreten. Aus Berlin ist eine Dampfspritze aus dem Feuerwehr-Depot telephonisch herbeigerufen worden.
Leider kann bei einem derartigen Brande nur langsam vorgegangen werden und dürfte auch der jetzt herrschende große Wassermangel die Löscharbeit sehr erschweren.
Hoffentlich legt sich der Wind bald, damit der Brand lokalisiert bleibt und nicht noch größeren Schaden anrichten kann. - Um die selbe Zeit war auch in der Niemitscher Heide in der Nähe der Bahnstrecke ein Brand ausgebrochen, der sich durch mächtige Rauchwolken weithin bemerkbar machte.

3676
Verlag C.G. Grubann, Senftenberg N.L.
Aufnahme = 1904
Sammlung Irene Uhlmann
- Senftenberg, 17.August. Bei dem auch gestern wieder mit unverminderter Heftigkeit herrschenden Sturm und der großen Dürre wurde die ohnehin sehr schwierige Löscharbeit des noch tüchtig brennenden Tagebaues der Grube Bertha und des Waldkomplexes an der Niemtsch-Koschener Grenze bedeutend aufgehalten. Ca. 240 Morgen Waldbestand sind von dem verheerenden Element ergriffen. Einen schaurig-schönen Anblick gewährt abends der brennende Tagebau, dessen hoch emporlodernde Flammen weithin sichtbar sind.
Gestern Abend ist nun die ersehnte Berliner Dampfspritzte mit Bedienungsmannschaften unter dem Kommando des Brandinspektors Becker zur Hilfe auf Grube Bertha eingetroffen und in Tätigkeit getreten und wird es bei genügend vorhandenem Wasser, wohl gelingen, dem entfesselten Elemente die Stirn zu bieten. Das Feuer hatte gestern abend schon die obere Förderstrecke erreicht, auf welcher die kleinen Lowris standen. Diese prasselten mit lautem Getöse brennend in den Abgrund, hohe Feuersäulen verursachend. Die Zuschauer hatten sich gestern abend in Menge eingefunden, da viele ein derartig schönes Schauspiel noch nicht gesehen hatten.

Aufn. u. Verl. von E.J. Ball, Gr. Räschen, N-L.
Aufnahme = 1904
Sammlung Norbert Jurk
- Senftenberg, 19.August. Ueber das Brandunglück auf Grube Bertha bei Sauo wird uns von zuständiger Seite Folgendes geschrieben: Am Montag, 15 d. M., vormittags 10 Uhr entstand wahrscheinlich infolge Funkenauswurfs der Abraummaschinen ein kleiner Brandherd, welcher durch den herrschenden Wirbelwind mit einer derartigen Schnelligkeit vergrößert wurde, daß innerhalb ganz kurzer Zeit der gesamte Tagebau in Flammen stand und die sehr schnell eingetroffenen Spritzen der umliegenden Werke und Ortschaften, sowie diejenigen der eigenen Grube vorerst dem Feuer machtlos gegenüberstanden, da der heftige Wind jeden Löschungsversuch unmöglich machte. An demselben Tage wurde bereits mit dem Berliner Hauptfeuerwehr-Depot wegen Entsendung einer Dampfspritze unterhandelt. Jedoch stellte sich im Laufe der Unterhandlungen bereits Wassermangel ein, sodaß die Zusendung solange hinausgeschoben wurde, bis am folgenden Tage auf andere Weise neue Wasserzuflüsse geschaffen worden waren. Am zweiten Brandtage abends traf die Dampfspritze ein und wurde sofort aufgestellt.

Dampfspritze der Berliner Feuerwehr
Durch das energische Eingreifen der Berliner Feuerwehr, welche unter dem Kommando des Brandinspektors Herrn Becker stand, und durch die tätige Mithilfe der hiesigen Wehren gelang es bald, nachdem auch der Wind sich in der Nacht gelegt hatte, einen festen Angriffspunkt zu schaffen und mit den Löschungsarbeiten so vorwärts zu gehen, daß bereits in der zweiten Nacht ein großer Teil des Tagebaues von Brandstellen gesäubert war. Am Donnerstag konnte die Berliner Feuerwehr abrücken, nachdem auch der letzte Rest vom Brand gelöscht war. Um vor Ueberraschungen gesichert zu sein und eventuell noch aufglimmende Brandherde schnell beseitigen zu können, blieben Grubenspritzen noch in Tätigkeit, auch wurde durch Zuschlämmen einiger Stollen, in welchen sich Feuer angesammelt hatte, auch die letzte Gefahr gehoben. Da die Fördereinrichtung höchtswahrscheinlich wieder benutzt werden kann, so dürfte der Betriebsstillstand sich nicht über 8 - 14 Tage hinaus ausdehnen. Es war für die Berliner Feuerwehr sowohl wie für die Wehren der Umgegend ein recht hartes Stück Arbeit, den Brand zu bewältigen, da das hohe, an vielen Stellen 30 m Mächtigkeit habende Flöz dem Feuer einen zu großen Angriffspunkt bot.

C.G. Grubann, Senftenberg N. L.
02167
Aufnahme = 1904
Sammlung Irene Uhlmann
Der Senftenberger Anzeiger fährt in bildhafter Sprache fort...
Die schmutziggelben Rauchwolken stiegen an den ersten Brandtagen in hohen Wirbelsäulen am Horizont empor, di sich abends durch die rötliche Glut noch bedeutend hervortaten und dadurch weithin sichtbar die Brandstelle kennzeichneten. Demzufolge strömten am Montag und Dienstag viele Menschen teils zu Fuß, teils per Gespann zu jeder Tageszeit nach der Brandstätte.
Hunderte standen dort umher und sahen dem rastlosen Arbeiten der Spritzen und der Mannschaften zu. Einen überwältigenden Eindruck machte die brennende Grube besonders des Abends. Die einzelnen Schächte glichen einem Krater, an dessen steilen Wänden das Feuer gleichsam herabfloß, um sich in der Tiefe zu kleinen Rinnsalen zu bilden. Man glaubte einen Blick in die Hölle zu tun, so grandios und unheimlich bot sich den Augen das seltene Schauspiel dar.
Bereits wenige Tage nach dem Brand, wurden fotografische Aufnahmen des Unglücks (zweifellos zwei der heute vorgestellten Postkarten) im Senftenberger Anzeiger beworben...

Die Produktion derselben muss teilweise wohl unter hohem Zeitdruck etwas nachlässig vonstatten gegangen sein... auf AK_Bgb 002_1 steht geschrieben: Tagebau-Brand der Grube Bertha zu Sano b. Senftenberg, am 16. August 1904.
Andererseits passierte der gleiche Fehler auch einem anderen Verleger und in einem anderen Zusammenhang. Was man auf nachfolgender Postkarte sehen kann...




Aus Anlaß der 500. archivierten Karte darf es ruhig einmal etwas Besonderes sein... Und ich behaupte, dass AK_SFB 347_1 in der Tat kein 08/15-Motiv ist...
Erstens dürfte es sich hierbei um ein sehr seltenes Motiv handeln, dass die übergroße Mehrheit noch nie gesehen hat. Zweitens stellt sie die bislang teuerste Erwerbung für meine eigene Sammlung dar, was wiederum dem Seltenheitswert geschuldet ist.
Die Kuh-Käse-Fabrik von R. Karraß lautet der Untertitel dieser derzeit nicht datierbaren Karte. Zeitlich einordenbar ist dagegen unten abgebildete Anzeige. Sie stammt aus dem Jahr 1937.


Kunstanstalt Max Zibell, Berlin N. 58,
Franseckistr. 42
Aufnahme <= 19??
Sammlung Matthias Gleisner
Wer sich AK_SFB 346_1 genau anschaut, wird erkennen, dass die Aufnahme im Winter gemacht wurde. Auf dem Balkongeländer und den Vorsprüngen kann man kleine Schneehauben ausmachen. Winterkarten sind vergleichsweise selten anzutreffen.
Die Karte selbst kann man wahrscheinlich der Rubrik Privatkarten zuordnen... geringe Auflage, keine Verlegerangaben.
Aufnahme <= 1907
Sammlung Theodor Restel

Eine "Ecke" Senftenbergs, die bislang leider viel zu selten im Archiv auftaucht, ist die Calauer Strasse. Bei der Übermacht aus Markt, Bahnhofstrasse und Stadtpark kann AK_SFB 344_1 aber auch nur "Ergebniskosmetik" sein.
Verlag Wilhelm Brückner,
Senftenberg-L., Bahnhofstr. 27
d 5i
Aufnahme <= 1935
Sammlung Wilfried Schmidt

Seit langer Zeit stelle ich heute wieder einmal ein Motiv aus Grube Marga vor. Aufgenommen vom Kirchturm kann man mittig am Horizont den Wasserturm von Senftenberg 2 erkennen.
Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H.
Grube Ilse N.-L.
R 38192
Aufnahme <= 1929
Sammlung Andreas Schild