|
Nachdem wir uns in der laufende Woche im Wesentlichen im Senftenberger Stadtgebiet getummelt haben, verlassen
wir für heute selbiges und betreten das postkartentechnisch nur begrenzt erschlossene Niemtsch.
Senftenberger Anzeiger (1909)
|
Photogr. u. Verlag v. Herm. Meyer, Senftenberg N/L. 1973 Aufnahme <= 1909 Sammlung Theodor Restel
|
|
Nach den beiden gestrigen, eher faden Postkarten, geht einem doch beim Anblick von
AK_SFB 162_2 das Herz auf, oder?
Ich weiss, ich wiederhole mich, wenn ich gestehe, dass die "Serie mit dem weissen Streifen"
für mich mit die schönsten Motive liefert. Trotz oder gerade weil hier massiv nachbearbeitet wurde.
Das fällt beim heutigen Exemplar besonders auf. Ich behaupte, dass sämtliche Marktbesucherinnen
der Fantasie des Künstlers entspringen.
Von dem zugrunde liegenden Motiv gibt es neben der bereits archivierten Variante noch wenigstens eine
schwarz-weisse Version, sowie eine Abart mit deutlich weniger Marktreiben. Letzteres untermauert meine
Behauptung.
Darüberhinaus könnte noch eine weitere farbige Variante im Umlauf gewesen sein, die ich aber bislang
nicht nachweisen kann. Es deutet sich nämlich an, dass besagte Serie in 3-4 parallelen Linien hergestellt
wurde.
Ich hoffe irgendwann den Nachweis dafür bringen und die unterschiedlichen Linien vergleichend nebeneinander stellen zu können.
|
438. Verlag von G.R. Ziethe, Senftenberg N.L. Aufnahme <= 1905 Sammlung Matthias Gleisner
|
|
Ansichtskarten-Verlag Zimmaß, Erfurt, Neuestr. 12 Aufnahme <= 1945 Sammlung Georg Messenbrink
|
Ansichtskarten-Verlag Zimmaß, Erfurt, Neuestr. 12 Aufnahme <= 1945 Sammlung Irene Uhlmann
|
Meine, vor einigen Wochen aufgestellte Theorie über den Erfurter Zimmaß-Verlag wird durch die beiden heutigen Neuzugänge
erhärtet. Ich gehe davon aus, dass dieser Verlag sich nahezu ausschliesslich auf Innen- und Außenansichten von Kirchen
spezialisiert hatte. Irgendwo im Internet fand ich auch einen Hinweis, dass der Verlag einer kirchlichen Einrichtung
nahe stand. Die Seite finde ich nicht mehr, kann mich jedoch daran erinnern, dass da sogar davon die Rede war, dass es
sich auschliesslich um evangelische Kirchen handelte. Auch diesen Fakt finde ich anhand der bereits archivierten
Postkarten sowie durch Recherchen im Internet bestätigt. Zudem scheint es, dass der Zimmaß-Verlag nicht einfach nur
Ansichtskarten auf den Markt warf. Vielmehr veröffentlichte er (auch oder ausschliesslich?) ganze Alben, wie zum Beispiel
das folgende, "Kirchenbezirk Meissen i. Sa." betitelte.
Diese Alben enthielten eine unterschiedliche Anzahl heraustrennbarer Ansichtskarten mit Abbildungen der evangelischen
Gotteshäuser im jeweiligen Kirchenbezirk. Man zielte damit auch weniger auf den Gelegenheits-Postkartenkäufer, der schnell
mal einen Gruß aus der Ferne nach Hause senden wollte. Vielmehr sprach man wohl mit derartigen Alben religiös engagierte
Personen an, die sich damit ein Andenken erhalten wollten. Das ist natürlich nur (m)eine Theorie, die derzeit durch nichts
belegt ist. Die große Anzahl unbeschriebener und/oder nicht versendeter Exemplare, die mir bislang über den Weg liefen,
scheinen meinen Verdacht jedoch zu bestätigen. Ebenso wie das beschriebene Original der rechten Karte, welches folgenden Text
trägt:
Bitte aufheben zum Andenken
In dieser Kirche wurde ich 1933 eingesegnet.
Weihnachten 1944 ist Detlef hier getauft worden.
Im April 1945 rollten die Russen Bierfässer in unsere Kirche.
Mutti
|
|
AK_SFB 473_1 beweist: Die Bürger Senftenbergs haben sich am Kriegerdenkmal eingefunden, um die 750. archivierte
Postkarte auf www.gruss-aus-senftenberg.de zu feiern. Klingt gut, stimmt aber leider nicht!

Wir hatten schon so einige Aufnahmen, die das Haus zeigen, aus dem das heutige Foto geschossen wurde. Nun also
der Blick in die Gegenrichtung. Eine bislang einmalige Sichtachse!
Was da genau vor sich geht (wahrscheinlich eine der regelmäßig stattfindenden Fahnenweihen) bleibt genauso im Dunkeln
wie ein ungefähres Datum. Im ersten Moment wollte ich mich auf <= 1909 festlegen, was die Fertigstellung des Kaufhauses
Waldschmidt bedeutet. Ich kann jedoch nicht ausschliessen, dass der Fotograf geschickt an dem Bau vorbei fotografiert hat.
Um ganz sicher zu gehen, müsste man den Standort des Fotografen nachstellen, was sicher machbar ist.
|
Aufnahme <= 19?? Museen OSL
|
|
Aus dem heutigen freudigen Anlass möchte ich, weil es ja sonst keiner tut, erneut auf die Vorteile verweisen, die mit der
Art und Weise wie ich dieses Projekt bestreite, verbunden sind. Ich schreibe zwar keine Geschichte damit und schon gar nicht
schreibe ich Geschichte neu. Aber die Dokumentation der Senftenberger Foto-Historie wird sukzessive verbessert, indem die Informationen
einer ständigen Überarbeitung unterliegen. Mindestens das ist etwas, was eine gedruckte Dokumentation nicht zu leisten vermag.
Regelmäßig werden Jahreszahlen korrigiert und ab und an kommt es unverhofft auch zu überraschenden Erkenntnissen...
So geschehen unlängst, als ich Recherchen bzgl. eines Sachverhaltes anstellte und dabei im Senftenberger Anzeiger des
Jahres 1893 auf folgendes Inserat stiess, welches ich bislang irgendwie übersehen hatte...
Ähnlich lautende Annoncen aus späteren Jahren hatte ich schon die eine oder andere hier zur Illustration verwendet, aber 1893?
Nachdem ich das Ganze gedanklich durchgegangen war, fiel es mir wie Schuppen aus dem nicht mehr vorhandenen Haar! Hier werden nicht
4 unterschiedliche Postkartenmotive beschrieben, sondern eine Postkarte mit 4 Motiven und noch besser: die haben wir hier sogar
schon archiviert! Mit dem Datumsverweis <= 1895. Die nachweislich früheste Postkarte mit Senftenberger Motiven! Und nun noch zwei
Jahre früher!
Aufnahme <= 1893 Sammlung Theodor Restel
|
Bei dem im selben Inserat beworbenen Briefpapier könnte es sich durchaus um dieses
hier (die Abbildung entstammt einer Annonce des Jahres 1900) handeln...
Gestalterisch gibt es schon die eine oder andere Ähnlichkeit beider Produkte.
|
P.S.: Von einer Umbenennung des Projektuntertitels in Senftenberger Motive auf historischen Postkarten und Photographien 1893 - 1945
nehme ich vorerst Abstand. Mal sehen welche Überraschungen mich noch so erwarten.
In diesem Sinne: Auf die nächsten 750! 
|
|
Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H., Grube Ilse N.-L. R 29448 Aufnahme <= 1930 Sammlung Andreas Schild
|
Aufnahme <= 1944 Sammlung Matthias Gleisner
|
Heute folgen zur Abwechslung mal wieder zwei Motive aus Grube Marga. Beide darf man wohl als relativ selten bezeichnen.
Die Postkarte links hatte ich zum Beispiel zuvor noch nie gesehen und bei dem Bild rechts handelt es sich um ein Foto.
Letzteres ist natürlich extrem schwer zu datieren, da nicht der kleinste Hinweis auf der Rückseite zu finden ist. Von einem
Poststempel einmal ganz zu schweigen.
Wir sehen die deutsche Wehrmacht bei einem Zwischenstopp auf dem Markt. Zu dieser Zeit wurde im links abgebildeten Rathaus
schon eifrig mit solchen Stempeln gearbeitet...
|
|
Na wen haben wir denn da? Wenn das mal nicht unser Postkarten-produzierende Korbmacher Brunislaw Pulczynski ist.
Neben ihm seine Frau Marie und das gemeinsame Töchterchen. Pulczynski starb im Oktober 1929 und nur ein gutes halbes Jahr
darauf folgte ihm seine Ehefrau. Doch bis dahin waren es zum Zeitpunkt der heute vorzustellenden Aufnahme noch
knapp 20 Jahre.
Senftenberger Anzeiger (1909)
|
Paul Klinke, Berlin N.65, Müllerstr. 30. Aufnahme <= 1912 Sammlung Theodor Restel
|
|
Das Datum der Aufnahme lässt sich relativ gut eingrenzen. Einerseits haben wir den Poststempel (09.09.1912) und andererseits obiges
Inserat aus dem Senftenberger Anzeiger vom April 1909. Die dort angegebene Adresse Bahnhofstraße 26b sehen wir auf unserer
Privatpostkarte. Was wir übrigens auch noch sehen... neben dem linken Schaufenster befindet sich ein Schaukasten mit Ansichtskarten!
Ich würde das Datum der Aufnahme sogar auf 1910 fixieren, da ich glaube, dass der Produzent der Postkarte Paul Klinke nur einmal durch
Senftenberg getingelt ist um diverse Geschäftsleute vor ihren Läden abzulichten und ich glaube auch, dass die heutige Postkarte das fehlende
Bindeglied zwischen zwei bereits archivierten Klinke-Produktionen ist...
... und die linke Karte ist definitiv <= 1910!
|
|
Eine Sache mit der wir Heimatforscher und Geschichtsinteressierten ständig zu tun haben:
Dokumente, die im Volksmund, "deutsch" geschrieben sind. Der Fachbegriff lautet jedoch Sütterlinschrift.
Diese Schrift wurde vom Grafiker und Pädagogen Ludwig Sütterlin (1865 - 1917) entwickelt und ab 1915
in den preussischen Schulen eingeführt. Dabei entwickelte bzw. vereinfachte Sütterlin die sogenannte "deutsche Kurrentschrift"
weiter, um den Kindern das Schreibenlernen zu erleichtern. Fälschlicherweise werden sehr oft sämtliche deutschen
Schreibschriften als "Sütterlin" bezeichnet.
Der Knabe auf folgendem Inserat aus dem Jahr 1911 kann also den Hinweis an seine Erziehungsberechtigte noch nicht in Sütterlin
verfasst haben. Aber egal ob deutsche Kurrent oder Sütterlin, versuchen Sie mal den Text zu entziffern und Ihre Lösung
im Kommentar abzuliefern!
P.S. einen Preis gibt es nicht! 
Senftenberger Anzeiger (1911)
|
Verlag: G.R. Ziethe, Senftenberg, Lausitz 12 43643 Aufnahme <= 1907 Sammlung Norbert Jurk
|
|