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1600 archivierte Ansichten aus Senftenberg und Umgebung. Und wieder ist ein Meilenstein zur Zielerreichung 2000 geschafft! Wie immer zu solchen Anlässen fahre ich bei www.gruss-aus-senftenberg.de ein "musikalisches Motiv" auf. Wobei mir die aber auch langsam ausgehen. Glücklicherweise trifft das (das Ausgehen) für normale Motive noch nicht in diesem Maß zu, so daß ich mich noch eine gute Weile hier austoben kann.

Senftenberg
Ernst Wenzel, Photogr.,
Senftenberg, N.L.
Ziegeleistr. 9
Aufnahme = 1928
Sammlung Matthias Gleisner
Mein Versuch, verwertbare Informationen zu links abgebildetem Sängerchor "Lyra" Senftenberg zu finden, verlief irgendwie unbefriedigend. Und das obwohl wir sicher davon ausgehen können, daß besagter Chor mindestens 25 Jahre Bestand hatte. So muß man die Aufschrift auf der Schützenscheibe deuten... 25. Stiftungsfest 19.August 1928 ist darauf erkennbar. Für das gesamte Jahr 1903 - also das anzunehmende Gründungsjahr - findet sich keine einzige Meldung im Senftenberger Anzeiger, die auf die Planung bzw. den Vollzug der Vereinsgründung hindeutet.
Erst im Jahr 1904 erscheinen die Herren Sänger auf dem Radar der Lokalpresse...

Senftenberg, 12.November. Der Männerchor "Lyra" zu Senftenberger Weinberge veranstaltete am vegangenen Sonntag sein erstes Stiftungsfest im Saale des Restaurant zur Weintraube. Das reichhaltige Programm bestand in Konzert, Theater und Ball. Die den Saal bis auf das letzte Plätzchen füllenden erschienenen Besucher waren mit allen Darbietungen, die die wackeren Sänger ihnen boten, sehr zufriedengestellt und belohnten dieselben jeden Vortrag durch kräftigen Applaus. Der sich daran anschließende Ball fand rege Beteiligung. Da auch der Wirt das Beste aus Küche und Keller bot, so wird allgemein eine recht baldige Wiederholung derartiger Unterhaltungsabende erwartet.

Und was passt da gerade nicht zusammen? Richtig! Während die Fotopostkarte von einem Stiftungsfest im August spricht, berichtet der Senftenberger Anzeiger von einem solchen im November! Es kommt aber noch besser. Laut nachfolgenden Inserat kommt nun auch noch der Wonnemonat Mai für eine Feier zum Jahrestag ins Spiel!
Senftenberger Anzeiger (1928)
ICH kriege es nicht zusammen. Genauso wenig, wie ich den Zusammenhang zu der abgebildeten Schützenscheibe herzustellen vermag... Da gleichzeitig im Mai 1928 das 50jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Senftenberg groß gefeiert wurde, gingen die Lyra-Mitglieder mit ihrer Vierteljahrhundert- Feier in der öffentlichen Berichterstattung vollkommen unter. Aber das war eher die Regel als die Ausnahme. Veranstaltungen unter Beteiligung des Sängerchors waren offenbar Mangelware. Und an den bereits 1854 gegründeten Senftenberger Männergesangsverein reichte man musikalisch wohl auch nicht so recht heran.

Endlich einmal eine Zimmaß-Produktion, die tatsächlich postalisch gelaufen ist und mir somit einen Anhaltspunkt für die bessere Datierung sämtlicher Ansichtskarten des Verlags liefert, die dieser mit Motiven evangelischer Kirchen aus Senftenberg und Umgebung auf den Markt geworfen hatte. Die Mehrzahl der Stücke, die mir bisher über den Weg liefen, trägt leider keinen Poststempel und die Datierung erfolgte zumeist auf Grundlage anderer Merkmale bzw. mußte offen gelassen werden. Mit dem heutigen <= 1933 bewegen wir uns langsam aber sicher nach unten und gleichzeitig passen Bild und Zeit sehr gut zu einem längeren Beitrag im Senftenberger Anzeiger, der im Vorfeld des 50. Jahrestages der Einweihung des hier abgebildeten Gotteshauses im September 1932 erschien:




50 Jahre evangelische Kirche in Großkoschen.

Eine Hütte Gottes, eine Feste der Wahrheit, eine Zinne der Hoffnung.

Senftenberg
Ansichtskarten-Verlag Zimmaß,
Erfurt, Neuestr.12
Aufnahme <= 1933
Sammlung Matthias Gleisner

Am komenden Sonntag, dem 11.September, feiert die zum Pfarramte in Lauta-Dorf gehörende Kirchengemeinde Großkoschen das Fest des 50jährigen Bestehens ihres Gotteshauses.
Es hat vor 50 Jahren langer Verhandlungen bedurft, ehe der Wunsch der seitdem die Kirchengemeinde Großkoschen bildenden Gemeindemitglieder nach einer eigenen Kirche in Erfüllung ging. Die Bewohner von Großkoschen waren vor der Erbauung der eigenen Kirche ind er etwa 4 Kilometer entfernten Kirche in Lauta eingekircht, und die von Kleinkoschen gehörten zu dem etwa 5 Kilometer entfernten Senftenberg. Da gewann denn schon der seit langem gehegte Plan, in Großkoschen eine eigene Kirche zu erbauen, zum ersten Male Gestalt in einem Beschlusse der Hausväter von Groß- und Kleinkoschen vom 11.Juni 1874, dem schon am 12.Juni ein gleichlautender neuer Beschluß folgte, der für sämtliche Hausväter von Groß- und Kleinkoschen bindend war. Die nun folgenden Verhandlungen mit den Behörden zogen sich auch deswegen länger hin, als den meisten von damals lieb war, weil ja nicht nur die Frage eines Kirchenneubaues zu lösen war, sondern vor allen Dingen auch deswegen, weil überhaupt erst eine Kirchengemeinde in Großkoschen gebildet werden mußte durch Auskirchung von Großkoschen aus Lauta und von Kleinkoschen aus Senftenberg, wobei Kleinkoschen auch aus Senftenberg ausgepfarrt werden mußte, weil auch weiter die Finanzierung nicht nur des Kirchenbaues, sondern auch der künftigen Kirchengemeinde Großkoschen und die dadurch erforderlichen Entschädigungen an die Pfarre in Senftenberg wie die Küstereien in Lauta und Senftenberg zuvor geregelt werden mußten. Auch darüber mußte zuvor volle Klarheit geschaffen werden, in welcher Weise die Gottesdienste in Lauta und Großkoschen zu regeln waren, da ja nunmehr die Pfarrer von Lauta, - damals war es Pfarrer Kubitz in Lauta, den diese Frage besonders anging, - jeden Sonntag zwei Gottesdienste zu halten hatten, und alle Amtshandlungen für Großkoschen nunmehr in der Kirche zu Großkoschen stattfinden sollten.
Nebenher gingen bereits die Verhandlungen über die Baupläne für den Neubau. Die Gemeindemitglieder von Groß- und Kleinkoschen hatten sich alle für den Bauplan des Zimmermeisters Lindemann aus Senftenberg entschieden, der allerdings dann von den Baubehörden als nicht geeignet abgelehnt werden mußte. Das königliche Hochbauamt in Lübben hatte in Anlehnung an Kirchenbauten in andren Orten, z.B. in Großräschen, einen anderen Bauplan eingereicht und im einzelnen ausgearbeitet und erläutert, der sich auf 18255 RM. belief, allerdings ohne Orgel und Glocken und ohne die mit etwa 4300 RM. bewerteten Hand- und Spanndienste und ohne Ansatz der vom Koschenberge zu beziehenden Steine, soweit diese zum Grund und den Seitenwänden Verwendung finden konnten. Die Verzögerung der Verhandlungen hat dann leider auch innerhalb der Gemeinden Großkoschen und Kleinkoschen hin und her etwas die ursprüngliche Begeisterung erlöschen lassen und leider auch zu kleinen Differenzen geführt.
Endlich am 15.Juni 1879 wurde der von der Regierung vorgelegte Bauplan einstimmig angenommen. So konnte denn im Herbst 1881 mit dem Bau begonnen werden, und dieser soweit gefördert werden, daß er im März 1882 nahezu beendet war. Die Glocken hatte die Firma Hadanck in Hoyerswerda, und die etwas später gebaute Orgel die Firma Mangel in Großenhain geliefert. Aber es schien, daß über der Kirche zu Großkoschen ein Unstern schwebte; denn auch die Einweihung der Kirche stieß auf mancherlei unvorhergesehene Schwierigkeiten. Ursprünglich war die Einweihung der Kirche auf Dienstag, den 8.August 1882, festgesetzt, da brach in Großkoschen eine Scharlachepidemie aus, so daß die Einweihung der Kirche auf Verfügung des Landrates verschoben werden mußte.
Als nächster Zeitpunkt hierfür wurde der 8.November 1882 vorgesehen, und der Herr Generalsuperintendent D.Büchsel hatte dazu sein Erscheinen zugesagt. Und wieder nahte ein neues Verhängnis, indem im letzten Augenblicke der Herr Generalsuperintendent erkrankte. Noch bis zum 6.November war es nicht ganz sicher, ob die Einweihung am 8.November würde stattfinden können.

Telegramme gingen hin und her, in letzter Stunde kam die Mitteilung, daß die Einweihung doch am 8.November 1882 stattfindet und anstelle des Herrn Generalsuperintendenten D.Büchsel der Vizegeneralsuperintendent Schulz aus Lübben die Einweihung vornehmen wird. Der noch in der Gemeinde Großkoschen vorhandene Bericht der "Elster-Chronik", Nummer 90 vom 11.November, schildert uns sehr ausführlich die Festlichkeit. Der Vizegeneralsuperintendent Schulz hielt seine Weiherede über Psalm 87, 2-3 und der Ortspfarrer Friedrichs, der Nachfolger von Pfarrer Kubitz, seine erste Predigt in der neuen Kirche über Offenbarung Johannis 21, 1-5. Er legte der zahlreich versammelten Gemeinde ans Herz:

  Das neue Gotteshaus soll sein:
  1. eine Hütte Gottes unter den Menschen.
  2. eine Feste der Wahrheit.
  3. eine Zinne der Hoffnung.

Was damals der Ortspfarrer seiner Kirche und Gemeinde von Herzen gewünscht hat, das ist, soweit es menschlicher Schwachheit gelingt, auch in Erfüllung gegangen. In 50 Jahren haben die Gemeinden Groß- und Kleinkoschen ihr Gotteshaus immer mehr lieben gelernt und hochgehalten, in den Tagen, da die schweren Stürme des Krieges auch über dieses Gotteshaus und seine Gemeinde brausten, da Gottesfeindschaft auch dort an den Grundfesten des Lebens zu rütteln drohten, hat es immer wieder die Fackel der Wahrheit entzündet, ließ es immer wieder die Quellen der Hoffnung, des Trostes und der Kraft aufspringen. In treuer Mitarbeit haben Aelteste und Verordnete, manche schon länger als ununterbrochen 30 Jahre, Kirchväter, Glöckner und Bälgetreter ihrem Gotteshause und damit ihrem Gott selber das schöne Zeugnis unwandelbarer Treue gegeben. Auf Pfarrer Friedrichs folgte zu 31jährigem treuen Dienste Pfarrer Hugo Kamrath, und als dieser im November 1918 starb, nach längerer Vakanz ab 1.Dezember Pfarrer Kaebsch.
Vor 25 Jahren, im Jahre 1907, hat man die Kirche nur in bescheidenem Umfange erneuert, aber jetzt zum 50jährigen Bestehen, ist sie innen vollständig erneuert worden, nicht zuletzt dank der Gebefreudigkeit derjenigen Industriewerke, die in der Gemeindeflur von Koschen ihre Betriebe haben. Ein neues äußeres Gewand möge auch neue Herzen, neue Liebe und neue Treue gegen Gott schaffen. Was einst als Segenswunsch dem neuen Gotteshause vor 50 Jahren mitgegeben worden ist, möge wieder in der Erinnerung lebendig werden und sich für die kommenden Zeiten vereinen mit dem, was nach 50 Jahren, im Jahre 1932 dem Gotteshause als Glückwunsch und Segensgruß zugerufen wird:

"Es soll die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer werden, denn des ersten gewesen ist, spricht der Herr Zebaoth. Und ich will Frieden geben an diesem Ort, spricht der Herr Zebaoth"!

Die evangelische Kirche zu Großkoschen ist natürlich auf vielen weiteren Ansichtskarten verewigt worden. Da macht auch das zweite Stück für heute keine Ausnahme - eine frühe Lithografie, die wir so ähnlich schon einmal gesehen haben. Unterschiede gibt es beim Verlag und in der Ausführung der Einzelzeichnungen. Zudem ging eine der Detailzeichnungen verloren. An deren Stelle rutschte der Schriftzug Gruss aus Gross Koschen.

Senftenberg

Da ich in einem ähnlich gelagerten Fall auch keine neue Grundnummer vergeben habe, folge ich diesem Schema auch hier ... AK_Kos 003_2.
Senftenberg
Verlag v. Kunstanstalt Max Zibell,
Berlin, Franseckistr.42.
Aufnahme <= 1905
Sammlung Matthias Gleisner