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Die Einstiegsgrafik, und damit auch das Thema, hatten wir schon einmal. Ob nach dieser Wiederholung die Thematik endgültig vom Tisch ist?
Ich vermute, nicht. Gerade von diesen, bei mir unbeliebten, schwarz-weissen Schlossteich-Ansichten, tauchen zuweilen völlig neue Exemplare
auf. Ich habe zwar vor meinem geistigen Auge gerade kein mir noch fehlendes Motiv, aber wie sagt man so schön? Unverhofft kommt oft!
Wobei ich gestehen muß, daß ich heute ein wenig wissentlich schummle. Zwei der Motive, die überdies bereits bekannt sind, stammen
nachgewiesenermaßen nicht aus den 1930ern, sondern wurden schon in den 1920ern angefertigt. Da sich aber am generellen Eindruck über den Zeitraum
von vier, fünf Jahren wenig geändert haben dürfte, außer daß die Vegetation weiter vorangeschritten ist, muß ich das vielleicht auch nicht
ganz so eng sehen.
Mühlbach's Postkarte; Verlag: Reinhard Rothe, Meissen. Echte Photographie Aufnahme <= 1926 Sammlung Matthias Gleisner
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Ähnlich "sportlich" sah das auch der Leipziger Verlag
Trinks & Co., der rechts abgebildetes Motiv mehr als
20 Jahre nach seiner Entstehung, immer noch bzw. wieder
auf einer Ansichtskarte veröffentlichte. Das Exemplar
ist nämlich nachweislich eine Nachkriegsproduktion.
Von der linken Produktion existiert sogar eine colorierte
Fassung, die deutlich mehr her macht, als das zweifarbige
Pendant.
Die restlichen drei Ansichtskartenmotive sind, auch wenn
man es nicht glauben mag, komplett neu.
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Echte Photographie Trinks & Co. Leipzig O27 III / 18 / 20 / Za 1008 1 851 Bestell-Nr.5 Teco Aufnahme <= 1926 Sammlung Theodor Restel
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Kunstverlag Reinhard Rothe, Meißen R 7133 Aufnahme <= 1937 Sammlung Matthias Gleisner
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Aufnahme <= 1931 Sammlung Janine Klink
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Verlag G.R.Ziethe, Senftenberg, N.-L. 71021 fF Aufnahme <= 1939 Sammlung Matthias Gleisner
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Zu den mehr oder weniger stimmungsvollen Bildern, habe ich einen Beitrag aus dem Senftenberger Anzeiger vom April des Jahres 1932
herausgesucht, der mehr zur aktuellen Jahreszeit als zu den doch wohl eher im Sommer aufgenommenen Fotografien passt:
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Unser Stadtpark, die einzige größere Erholungsstätte der einheimischen
Bürger, seit der Einrichtung des Wildparks auch der Treffpunkt vieler
auswärtiger Besucher, beginnt nach und nach sich das farbenfrohe Frühlingskleid
anzulegen. Die Holunderbüsche brachten ihre Blätter-Knospen bereits
zum Aufbruch. Die Fliedersträucher haben ihre Knospen bereits aufgesetzt
und auch noch das kahle Geäst der Bäume, besonders der Kastanien, ist
bestückt von zur Entfaltung drängenden grün-gelben Blütentupfen. Während
hoch oben im Geäst der Akazienbäume sich kaum spürbar neues Leben zeigt,
regen sich am Boden allerlei Pflänzchen, die ihn bald zum grünen Teppich
gestalten werden. Im Wasser beginnen die Halme der Schilfgräser ebensolche
Färbung anzunehmen. Prächtig nehmen sich die hier und dort verstreuten
kraftstrotzenden Tannen aus. In den Sträuchern und Baumgipfeln aber herrscht
munteres Vogeltreiben. Der wilde Tauber hat mit seinem Weibchen bereits
wieder gehorstet. Die Stare jubilieren und das muntere Gezwitscher der
andern Vögel erfüllt den Tag. Im Wildpark ist man dabei, neue Grünflächen
herzurichten und damit zugleich den im Moorboden hausenden Ungeziefer zu
steuern. Bald wirft das Rot- und Damwild seine Winterdecke ab. Bei den
Waschbären und bei Eichhorns ist Familienzuwachs zu verzeichnen, auch die
Wellensittiche haben sich gut vermehrt.
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Weibliches Trio vor dem Pavillon (1940)
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Den wildernden Katzen, die sich an jungem Kaninchenfleisch gütlich taten,
wurde der Garaus gemacht. Ihre Abwege beschloß eine Falle. Den sieben
Hirschen, die sich noch einige Zeit mit dem erheblich verkleinerten
Gehege bescheiden müssen, werden sich in nächster Zeit noch drei Rehe
hinzugesellen. Zur weiteren Belebung des Wildparks ist zunächst die
Herrichtung von Käfigen geplant. So ist manches getan, um mit den zur
Verfügung stehenden Mitteln den Tieren möglichst angenehmen Aufenthalt
zu schaffen. Im übrigen ist der Stadtgärtner wieder an der Arbeit, die
Parkanlagen neu herzurichten und zu versuchen, dem erholungsbedürftigen
Publikum ein farbenfrohes Bild zu bieten. Das bisherige Gartengrundstück
links am Eingang der Dresdner Straße wird dem Gesamtbild des Stadtparks
einverleibt und zur Grünfläche umgestaltet. Auch soll der Platz hinter
der Ehrengedächtnisstätte eine andere Gestaltung erfahren. Von einer
ausgiebigen Bepflanzung der Beete mit Blumen will man der Kosten wegen
absehen, auch weil vielfach Blumen und Blütenzweige abgerissen werden,
ja Pflanzen dem Diebstahl zum Opfer fallen. Es ergeht daher an alle
Bürger die dringende Bitte, sich der Ehrenpflicht zu unterziehen,
Zerstörungen der öffentlichen Anlagen zu verhüten und Aufsichtspersonen
darin zu unterstützen.
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Neben den oben genannten Kaninchen-reissenden Katzen und Blumen-stehlenden
Bürgern wies der Senftenberger Anzeiger in jenem Frühjahr 1932 noch
auf ein weitere Spezies hin:
Die rücksichtslosen Radfahrer!
 
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Radfahren im Stadtpark nach wie vor verboten! Seitdem auf der Verbindungsbrücke
vom Stadtpark zur Dresdner Straße die Sperrhölzer entfernt wurden, mehren sich die Klagen aus den Reihen
der Fußgänger über das rücksichtslose Benehmen der Radfahrer. Obwohl das Radfahren durch den Stadtpark,
ohne Rücksicht auf die Jahreszeit, von jeher verboten ist, scheint es doch noch Radfahrer zu geben, die
allen Hinweisen und Verboten zum Trotz vorsätzlich fahren. Bei der gestern nachmittag stattgefundenen
Kontrolle mußten zwölf Personen zur Anzeige gebracht werden. Es handelt sich meistens um Radfahrer, die
in Richtung nach der Stadt fahren. Die Polizeibeamten haben Anweisung, rücksichtslos einzuschreiten. -
In letzter Zeit wird sehr häufig die Beobachtung gemacht, daß Radfahrer in den Außenbezirken die Bürgersteige
befahren, sogar abends ohne Beleuchtung dahinrasen und dadurch Fußgänger gefährden. Durch Polizeistrafen
wird dem Unwesen ein Ende gemacht werden. Die Radfahrer seien gewarnt.
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