Aus aktuellem Anlaß lautet das Thema der Woche nun schon zum dritten Mal...
Vor knapp zwei Wochen vermeldete nämlich die Lausitzer Rundschau die Rückkehr von "Gründungsunterlagen" des Senftenberger Tierparks in unsere Stadt.
Diese sollten Anfang der 1970er Jahre auf Geheiß der damaligen Bürgermeisterin Hannelore Wagner verbrannt werden. Wurden jedoch durch einen umsichtigen Senftenberger
vor dem Feuer bewahrt. Ob die Akten tatsächlich brisante Informationen beinhalten, die, so suggeriert es die Lausitzer Rundschau, eine Beaufsichtigung
der Vernichtung durch "zwei Herren" (wir wissen alle, wer gemeint ist), rechtfertigen, mag ich aktuell nicht zu beurteilen. Wenn es aber wirklich so geheim war,
dann hätten die entsprechenden Stellen bestimmt selbst Hand angelegt, anstatt den Papierkram im HdW verheizen zu lassen. Naja so funktioniert halt Legendenbildung.
Wie auch immer, es ist schön, daß die Dokumente vor der Vernichtung gerettet und über viele Jahre sorgsam aufbewahrt wurden und nun an den Ursprungsort
zurückgebracht worden sind. Die zusätzlichen Angaben, die die Lausitzer Rundschau bezüglich des Inhalts macht, lassen vermuten, daß es sich überwiegend um
Schriftwechsel handelt, der beim Betrieb des Tierparks anfiel. Ähnliche Akten konnte ich erst unlängst im Stadtarchiv einsehen und die sind teilweise ganz lustig.
Da geht es um den An- und Verkauf von Tieren, Verkauf von Ratten an ein Versuchslabor, Schadenersatzforderungen einer Dame, die bei einem Tierparkbesuch von einem
der Esel gebissen wurde. Aber auch heftige Dispute zwischen dem ersten Betreiber des Tierparks, dem Forstverwalter der NKW, Rudolf Heusohn und der
Stadt Senftenberg sind dokumentiert. Es ging darum, daß die Stadt Senftenberg die Betreiberschaft übernehmen sollte und es hierfür zu einem (teilweisen) Abkauf
des Tierbestandes kommen sollte.
Der Schriftverkehr ab dem Ende der 1930er drehte sich dann im Wesentlichen um die Schwierigkeiten, die Tiere vernünftig zu ernähren. Tierfutter oblag genauso einer
Rationierung wie die meisten anderen Waren und so war es ein ständiger Kampf, Ausnahmeregelungen zu erwirken, um die Tiere über die Runden zu bringen.
Vielleicht lässt sich aber aus den nun aufgetauchten Dokumenten endlich bestimmen, wann das schöne bogenförmige Portal des Tierparks errichtet wurde. Ich habe
nämlich erhebliche Zweifel an der immer wieder (ab-)geschriebenen Information, daß dieses schon zu Beginn, also 1931, vorhanden war.
Bevor ich am Ende nochmals auf besagte Akten zurückkomme, soll es natürlich zunächst um neues Bildmaterial gehen. Und neu sind alle vier Motive von heute. Der
Informationsgehalt der Abbildungen ist jedoch nur bedingt von Relevanz.
Während ab 1954 sämtliche kommerziellen Abbildungen aus dem Senftenberger Tierpark, die ich kenne, ausschließlich auf die drei Bären beschränkt waren, war
man in der Anfangszeit durchaus um etwas mehr Abwechslung bemüht. Und so kamen dann auch solche Produktionen, wie die beiden ersten Ansichtskarten zustande.
Deren Machart ist bekannt, konnte ich doch schon einige Exemplare aus dieser Serie vorstellen.
Senftenberg NL. Tierpark "Hirschgehege" Druck und Klischee von Albert Heine K.-G., Cottbus Aufnahme <= 19?? Archiv der Stadt Senftenberg
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Senftenberg NL. Tierpark "Blau-Pfau" Druck und Klischee von Albert Heine K.-G., Cottbus Aufnahme <= 19?? Sammlung Matthias Gleisner
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Wie sich mittlerweile herausstellt, teilte sich diese Serie, die ich auf Mitte der 1930er taxiere, motivtechnisch zwischen Heimatmuseum und Tierpark auf. Zum Verschicken
taugten die Stücke weniger, da sie auf ziemlich dünnen Karton gedruckt wurden. Ich vermute weiterhin, daß es sich ursprünglich um eine Sammelmappe mit einer derzeit unbekannten
Anzahl von unterschiedlichen Einzelmotiven handelte, die im Heimatmuseum und/oder Tierpark zum Kauf angeboten wurde.
Aufnahme <= 19?? Archiv der Stadt Senftenberg
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Verlag: Brückner Senftenberg Echt Photo Handabzug Aufnahme <= 1945 Sammlung Matthias Gleisner
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Das nächste Abbildungspaar passt jahreszeitlich sehr gut zusammen. Links eine normale Fotografie und rechts eine mehr oder weniger kommerzielle Postkarte. Ort des
Geschehens könnte in beiden Fällen durchaus derselbe sein. Beide Aufnahmen entführen uns in ein gut eingeschneites Senftenberg. Vielleicht erleben wir derartige Zustände
auch mal wieder. Ich würde es mir wünschen.
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Während wir auf drei der vier heute vorgestellten Aufnahmen wenigstens ein wenig Lokalkolorit
erhalten, könnte die Abbildung des Blau-Pfaus rechts oben auch direkt aus "Brehms Tierleben"
stammen. Tut sie aber nicht. Stattdessen erhalten wir mit ihr einen Eindruck über die doch
ziemlich weit gefächerte Auswahl im Senftenberger Tierpark der damaligen Zeit. Aber nicht
alle Senftenberger konnten jedem Getier nur postive Seiten abgewinnen, wie man rechts
wiedergegebenen Beschwerdeschreiben aus dem Jahre 1938 entnehmen kann. Dieses befindet sich,
wie angedeutet, auch in den Tierpark-Akten, die im Senftenberger Stadtarchiv lagern.
Zwar lässt sich in der Akte kein Antwortschreiben auf die Eingabe finden, dafür hat jedoch
jemand mit rotem Stift die Passage über die angedrohte Selbstjustiz unterstrichen und weiter
unten mit Die Pfauen sind umgehend abzuschaffen auch wenn sie verschenkt werden müßten
kommentiert.
Zur Abschaffung der Tiere kam es letztlich nicht. Stattdessen pflegte man
in den Folgejahren den Bestand... Im Juli 1941 wurden beispielweise zwei neue weibliche
Blau-Pfaue durch den Tierhändler Carl Hagenbeck nach Senftenberg geliefert.
Im folgenden, 1937 gedrehten, kurzen Film bekommen wir leider keine Pfaue zu Gesicht.
Dafür Rot- und Schwarzwild.
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Walter Prinzler
Senftenberg NL.
Dresdnerstr. 12.
An
den Herrn Bürgermeister
der Stadt Senftenberg
Senftenberg L.
Betr. Tierpark
Ich habe im vergangenen Jahre wiederholt Gelegenheit nehmen müssen,
mich bei dem inzwischen verstorbenen Stadtbaumeister, Herrn Pfau und
auch bei dem Herrn Bürgermeister persönlich mündlich über den mir von
den Pfauen des Tierparkes in meinem Garten, der dem Tierpark gegenüber
an der Dresdnerstrasse liegt, angerichteten Schaden zu beschweren.
Die Beschwerden hatten keinen Erfolg, es wurde nichts veranlasst und die
Pfauen haben im Herbst des vergangenen Jahres mir restlos mein Gemüse
zerfressen.
In diesem Jahre scheint es nicht anders zu werden, denn tagtäglich muss
eine Pfauhenne mit ihren Jungen und oft noch mehrere Alttiere aus meinem
Garten getrieben werden, die mir jetzt wieder genau wie im Vorjahre alles
heruntertrampeln und zerfressen.
Wenn auch der geldliche Schaden nicht gross ist, so habe ich aber in diesem
Jahre wenig Lust, aus meinem Gemüsegarten einen Futterplatz für die Pfauen
des Stadtparkes zu machen und mir mein mit viel Arbeit und Mühe angebautes
Gemüse vernichten und zerfressen zu lassen.
Ich bitte Sie daher, sofort für Abhilfe Sorge zu tragen, andernfalls ich
zur Selbsthilfe schreiten werde.
Heil Hitler!
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