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Senftenberg  Senftenberg
Verlag G.R. Ziethe,
Senftenberg N-L.
8839
Aufnahme <= 1903
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg  Senftenberg
Verlag: G.Raatz,
Senftenberg L.
Aufnahme <= 1914
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Verlag v. Erich Krause,
Senftenberg, N.-L.
755
Aufnahme <= 1915
Sammlung Matthias Gleisner
Mit den heutigen drei Motiven geht mein bestehender Vorrat an klassischen Ansichten vom Senftenberger Marktplatz so langsam dem Ende zu. Wahrscheinlich geht es danach erst einmal mit Nachkriegsproduktionen dieser, bei Ansichtskarten so überaus beliebten, "location" weiter.
Von den drei Exemplaren sind zwei nicht wirklich neu. Ich konnte in der Vergangenheit bereits jeweils eine andere Variante davon vorstellen. Bezüglich des linken Stückes muß ich ein weiteres Mal eingestehen, einmal wieder nicht aufgepasst zu haben...
Eigentlich müsste das Motiv die Grundnummer 193 tragen, denn rechts abgebildete Anlaßkarte basiert auf derselben Ansicht. Da aber in diesem Fall, das kleine Bildchen vom Markt nur untergeordnetes Beiwerk ist, belasse ich es bei der jetzigen Einordnung.
Schaut man sich alle drei Motive an und achtet hierbei besonders auf den Baum in der Passage zur Deutschen Kirche kann man zu dem Schluß kommen, daß alle drei Abbildungen in einem relativ engen zeitlichen Rahmen gemacht wurden. Das heißt, daß die Datierung <= 1914 bzw. <= 1915 höchstwahrscheinlich zu konservativ ist. Grundsätzlich müsste ich mich bei Gelegenheit einmal mit sämtlichen Ansichten dieser Marktecke befassen, um ggf. aufgrund Ladenbeschriftungen u.ä. Korrekturen bei der zetlichen Einordnung vorzunehmen.
Senftenberg
Apropos Ladenbeschriftungen. Auf den beiden bereits bekannten Motiven sehen wir eine, die für mein Projekt überaus hohe Wichtigkeit hat. Denn ohne den Senftenberger Anzeiger, bzw. die archivierten Jahrgänge hiervon, würde es, was die textliche Untermalung betrifft, hier ziemlich mau aussehen.
An der Adresse Markt 11 befand sich viele Jahre die Redaktion des Senftenberger Anzeiger. Nachdem 1924 das neue Druckereigebäude in der Laugkstraße in Betrieb genommen worden war, lagerte man alles was mit der Erstellung und dem Vertrieb der beliebten Tageszeitung zu tun hatte nach dorthin aus. In dem Haus am Markt verblieb trotzdem eine Außenstelle, die darüber hinaus auch als Buchhandlung fungierte. Die Abbildung rechts erschien im Juli 1925 zum 50-Jährigen Bestehen des Senftenberger Anzeiger in einer speziellen Sonderausgabe der Zeitung. Aus den damals verfassten Beiträgen lässt sich zwischen all den Lobeshymnen einiges aus der Geschichte des Blattes entnehmen...
So erfährt man zum Beispiel, daß der "Senftenberger Anzeiger" per Definition keine Neugründung darstellte. Anfang Januar 1875 erschien auf dem Zeitungsmarkt eine Probenummer unter dem sperrigen Titel "Schlesisch-Sächsischer Anzeiger, Blatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr des westlichen Teiles der Provinz Schlesien, des östlichen Teiles der Provinz Sachsen und der angrenzenden Teile der Provinz Brandenburg und des Königreiches Sachsen, besonders der Orte Ruhland, Ortrand, Mückenberg, Bockwitz, Lauchhammer und Umgegend". Das Blatt, das zu diesem Zeitpunkt ganze 4 Seiten in der Größe 24x34 Zentimeter umfasste, wurde in Ruhland produziert. Carl Georg Grubann, den Herausgeber, hatte es dorthin verschlagen, nachdem der in Uhyst geborene, seine Lehrzeit in Hoyerswerda absolviert hatte. Am 20. Juni 1875 erschien die zweite Nummer und in der Folge wurde das Blatt wüchentlich zweimal, Mittwochs und Samstags unter die Leser gebracht. Nach einer erfolgreichen Einführungsphase kam man zu der Erkenntnis, daß der Titel der Zeitung nicht treffend und charakteristisch genug gewählt war. Die erste Oktober-Nummer des Jahres 1875 erschien deshalb unter dem kurzen und knappen Titel "Elster-Chronik". Beginnend am 1.Oktober 1879 erschien die "Elster-Chronik" für den Amtsgerichtsbezirk Senftenberg unter der Bezeichnung "Senftenberg-Drebkauer Wochenblatt". 2 Jahre später wurde das Format auf 28x44 Zentimeter vergrößert.
Weitere zehn Jahre später, im Januar 1891 begann man damit, 3 Ausgaben pro Woche zu veröffentlichen. Im selben Jahr beabsichtigte der Senftenberger Buchbindermeister und Buchhändler Friedrich Pelz, der seinerseits den "Senftenberger Anzeiger" verlegte, sein Geschäft aufzugeben. Nach freundschaftlicher Übereinkunft mit ihm plante Carl Georg Grubann, die beiden Geschäfte zusammenzulegen und die Zeitungsdruckerei nach Senftenberg zu überführen. Der Umzug erfolgte am 9. Mai 1892. Seit 1900 erschien dann der Senftenberger Anzeiger viermal wöchentlich und ab 1912 täglich. Am 1. Weihnachtsfeiertag 1921 starb Carl Georg Grubann. Die Geschäfte hatte er bereits zwei Jahre zuvor in die Hände seiner beiden Söhne Georg und Edmund gelegt. Bis zum Ende des 2. Weltkriegs erschien der Senftenberger Anzeiger regelmäßig im Verbreitungsgebiet. Zum Schluß bestand das Blatt aber fast nur noch aus Durchhalteparolen und Todesanzeigen. Die letzte Ausgabe kam Mitte April 1945 heraus. Da die Kriegshandlungen mittlerweile Senftenberg erreicht hatten, ließ sich der Betrieb nicht mehr aufrecht erhalten. Die Bewohner Senftenbergs verließen in jenen Tagen die Stadt und kehrten zögerlich erst Ende April 1945 zurück. Georg und Edmund Grubann wurden Ende Mai 1945 auf die sowjetische Kommandantur, die sich im Hotel Mingau befand, beordert. Ohne Angabe von Gründen wurden die beiden Brüder inhaftiert. Neben anderen festgenommenen Senftenbergern wurden die Grubanns zu Fuß von Lager zu Lager geschleppt. Die Endstation war Oppeln (Opole) in Schlesien. Georg Grubann überlebte die Strapazen der Haft nicht und starb 60-jährig am 28.September 1945 in einem russischen Gefängnislazarett in Oppeln. Edmund Grubann wurde plötzlich im November 1945 aus dem Gefängnis Graudentz, wohin er im Oktober verlegt worden war, entlassen und schlug sich danach irgendwie nach Senftenberg durch. Hier traf er am zweiten Weihnachstfeiertag 1945 ein. Edmund versuchte in Folge den Betrieb wieder in Gang zu bringen, aber bereits kurze Zeit nach seiner Heimkehr wurde der Betrieb "sequestriert" und ein Treuhänder eingesetzt. Edmund Grubann durfte von da an den Familienbetrieb offiziell nicht mehr betreten.
Das Ende kam am 3.Januar 1947 in Form eines Schreibens des Landrates des Kreises Calau, in welchem bekannt gegeben wurde, daß die Buchdruckerei Grubann in Senftenberg gemäß Verordnung des Präsidiums der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg entschädigungslos enteignet wird. Mehrere Einsprüche gegen diese Entscheidung blieben erfolglos.
Am 14. März 1947 erschien mit der Titelzeile "Er ist wieder da!" ein neuer "Senftenberger Anzeiger". Dies war aber mehr ein amtliches Aushangblatt als eine Lokalzeitung und das Ganze hielt auch nur bis zum Juli 1950 an. Danach ging der Begriff "Senftenberger Anzeiger" als lebendiges Presseorgan für immer in die ewigen Jagdgründe ein.