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09.05.2021
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Die Schlusssequenz des in der Vorwoche präsentierten Films offerierte uns einen Blick auf den prall gefüllten Senftenberger Marktplatz.
Der Gegensatz zur folgenden Ansichtskarte könnte kaum größer sein!

Senftenberg
Verlag v. W.Brückner,
Senftenberg, N.-L.
Aufnahme <= 1900
Sammlung Matthias Gleisner

Außer einem scheinbar herrenlosen Hund sowie einigen versprengten Senftenbergern im Hintergrund wirkt der Platz wie ausgestorben. Gut, es war wahrscheinlich nicht der 1. Mai als die Aufnahme gemacht wurde und selbst wenn, dann beging man diesen im Jahre 1900 auch nicht feierlich in Form von Massenveranstaltungen. Letztere gab es damals dennoch, nur halt aus anderen Beweggründen.
Im wesentlich war der zentrale Platz der Stadt jedoch dem regelmäßigen Markttreiben vorbehalten zu dem sich je nach Saison und Witterung zahelnmäßig mehr oder weniger Senftenberger und Bewohner der Umgebung mit dem nötigsten eindecken, was ihrerseits Händler aus der Umgegend zuvor in die Stadt gekarrt hatten.

Wie sich dieses in der zweiten Hälfte der 1910er Jahre darstellte, zeigt das nachfolgende Foto...

Senftenberg
Aufnahme <= 1918
SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Brück & Sohn
Die Aufnahme ist bekannt. Es gibt (mindestens) zwei Ansichtskarten-Varianten davon.

Senftenberg Senftenberg

Heute also das Original in Form eines Scans der ursprünglichen Fotoplatte. Auf den Ansichtskarten-Produktionen erkennt man in der rechten unteren Ecke einen Bildfehler in Form eines dunklen Flecks. Dieser ist bereits Bestandteil der Glasplatte. Ich habe mir die Mühe gemacht, diesen nunmehr verschwinden zu lassen. Grundsätzlich ist die Fotografie nicht die allerbeste, wenn auch den Ansichtskarten-Pendants ohne Frage vorzuziehen. Die Aufnahme ist etwas überbelichtet und enthält auch eine ganze Anzahl von störenden Bewegungsunschärfen. Ich habe versucht, digital einige Dinge zu beheben wenn ich auch den "gelöschten" Himmel, dem sicher auch ein paar Dachaufbauten zum Opfer fielen, nicht rekonstruieren konnte.

Brück & Sohn, die Urheber der Fotografie und auch Hersteller der Ansichtskarten, geben für die kommerziellen Produkte 1918 als Veröffentlichungsjahr an. Das wird schon stimmen. Bekanntermaßen geht es mir jedoch vielmehr darum, das Datum der Aufnahme so weit wie möglich einzugrenzen. Bislang ging ich davon aus, daß die späteren Produktionen ebenfalls 1915, als der größte Schwung an Senftenberger Aufnahmen des Meissner Verlages angefertigt wurden, entstanden. Von dieser Theorie muß ich mich wohl angesichts obigen Fotos zumindest teilweise verabschieden. Es war vielleicht nicht sehr viel später als 1915 aber ein enger zeitlicher Zusammenhang z.B. mit dem folgenden Foto ist meines Erachtens nicht gegeben.

Senftenberg
Aufnahme = 1915
SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Brück & Sohn
Auch dieses Motiv dürften die meisten kennen. Bislang stellte ich schon 3 Varianten in Form von Ansichtskarten vor.

Senftenberg Senftenberg Senftenberg

Und auch in diesem Fall kann ich heute an den Ursprung, die Fotoplatte, zurückgehen und die Aufnahme in phänomenaler Detailschärfe vorstellen. Das Foto ist so detailreich, daß wir erkennen können, daß es Anfang bis Mitte September 1915 aufgenommen wurde. Der entsprechende Hinweis befindet sich im Fenster links. Hier erkennt man eine Bekanntmachung, die sich um die Zeichnungsfrist der dritten Kriegsanleihe, die am 22. September endete, dreht.
Zeichnungen der Kriegsanleihe werden hier angenommen. Zeichnungsende 22. September mittags 1 Uhr ist hier (in der Vergrößerung) sehr gut zu entziffern.

Senftenberger Anzeiger (17.09.1915)
Und genau dieses Plakat kann man auf der Ansicht der südlichen Marktseite nicht erkennen. Das allein ist natürlich kein hinreichender Beweis hinsichtlich meiner Theorie bzgl. mindestens zweier Besuche des Brück & Sohn - Fotografen in Senftenberg. Deshalb verweise ich zusätzlich auf die Fassadenbeschriftung am Haus Markt 4 - Herrm. Punitzer Nachf.. Dieser Schriftzug muß nach 1915 angebracht worden sein. Definitiv ist er auf der Schrägansicht nicht auszumachen, was uns aufgrund der Schärfe des Fotos hätte gelingen müssen. Wenn er denn da gewesen wäre. Ich kenne auch keine Aufnahme vor 1915, die diese Außenreklame zeigt.