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Während ich einem meiner Lieblingssprüche - Früher war mehr Lametta! - bedingungslos zustimmen kann, habe ich bezüglich der immer wieder gern verwendeten Behauptung, daß wir früher mehr Schnee hatten nicht so leicht folgen. Kann sein, kann nicht sein. Ich erinnere mich nicht mehr im Detail an die Intensität und Länge einzelner Winter in meiner Kindheit. Klar, da gab es den Katastrophen-Winter 1978/79, der auch an unserer Region nicht spurlos vorüber ging, aber hatten wir wirklich jedes Jahr Schnee? Ich kann mich zumindest an einen 24. Dezember erinnern, an dem ich hinter unserem Neubaublock in der Seeadlerstraße Fußball spielte. Und das mit Sicherheit nicht bei Schnee und Kälte.

Naja jedenfalls hatten wir ja Anfang diesen Jahres für ein paar Tage so etwas wie einen Winter, bei dem der gefallene Schnee doch tatsächlich einige Zeit liegenblieb. Da man aktuell sowieso nichts weiter unternehmen kann, vertreibe ich mir die Zeit mit Spaziergängen oder gar Gewaltmärschen durch die nähere Umgebung. Natürlich nur mit Angehörigen des eigenen Haushalts! Dabei führte mich der Weg unlängst an den Rand von Brieske und angesichts der schneebedeckten Flächen, Häuser und Bäume kam doch die eine oder andere winterliche Erinnerung in mir hoch, die ich mit dem Ort meiner Kindheit verbinde...

Und die haben ziemlich viel mit der Szenerie zu tun, die man auf links abgebildeten Faksimile erahnen kann.

Der in der Mitte - das bin ich. Oder besser: war ich. Irgendwann in den späten 1970ern vermutlich. Leider kann man auf dem Ausriß aus dem "Kumpel" nicht mehr erkennen, wann der kleine Beitrag abgedruckt wurde. Aber 5./6. Klasse könnte passen. Das wäre dann 1979/80 gewesen. Der Ort der Aufnahme? Die von sämtlichen Briesker Kindern (und halt auch mir "Beute-Briesker", da in Senftenberg wohnend) bevorzugt genutzte Rodelbahn auf der Kippe in der Nähe des Kinderhortes. Heute steht genau an jener Stelle das Hotel Marga und von der Rodelbahn meiner Kindheit ist nichts mehr zu erahnen.
Jedenfalls trieb sich in Zeiten von "Ski und Rodel: gut" die halbe Briesker Schülerschaft an diesem Berg herum. Wenn alles gut lief und man nicht durch andere vom Schlitten "geschossen" wurde, erreichte man am Ende der Fahrt sogar die Straße. Komischerweise hatte die Hecke, die das Areal sonst von der Fabrikstraße trennte, genau an der Stelle eine Lücke, die den Auslauf der Rodelbahn darstellte. Wahrscheinlich hatten schon Generationen von ambitionierten Rodlern vor mir die Schneise in die Hecke gefräst. Es war also nicht ganz ungefährlich obwohl der Verkehr auf dieser Straße nicht sonderlich rege war.
Ich kann es mir nicht anders erklären, aber wahrscheinlich um das Tempo aus der Bahn zu nehmen, kippten ein paar Intelligenzbolzen irgendwann auf der Hälfte der Strecke einen großen Sandhaufen auf die Bahn.
Damit war tatsächlich das ursprüngliche Tempo nicht mehr zu erreichen. Dafür ging der eine oder andere Schlitten in die Brüche, denn das künstliche Hindernis wirkte wie eine Schanze. Auch mein alter Schlitten machte beim Aufsetzen nach kurzem Flug irgendwann die Grätsche. Ich bekam einen neuen, stabileren. Es ist jener, den ich auf dem Zeitungsfoto geschultert wieder den Berg hoch wuchte.

Aber noch ein nicht ganz ungefährlicher Asppekt kam hinzu: Der Sandhaufen taugte nunmehr auch dazu, die normale Bahn in voller Fahrt zu verlassen und nach rechts auf eine der sogenannten "Todesbahnen" auszuscheren. Das war nur was für Profis! Die Bahnen verliefen steil, eng und kurvig inmitten von Birken und am Ende wartete wiederum eine Schanze. Da ich jedoch mittlerweile den morschen Schlitten durch ein solideres Gefährt abgelöst hatte bestand keine Gefahr für das Material.

Das muntere Treiben begann am Sonntag oder in den 3-wöchigen Winterferien bereits am Vormittag und endete in der Regel mit Einbruch der Dunkelheit. An normalen Schultagen startete das Ganze verständlicherweise erst am Nachmittag. Die Handschuhe (gestrickt!) waren schon nach 30 Minuten klitschnaß und der Rest der Bekleidung hielt auch nicht viel länger durch. Trotz dieser widrigen Rahmenbedingungen hielt man mehrere Stunden bei Schnee und Kälte durch. Und danach? Danach trat man, den Schlitten im Schlepptau, den Heimweg an. Glücklicherweise führte meiner nur in den allerseltensten Fällen direkt nach Hause. Und wenn dann war das mörderisch: Klappernd vor Kälte, die Füße und Hände nicht mehr spürend, mindestens 45 Minuten nach Senftenberg stapfen.
Glücklicherweise wohnte meine Oma in Brieske und ich konnte bei ihr erst einmal einen "Einkehrschwung" machen, meinen halberfrorenen Händen unter KALTEM (alter Trick!) Leitungswasser wieder Leben einhauchen, Sachen wenigstens halbwegs trocknen um danach den Rest der Strecke in Angriff zu nehmen. Viel gescheiter war es natürlich, gleich bei ihr zu übernachten denn da hatte ich am nächsten Tag eine kurze Anreise auf die Piste.

Egal! Während man auf dem Foto aus dem "Kumpel" ziemlich viel Schnee ausmachen kann, ist meine Erinnerung an Briesker Winterzeiten viel mehr von Bildern wie den folgenden geprägt...

Senftenberg
Aufnahme <= 1980
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 1980
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 1980
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 1980
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 1980
Sammlung Matthias Gleisner
Wenn wir ehrlich sind: der Schnee war ja in Brieske nicht lange weiß sondern stellte sich schon nach kurzer Zeit als ziemlich dreckige Angelegenheit dar, die zusammengeschoben an den Straßenrändern ihr Dasein fristete und beständig an Masse verlor. In etwa so wie auf den 5 Fotografien, die ich in die zweite Hälfte der 1970er datieren würde. Genaueres ist derzeit nicht ermittelbar. Auch nicht wer der Urheber dieser Aufnahmen ist.
Vermutlich wurden alle Ansichten in einem engen zeitlichen Rahmen gemacht und ich nehme an, daß dies mit einem damals im Briesker Klubhaus beheimateten Fotozirkel in Zusammenhang steht. Die Qualität ist jedenfalls nicht überragend.

Echte Briesker erkennen natürlich die abgelichteten "Einrichtungen"... Gemeindeamt, Kinderkrippe, Postamt, ein Teil des Ambulatoriums (ganz oben links, dort wohnte meine Oma) und schon erwähntes Klubhaus. Der allergrößte Teil der Gebäude hat heute nicht mehr die Funktion, die ihnen ursprünglich zugedacht und über viele Jahre erfüllt wurde. Die ehemalige Kinderkrippe sieht sogar einem Abriß entgegen.
Und? Gab es nun früher mehr Schnee als heute? Ich denke eigentlich schon. Aber wenn es heute schneien würde wie wild, wär's auch vielen wieder nicht recht.