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Älteres


Wenn ich mich so erinnere, wie das Ganze hier angefangen hat, dann war da zunächst wie bei den meisten Sammlern der Wunsch, meine "Schätze" zu präsentieren. Ziemlich schnell entwickelte ich jedoch die Idee zur Erstellung eines möglichst vollständigen Verzeichnisses aller Ansichtskarten mit Senftenberger Motiven. Auch dies ist überhaupt nicht exotisch sondern wird von vielen Sammlern der unterschiedlichsten Dinge praktiziert. Entweder in Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten oder völlig solo.
Mittlerweile sollte es sich aber bis zum Letzten herumgeschwiegen haben, daß mich noch ganz andere Gesichtspunkte beschäftigen. Bekannt ist, daß ich bereits von Beginn an darauf bedacht war, die optimalsten digitalen Pendants historischer Ansichtskarten und Fotografien zu versammeln, die mit der aktuellen Technik und meinen begrenzten Fingerfertigkeiten zu bewerkstelligen sind. Rückblickend ist mir dies nicht immer gelungen, weshalb ich das eine oder andere Stück zukünftig erneut aufarbeite.
Daneben habe ich aber auch noch das Faible, jede Abbildung so korrekt wie möglich zu datieren. Ansporn hierfür waren teilweise hanebüchene Datierungen in Publikationen der Vergangenheit. Erinnert sei an das Baujahr der Drogerie "Glück Auf", welches vor einigen Jahren öffentlich mit "Ende des 19. Jahrhunderts" kolportiert wurde, was natürlich vollkommener Quatsch ist.

Ich bediene mich bei der Annäherung an das tatsächliche Aufnahmedatum einer Ansicht mehrerer Methoden. Da ich sehr viel mit Ansichtskarten arbeite, liegt es natürlich nahe, als erstes Kriterium den Poststempel zu verwenden. Ich sage mal so: später als das Datum des Stempels war es auf gar keinen Fall! Aber das ist eigentlich nur die halbe Miete, denn ich erhalte somit nur einen Deckel nach oben. Mein Ziel ist es jedoch, so weit wie möglich nach unten zu gelangen. Und da bleibt einem mit dieser Methode einzig die Option jedes Stück, das einem vor die Augen kommt, diesbezüglich auszuwerten und sich so Schritt für Schritt in die Vergangenheit zu bewegen.
Zuweilen wurden in die Verlegerangaben, die man auf den meisten Ansichtskarten finden kann, Jahreszahlen "eingebaut". Diese halte ich in der Mehrzahl für einen Anhaltspunkt, jedoch nicht für der Weisheit letzten Schluß. So wie ich das sehe, handelt es sich zumeist um Produktionsjahre und nicht um eine Datierung der zugrundeliegenden Fotografie. Dies fällt besonders bei DDR-Produktionen auf, die im Unterschied zur Vorkriegsware fast durchgehend innerhalb der Zahlenkolonnen einen Hinweis auf das Produktionsjahr verstecken. Dumm nur, daß es von vielen Motiven mehrere Auflagen gab, die jeweils mit einem neuen Produktionsjahr versehen wurden. Aus diesem Grunde traten in der Vergangenheit speziell bei Motiven aus der DDR-Zeit häufig fehlerhafte Datierungen auf. Hier gilt das gleiche wie bei den Poststempeln: jedes Stück anschauen und überprüfen ob die Jahresangabe ein weiteres Stück in die Vergangenheit verweist!
Dummerweise gibt es Ansichtskarten, die sehr selten zu finden sind und von denen ich nur ein einziges Exemplar zu Gesicht bekommen habe. Und dieses ist dann vielleicht noch nicht einmal postalisch gelaufen, womit alles bisher dargelegte nicht weiterhilft. In solchen Fällen müssen Vergleiche mit ähnlichen Motiven, also Ansichten, die dasselbe Areal zeigen, herhalten. Fehlende oder nun vorhandene Bebauung bzw. die Veränderung an Fassaden (Türen, Fenster, Dächer) oder aber die Wuchshöhe von Bäumen sind Kriterien, die es gilt gegeneinander abzugleichen um festzulegen, ob eine Abbildung zeitlich früher oder später als eine andere entstand.
Weiterhin hilfreich: Ladenschilder, Fahrzeugtypen, Plakate an Litfaßsäulen, Straßenschilder, politische Losungen usw. usf. die besonders bei der zeitlichen Bestimmung von reinem Fotomaterial zur Anwendung kommt. Zwar gibt es Fotos, die als Ansichtskartenersatz postalisch verschickt wurden womit sie diesen teilweise gleichgestellt werden können, es bleibt jedoch ein Restvolumen von klassischen Fotos übrig. Diese sind bestenfalls rückseitig irgendwie datiert oder ich erhalte eine (Familien-)geschichte dazu, die bei der Datierung behilflich sein kann. 100%ig verlassen möchte bzw. kann ich mich darauf jedoch nur in den wenigsten Fällen. Wie beispielsweise hier...

Senftenberg
Aufnahme <= 1897
Sammlung Matthias Gleisner (Schenkung Familie Mogwitz)

Ohne Zweifel ein ziemlich altes Stück. Ob das rückseitig vermerkte 1897 aber tatsächlich stimmt? In Ermangelung einer besseren Idee gehe ich da erst einmal mit. Von der ganzen Haptik her ist das Exemplar definitiv vor 1900 einzuordnen. 1897? Durchaus plausibel.

Das nächste Stück bereitet mir schon größere Bauchschmerzen. Das Motiv ist durch Ansichtskarten bekannt. Eine neue Variante kann ich links vorstellen. Sie unterscheidet sich von einer anderen, bereits vor längerem archivierten, Fassung lediglich durch den vollständigen Verzicht auf Farben abseits von schwarz.

Senftenberg
Verlag : G.R. Ziethe, Senftenberg
8695
Aufnahme <= 1902
Sammlung Theodor Restel
Senftenberg Senftenberg Senftenberg
Gleichzeitig kann ich heute aber auch noch die Originalfotografie präsentieren mit deren Auftreffen ich im Leben nicht gerechnet hätte. Aber wie man sieht: es geschehen noch Zeichen und Wunder!

Jedenfalls wurde dem Foto ein handschriftliches 1896 mitgegeben. Ja, auch das ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. Ich tue mich trotzdem schwer mit dieser Jahreszahl. Vielleicht weil es das bisherige <= 1902, welches sich durch Ansichtskarten zweifelsfrei nachweisen lässt, um satte 6 Jahre unterbieten würde.

Und das ist mir momentan noch etwas zu unsicher weshalb ich es bis auf weiteres bei dem 1902 belasse.

Senftenberg
Aufnahme <= 1902
Sammlung R.K.
Das bedeutet aber auch, daß ich dieses Motiv weiter auf dem Schirm behalten muss um ggf. eine Korrektur vorzunehmen. Überhaupt muss ich eigentlich ständig am Ball bleiben was die Datierung der Aufnahmen betrifft. Und den Überblick zu behalten fällt bei aktuell 2400+ Stücken mittlerweile immer schwerer. Deshalb bin ich auch froh über Meldungen aufmerksamer Betrachter, die mir den einen oder anderen Hinweis geben. Ich kann wirklich nicht mehr alles selbst im Kopf haben.

Also immer her mit den "sachdienlichen Hinweisen aus der Bevölkerung"!