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Wer die Sache auf www.gruss-aus-senftenberg.de aufmerksam verfolgt, hat sicher registriert, dass wenn ich mehr als ein
Motiv am Tag vorstelle, diese dann zumeist in irgendeinem Zusammenhang stehen... oder ich konstruiere einen.

So auch heute!
Aufnahme <= 1925 Museen OSL
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Verlag F. Quandt, Photograph, Senftenberg N.-L. 8543 Aufnahme <= 1925 Sammlung Matthias Gleisner
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Bei der linken Fotokarte brauchte ich eine kleine Weile bis ich herausfand, was es mit dem komischen Spiegeleffekt am rechten
Bildrand auf sich hat. Ich bin nun kein Fotografie-Experte und deshalb glaubte ich zunächst, dass beim Entwickeln des Fotos
etwas schief gegangen wäre. Hätte ja sein können!
Die Wahrheit ist jedoch viel einfacher. Der Fotograf nahm das Bild aus einem Raum heraus auf, stellte sich dazu jedoch nicht
soweit wie möglich an die Fensteröffnung sondern 1 - 2 Schritte zurück in das Innere des Raumes. Der rechte Flügel des geöffneten
Fensters (oder Tür), welchen er dadurch auf die Aufnahme bekam, ist für den Spiegeleffekt verantwortlich. Was uns zum zweiten
Motiv bringt... Die Aufnahme wurde nämlich aus genau diesem Gebäude gemacht - dem Cafe Lammla.
Was wir auf der Fotokarte übrigens sehen, ist ein Aufzug der Senftenberger Schützengilde. Da dies sehr wahrscheinlich mindestens
einmal jährlich passierte, lässt sich das Motiv auch nur anhand der Geschäfte, oder besser gesagt aufgrund dessen Fehlens,
an der Südseite des Marktes grob auf <= 1925 datieren.
 Senftenberger Anzeiger (1925)
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Photographisches Institut Herm. Meyer, Senftenberg N.-L. Aufnahme = 1897 Museen OSL
Ein Klassiker aus den Beständen des Museums, welche ich freundlicherweise unlängst erneut durchforsten durfte. Die
Aufnahme fand Verwendung in so mancher Publikation. Jüngstes Beispiel: Kippensand 2014.
Wir sehen Senftenberg am 22.März 1897 und wohnen dem Pflanzen einer Kaisereiche neben der wendischen Kirche im
Beisein der Schüler der oberen Klassen, der erschienenen Beamten und Vereine und der Bürgerschaft bei. Herr
Oberpfarrer Hintersatz hielt eine treffliche Festansprache, welche mit dreimaligem Hurrah auf Se. Maj. den Kaiser
schloß und Herr Bürgermeister Ziehm übernahm Namens der Stadt die Eiche, dieselbe dem allgemeinen Schutz und
Schirm empfehlend und mit Hoch auf unser theures Vaterland schließend.
Anlass des ganzen Spektakels war die sogenannte Centenarfeier, der Hundertste Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. .
Ihm zu Ehren feierte man in Senftenberg über ganze 4 Tage, vom 20. bis 23.März, mit allerlei Festgottesdiensten,
Aufmärschen, Volksbelustigungen und Bällen. Der Jubilar selbst erlebte seinen 100. Geburtstag nicht mehr. Er starb
bereits am 9. März 1888 kurz vor seinem 91. Geburtstag.
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Verlag: C.G. Grubann Aufnahme <= 1902 Sammlung Andreas Schild
Das Treiben, das wir auf AK_Bgb 022_1 nur in der Entferung
aussmachen können, könnte von Nahem betrachtet so ausgesehen
haben, wie auf AK_Bgb 023_1.
Ob die Aufnahme auf letzterer Fotopostkarte tatsächlich im
Senftenberger Raum gemacht wurde, wird sich wohl nie restlos
klären lassen. Fakt ist, dass der Gruss 1912 in Jüttendorf
geschrieben wurde. Ich gehe davon aus, dass der Verfasser selbst
auf dem Motiv erkennbar ist, wenngleich er im Text nicht darauf
eingeht... die Karte ging an Tante und Onkel in Berlin und die
wussten wahrscheinlich wie der Neffe Otto aussieht...
Aufnahme <= 1912 Sammlung Theodor Restel
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Senftenberger Anzeiger (1925)
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Der in obiger Anzeige angeforderte Sturmangriff auf die berühmte
Höhe 304 hätte in jedem Fall von unten erfolgen müssen.
Den "Angreifern" hätte sich dabei ein Bild ähnlich dem auf AK_SFB 581_1,
unserem ersten Motiv für heute, geboten.
Verlag Wilhelm Brückner, Senftenberg-L., Bahnhhofstr. 27 d 56 Aufnahme <= 19?? Sammlung Fred Förster
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Nachdem der Berg genommen war, bot sich seinen Bezwingern ein schönes Panorama
über Senftenberg bis hin zum Koschenberg wie auf AK_SFB 578_1.
Das Foto lässt sich nur grob, aber immerhin sicher, auf "zwischen 1930 und 1945"
datieren. Einerseits ist die Goliathbahn im Vordergrund bereits fertiggestellt.
Deren Entstehung habe ich hier bereits ausführlich
abgehandelt. Andererseits kann man in der Ferne erkennen, dass der Turm der Deutschen
Kirche noch intakt ist.
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Aufnahme <= 1945 Museen OSL
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E. Weissgärber, Senftenberg L. Aufnahme = 02.08.1925 Sammlung Georg Messenbrink
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E. Weissgärber, Senftenberg L. Aufnahme = 02.08.1925 Sammlung Fred Förster
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Aufnahme = 02.08.1925 Museen OSL
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Nur sehr selten lassen sich Postkartenmotive zeitlich so exakt bestimmen wie heute...
Alle Aufnahmen wurden kurz hintereinander am 02.08.1925 zwischen 13:45 und 14:00 gemacht. Woher ich das so
genau weiss? Man nehme den Senftenberger Anzeiger zur Hand!
Senftenberger Anzeiger (1925)
Damit sind wir ins Bild gesetzt, worum es sich auf den drei Fotopostkarten handelt und wann das Ganze fotografiert wurde. Ich gehe übrigens
jede Wette ein, dass mehr Fotos von diesem Umzug existierten... Ach Quatsch! Ich weiss es, habe ich doch ca. 15 weitere Motive davon
in der Hinterhand. Darüber hinaus gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit weiteres Bildmaterial.
Das 2. Lausitzer Bundesschiessen, welches praktischerweise gleich mit dem 500. Jubiläum der Senftenberger Schützengilde gekoppelt wurde,
verursachte in der lokalen Presse grosses Aufsehen. Deshalb können wir auch sehr oft genau sagen, was auf den Fotos zu sehen ist. Es handelt
sich um Ausschnitte aus dem 1800 (!!!) Teilnehmer umfassenden Festzug, der in 30 Gruppen gegliedert war, die jede für sich ein "Bild" darstellte...
Für Bild 1 liefert das Buch "Alt-Senftenberg - Eine Bilderchronik" von Isolde Rösler die Unterschrift Die Gruppe Jung-Deutschland.
Keine Ahnung woher diese Information stammt. Ich konnte sie bislang nicht verifizieren. Bild 2 ist einfach...Wir erkennen hier die 5. Gruppe -
"Die geharnischte Kompagnie der Torgauer Schützengilde". Foto Nummer 3 ist dahingehend interessant, als dass wir in der zweiten Kutsche
den damaligen Bürgermeister Seedorf im Tandem mit dem Schützenkönig Ludwig Walter sehen können.
Übrigens: Auch wenn die Verlagsangabe für das dritte Motiv fehlt... Ich bin mir sehr sicher, dass auch dafür (und für alle weiteren Motive, die
von diesem Standort aus "geschossen" wurden), Emil Weissgärber verantwortlich war.
Ein Gruß den Schützen
Senftenberg im Schmuck der Fahnen!
Uns're Stadt im Festestrubel!
Alle Straßen voll Girlanden!
Helle Freude, Kinderjubel!
Alles strahlt in Festlichkeit!
Frische, Freude, Fröhlichkeit.
Jubelfeier! Bundesschießen!
Deutsche Männer! Deutsche Lieder!
Mit Willkommen wir Euch grüßen,
Liebe, treue Schützenbrüder.
Fühlt Euch wohl in unsrer Stadt,
Die so wenig Schönheit hat.
Schützengeist und Schützentreue
Sind die Träger Eurer Gilden.
Laßt darum auch hier aufs Neue
Diesen alten Wahlspruch bilden:
Uebt das Auge, übt die Hand
Für's geliebte Vaterland!
von Paul Drogan in Senftenberger Anzeiger (1925)
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