NeueresÄlteres
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Die heutige Postkarte kann ich derzeit nicht sicher datieren. Zumindest nicht in der Art und Weise, wie ich das für gewöhnlich tue... Was ich jedoch kann, ist sagen, nach welchem Jahr die Aufnahme gemacht worden sein muss...
Anhaltspunkt ist folgende Ankündigung aus dem Senftenberger Anzeiger des Jahres 1927.
Senftenberg
E. Weißgärber, Senftenberg, N.-L.
9491
Aufnahme <= 19??
Sammlung Georg Messenbrink

Eine Außenansicht des Bahnhofs, sowie 2 Innenansichten des Cafe Bode in der Bahnhofstraße sind auf der heutigen Mehrbildkarte abgebildet. Diese ist nicht sicher datierbar. Wenn ich mir aber das Auto auf dem Bahnhofsvorplatz zur Hilfe nehme, dürfte sie sich, wie die gestrige Karte, in den frühen 1940ern einpegeln. Tatsächlich könnte es sich durchaus um denselben Fahrzeugtyp handeln, wie er gestern auf der Bahnhofstraße zu sehen war.
Zu dieser Zeit unterlag der private Eisenbahn-Reiseverkehr bereits massiven Einschränkungen.
Senftenberger Anzeiger (1942)
Senftenberg
Foto-Bauer, Dresden-A. 1,
Humboldstr. 7. Tel. 14063
Nachdruck verboten
w 37
E/1184
Aufnahme <= 19??
Sammlung Theodor Restel

Naja... die Bahnhofstraße in den 1940ern halt...
Bäcker Ansichtskarte
Foto Kunst-Verlag
Paul Bäcker, Halle a. S.
Aufnahme <= 1942
Sammlung Wilfried Schmidt
Senftenberg

Der Verleger von AK_SFB 413_1, einer Postkarte von vor der Jahrhundertwende, ist nun wahrlich kein Unbekannter mehr. Neben seiner Eigenschaft als Postkartenproduzent, kommt er indirekt durch den Senftenberger Anzeiger, dessen Herausgeber die Familie Grubann war, auf www.gruss-aus-senftenberg.de nahezu täglich zu Ehren.
Zudem stammen die hier veröffentlichten historischen Filme ebenfalls aus dem Dunstkreis der Grubanns.
Darüberhinaus war die umtriebige Familie unter anderem auch noch als Buch- und Schreibwarenhändler tätig. In letzterer Profession annoncierte Grubann um 1900 sogar ein "Gruss aus Senftenberg" - Briefpapier und das passt ja wohl hierhin wie die Faust aufs Auge!
Senftenberg
VERLAG: C.G. GRUBANN.
Aufnahme <= 1899
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberger Anzeiger (1901)
Unklar ist, ob das Briefpapier mit dem oben abgebildeten Logo eine weite Verbreitung fand. Es wäre jedoch toll, wenn man irgendwo einen Originalbogen davon auftreiben könnte. Finde ich zumindest.

AK_Sau 004_1 - Bei mir heisst dieses Motiv nur "die 150-Euro-Karte". Warum?
Vor gut einem Jahr wurde eine Karte mit der schwarz-weissen Version dieses Motivs bei eBay angeboten. Zwei Bieter schaukelten sich gegenseitig auf die irrwitzige Summe von 151 Euro und ein paar Zerquetschte hoch.
Man könnte natürlich auch mutmaßen, dass der 2. Bieter, der Verkäufer höchstselbst war, der sich mit dieser Aktion einen höheren Verkaufspreis erwirtschaftete.
Dank Frau Dr. Uhlmann und www.gruss-aus-senftenberg.de können ab heute alle Interessierten die Abbildung in Augenschein nehmen. Kostenlos. Und in Farbe!

Senftenberg
Verlag Max Zibell Kunstanstalt,
Berlin N 58,
Danzigerstr. 93
6585 95 509 M
Aufnahme <= 1924
Sammlung Irene Uhlmann

AK_SFB 412_1 dürften die wenigstens schon jemals zu Gesicht bekommen haben. Mir selbst war bis vor ein paar Jahren nicht einmal wirklich bewusst, dass Senftenberg jemals eine Rennbahn besaß. Senftenbergs Norden war irgendwie nie mein bevorzugtes Gebiet und das Ganze endete auch schon lange "vor meiner Zeit"...

Photo-Atelier Wenzel,
Senftenberg, Calauerstr. 13
Aufnahme <= 1930
Archiv der Stadt Senftenberg
Da es äußerst unwahrscheinlich ist, dass weitere Postkarten mit Motiven der Rennbahn existieren (ausschliessen möchte ich es zwar nicht), ist es vielleicht angeraten an dieser Stelle etwas ausführlicher in die Entstehungsgeschichte besagter GOLIATH-Rennbahn einzutauchen.
Dazu können wir auf Ausgaben des Senftenberger Anzeigers aus dem Jahre 1930 zurückgreifen. Die Zeitung berichtete in regelmäßigen Abständen über den Fortschritt bei der Errichtung.
Senftenberg

Unter der Überschrift

schrieb die Zeitung:
Senftenberg, 25. Januar.
Im Anschluß an unsern Artikel in Nr. 16 über die Goliathbahn veröffentlichen wir vorstehend eine Skizze vom Plan dieser im Entstehen begriffenen neuen Sportstätte. Unser Bild zeigt die 1000-Meter-Rennbahn, für die eine Breite von zehn Meter in Aussicht genommen ist, die Tribünen, eine davon an der Stelle, wo sich die spannenden Überholungskämpfe abspielen werden, das Restaurations- und Wirtschaftsgebäude und der Parkplatz für Wagen und Räder.


Der Raum für die Zuschauerplätze umzieht zu vierfünftel die Bahn, wodurch gute Übersichtlichkeit gewährleistet ist. Das innerhalb der Bahn liegende Gelände wird später für andere Sportarten hergerichtet, so daß der umfassende Charakter einer Sportstätte vollends zum Ausdruck kommen wird. Falls nicht alle Voraussetzungen täuschen, wird das von den Gebrüdern Felix und Franz Glowik ins Leben gerufene Werk Anfang Mai fertiggestellt sein.


Der vorherige Artikel, auf den hier angespielt wird, ist ein ziemlich langer und reichlich pathetischer Text unter der Überschrift "Die Goliathbahn, die neue Sportstätte Senftenbergs". Darin ist übrigens davon die Rede, dass die Bahn in der kalten Jahreszeit für den Wintersport genutzt werden soll. Im Inneren des Ovals sollte eine riesige Eisarena entstehen, die dem Eislaufen und Eishockey spielen dienen sollte. "Es wird auch daran gedacht, die bergige Umgebung des Platzes im Winter zur Erlernung des Skilaufes zu benutzen."
Ich habe mir erspart, diesen Text in Gänze abzuschreiben und verlegte mich von den Planungen lieber auf das reale Geschehen...

Knapp drei Wochen später eine weitere Meldung:
Senftenberg, 15. Febr. (Von der Goliathbahn)
Die Arbeiten an der Fertigstellung der 1000-Meter-Bahn nehmen trotz der nicht gerade günstigen Witterung rüstigen Fortgang. Die gesamte Bahn ist fertig planiert. Es beginnt das Heranfahren der Schlacke, das bei der Beschaffenheit sehr große Schwierigkeiten bereitet, da die Schlacke von 3 Stellen aus verteilt werden soll. Nach einer befestigung mit grober Schlacke wird feine Schlacke lagenweise aufgetragen, gewalzt und geschlämmt um eine feste und gut liegende Bahn zu erhalten. Die Wege und Wasserschwierigkeiten erhöhen die Kosten, die aber im Interesse der Fahrer nicht gescheut werden. Sobald das Tauwetter einsetzt, wird das Walzen der Bahn einsetzen. Mit der Fertigstellung der Bahn ist also bestimmt Ende April zu rechnen. Trotz der Kostenerhöhung ist gar nicht daran zu denken, daß finanzielle Schwierigkeiten eintreten können. Über die weiteren Pläne der Erbauer, Gebr. Glowik, werden wir in den nächsten Wochen berichten.


Anfang April wurde ein erster Eröffnungstermin bekannt gegeben:
Senftenberg, 5. April. (Von der Goliathbahn)
In den letzten Wochen ist an der Herrichtung der neuen Motorrad-Rennbahn emsig gearbeitet worden. Das Eröffnungsrennen ist vom Gau Ostmark (Frankfurt) des ADAC auf den 25. Mai festgesetzt worden. Über die Einzelheiten des Bauplanes berichteten wir bereits vor mehreren Wochen. Die ein Kilometer lange Bahn ist mit Kohlenschlacke geschüttet und wird jetzt eingewalzt. Mit der Aufrichtung des Bretterzaunes und der zwei großen überdachten Tribünen mit stufenweise aufsteigenden Sitzplätzen wird in diesen Tagen begonnen. Der Bau des 20x14 Meter großen Wirtschaftsgebäudes, enthaltend drei Räume und ein Büffet, ist ebenfalls in Angriff genommen worden. Von der Calauer Straße abzweigend, ist eine zehn Meter breite Zufahrtstraße angelegt, die den reibungslosen Verkehr der Wagen ermöglicht, für die ausgedehnte Parkanlagen vorgesehen sind. Dem Rennsport liebenden Publikum werden oft gute und große Rennen geboten werden. Geplant ist, alle vierzehn Tage ein Rennen zu veranstalten. Da auch die Sportklubs der näheren und weiteren Umgebung ihre Kilometer- Rekorde und Klubmeisterschaftsläufe auf der neuen Bahn ausfahren, wird es an spannenden Sportwettkämpfen nicht mangeln.


Gut zwei Wochen später wird der Zeitpunkt des Eröffnungsrennens nach hinten verschoben, und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei den Arbeiten trotz vollmundiger Propaganda doch nicht alles so glatt läuft:
Senftenberg, 22.April. (Von der Goliathbahn)
Immer näher rückt der Tag, an welchem auf der neuen und einzigen Motorradrennbahn der Lausitz das Eröffnungsrennen stattfinden soll. Zur Vorbereitung des ersten Rennens weilte kürzlich der Gausportleiter des Gaues Ostmark des A.D.A.C. in Senftenberg und besichtigte mit Herren des Vorstandes der hiesigen Ortsgruppe die entstehende Anlage. Er sprach sich befriedigend über den Fortschritt der Arbeiten aus, so daß als Tag des Eröffnungsrennens der 29. Mai festgesetzt wurde. Es wurden festgelegt: 2 Rennen für Lizenzfahrer, 2 Rennen für Ausweisfahrer, 2 Rennen für Räder mit Beiwagen, ein Rennen der Unplatzierten und noch drei weitere Rennen. Da sämtliche Rennen in 3 Klassen (1. bis 250 Kubikzentimeter, 2. 250-350 Kubikzentimeter, 3. über 350 Kubikzentimeter) stattfinden, wird großer Sport geboten. Dazu kommt, dass schon jetzt aus der Lausitz, aus Sachsen und Mitteldeutschland Anfragen bei der hiesigen Ortsgruppe nach dem Eröffnungsrennen vorliegen, so daß schon jetzt mit Bestimmtheit mit einer riesigen Teilnahme der Rennfahrer gerechnet werden kann. Die weiteren Vorarbeiten für den ersten Renntag in Senftenberg wurden durchgesprochen, so daß in den ersten Maitagen die Ausschreibungen erfolgen können. Um diese Zeit wird auch die neue Bahn von der Obersten Motorsportbehörde abgenommen werden. Das herrschende Regenwetter das wir aber am Eröffnungstage dem A.D.A.C. durchaus nicht wünschen, hat die Fertigstellung der neuen Bahn sehr beschleunigen helfen. Fleißig wurde die Bahn auch noch gewalzt, so daß sie jetzt fest genug erscheint und nur noch die kleinen Unebenheiten der Bahn durch eine Schleppe ausgeglichen werden müssen. Daneben schreiten die anderen Arbeiten rüstig vorwärts. Die großen Parkplätze für Wagen, Motor- und Fahrräder, die getrennt liegen, gehen ihrer Vollendung entgegen. Mit dem Bau der Zufahrtstraße von der Calauer Straße ist begonnen. Eine Barriere in 2 Meter Abstand von der Bahn wird in den kommenden Wochen errichtet werden. Zwei Seiten des Platzes werden durch einen Zaun eingefaßt werden. Das Wirtschaftsgebäude wächst aus dem Boden. Alles in allem gehen die Arbeiten nun bald ihrer Vollendung entgegen und Senftenberg wird dann stolz sein auf ein einzigartiges Werk der Lausitz: die Goliathbahn.


Drei Wochen später wird immer noch "fleißig" gewalzt und irgendwie hat man die Nachricht über die baldige Fertigstellung der einzelnen Teile doch schon vor Wochen gelesen... schuld war unter anderem der fehlende Regen:
Senftenberg, 8. Mai. (Von der Goliathbahn)
Rüstig schreiten die Arbeiten an der Goliathbahn vorwärts. Fleißig wird die Bahn gewalzt. Leider begünstigt die Regennot nicht gerade das Tempo des Fortschreitens. Das Wirtschaftsgebäude an der Nordseite ist gerichtet und mit der rechtzeitigen Fertigstellung zum Eröffnungstermin ist unbedingt zu rechnen. Auch die erste Tribüne neben dem Wirtschaftsgebäude wird noch in dieser Woche errichtet, die zweite folgt in kürzester Zeit. Die Parkplätze sind im Entstehen. In weitem Bogen sind die Zaunpfosten für einen fast 2000 Meter langen Bretterzaun gesetzt. Schon in nächster Zeit wird die Bahn von der Obersten Motorsport-Behörde abgenommen und damit für das erste Rennen frei. Dieses findet am Himmelfahrtstage, dem 29. Mai, statt. Die finanzielle Sicherstellung ist erfolgt, in den nächsten Tagen wird in den Amtsblättern des ADAC die Ausschreibung erfolgen. Damit rücken wir dem großen sportlichen Ereignis der Lausitz näher: der Eröffnung der Goliathbahn.


Eine Woche später wird die Rennbahn doch tatsächlich behördlich abgenommen und für sportgerecht befunden:
Senftenberg, 14. Mai. (Rennsportliche Abnahme der Goliathbahn)
Heute Vormittag um 11 Uhr fand unter der Leitung von Dr. Stüber von der Obersten Motorsportbehörde und Gausportleiter Biram des Gaues Ostmark des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs die Abnahme der Goliathbahn statt. Aus diesem Anlaß hatte sich der Vorstand und eine große Anzahl der Mitglieder des hiesigen Motorsportclubs mit ihren Fahrzeugen eingefunden. Nach Besichtigung der Startanlage wurde die Bahn begangen und in ihren Einzelheiten auf die Brauchbarkeit für die verschiedenartigen Rennsportveranstaltungen untersucht und nach Abstellung unwesentlicher Unebenheiten usw. die Bahn für sportgerecht befunden. Sodann wurde ein Probestart für Motorräder mit Beiwagen vorgenommen.


19. Mai und die Vorbereitungen für die Eröffnung gehen in die heiße Phase:
Senftenberg, 20. Mai. (Vom A.D.A.C.)
Die außerordentliche Versammlung des hiesigen Motor-Sportklubs beschäftigte sich gestern mit den Vorbereitungen zur Durchführung der Rennen auf der am Himmelfahrtstage zu eröffnenden "Goliathbahn". Die Vorbereitungen zeigen eine gute Organisation, besonders des Sanitätsdienstes; Abnahmekommission, Zielkontrolle und Zeitnehmer werden durch Mitglieder des Klubs verstärkt. Zu dem Helferdienst an der Innenseite der Bahn werden 20 Herren bestimmt, die zum Training am Mittwoch von 3 bis 6 Uhr erstmalig ihre Funktion aufnehmen werden. Die besonders schwere Aufgabe der Beobachter, die mit blauen und gelben Flaggen Achtung! und Halt! zu winken haben, wird besonders erläutert. Während des Rennens wird die Minimax-Ges. für Löschung vorkommender Brände sorgen. Zur Zielfahrt, die am gleichen Tage von dem hiesigen Motorsportklub und vom Gau Ia durchgeführt wird, werden einige Herren für die Zielkontrolle bestimmt. Nach einigen anderen Angelegenheiten konnte der Vorsitzende die gut besuchte Versammlung schließen.


Noch 5 Tage bis zur Eröffnung und der Senftenberger Anzeiger heizt die Stimmung durch Bekanntgabe der ersten Starter an: Senftenberg, 24. Mai.
Zum ersten Rennen auf der Goliathbahn, das am Himmelfahrtstage ausgefahren wird, liegen Startmeldungen einer Reihe der bekanntesten erfolgreicher Rennfahrer vor, deren Beteiligung die Eröffnungsrennen zu einem sportlichen Ereignis gestalten werden. Die bekanntesten Berliner Fahrer werden daran teilnehmen. Aus der Liste der Teilnehmer seien genannt der siegreiche Nortonfahrer Thevis, die Herren Charlie Arzt, Alfred Sasinski, Frhr. von Schoeler, Otto Gericke, Hans Riedel. Ferner sind zu nennen Elzemann, Lauta, Sieger im Lückendorfer Bergrennen, und der Senftenberger Pelz, der öfter als Preisträger aus dem Berliner Rennen hervorging. Sein Sportskollege Kullnick, Marga, der bereits im Lückendorfer Rennen sowie in Berlin Preisträger wurde, ist am Starten leider durch Krankheit verhindert. Zum Schluß sei noch genannt die Kanone Hentschke, Senftenberg, der bestimmt alles daran setzen wird, sich im Wettkampf mit den auswärtigen Fahrern siegreich zu behaupten. Es sind also alle Vorbereitungen getroffen, den Freunden des Rennsports ein sportliches Schauspiel erster Ordnung zu bieten. Es ist darum zu wünschen, daß die Veranstaltung unter starkem Massenbesuch bei günstigem Wetter vor sich geht. Heute vormittag um 10 Uhr fand im Beisein von Stadtbauinspektor Walter und Polizeikommissar Fleckner die bau- und sicherheitspolizeiliche Abnahme der Goliathbahn statt. Nach Ausführung der von den Abnehmenden geäußerten Wünschen und Abänderungsvorschlägen, nachdem noch die geplanten Einrichtungen fertiggestellt sind, dürfte der Eröffnung am Himmelfahrtstage nichts mehr im Wege stehen.




Und dann kam der 29. Mai - der Tag der

Einweihung der Goliathbahn

Ueber 10000 Zuschauer. - Meisterleistungen bei den 8 Rennen. - Hentschke, Senftenberg holt einen Sieg.


Senftenberg, 29. Mai.
Der Himmelfahrtstag stand ganz im Zeichen des großen Ereignisses. Eine Zuschauerzahl, wie sie noch bei keiner sportlichen Veranstaltung zu verzeichnen war, hatte das Motorradrennen aufgebracht.
Bereits am Mittwoch nachmittag hatte das Trainingsfahren eine sehr zahlreiche Menge von Zuschauern gefunden, das Wetter war nach dem Gewitter herrlich und lockte dadurch erst recht Schaulustige zur Kampfbahn.
Schon am frühen Morgen hatten sich am Donnerstag Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung auf die Reise nach Senftenberg begeben. Mit Motorrädern, Autos und mit Fahrrädern waren die Chausseen bevölkert und auch die Eisenbahn schaffte eine große Anzahl von Interessenten heran. Gegen Mittag hatte sich der Himmel stark verfinstert und ein Gewitter zog heran, das die stechende Sonne des Vormittags schon voraus ahnen ließ. Gegen 13 1/2 Uhr ging dann ein wolkenbruchartiger Regenguß hernieder, der eine halbe Stunde mit fast unverminderter Stärke, von Blitz und Donner begleitet, so manchem "im Geiste" alles "zu Wasser" werden ließ. Aber der Himmel hatte ein Einsehen, nachdem er den Staub gründlich gelöscht hatte, und kurz nach 14 Uhr klärte er sich auf. Der Menschenstrom wälzte sich zu Fuß und mit Fahrzeugen aller Art der Goliath-Kampfbahn entgegen, auf der schon viele Tausende das Naß des Himmels über sich hatten ergehen lassen.
Vor der Kampfbahn boten die verschiedenen Parplätze ein imposantes Bild, das durchaus großstädtisch wirkte. Viele hundert Autos, wohl an die tausend Motorräder und über tausend Fahrräder waren links und rechts von der Zugangstraße nebeneinander "geschichtet". Das sah sehr ordentlich aus. Auf dem Platz selbst hatte der Massen-Zustrom der Organisation einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Sitzplatzkarteninhaber mußten sich auf beiden Tribünen damit begnügen, auf den Sitzbänken zu stehen und die Polizei musste kurz vor Beginn des Rennens die Zuschauer von dem Dach einer Tribüne herunter holen. Die Platzordner wußten nicht aus noch ein und man hörte nicht gerade sehr liebenswürdige Redensarten zwischen Streitenden, die sich gegenseitig die Sicht wegnahmen.
Als dann das erste Rennen begann, hatte sich jeder mit mehr oder weniger Groll im Herzen seinen "Stand zurecht gemacht". Über 10000 umsäumten das Riesenoval, und mit Zaungästen und Schlachtenbummlern, die sich in unmittelbarer Nähe aufhielten und mit denen, die von der Höhe 304 herabblickten auf das Kampfgelände, wird man mit 12000 die annähernd richtige Zahl gefunden haben.
Für Erfrischungen aller Art war bestens Sorge getragen, so daß Hungernde und Durstende sich stärken konnten.
Der ADAC hatte aus Anlaß des Rennens eine Zielfahrt ausgeschrieben. Es beteiligten sich 100 Fahrer daran. Ziel war Markt Senftenberg, wo im Hotel zur Sonne die Eintragung erfolgte. Jeder Fahrer erhielt eine Plakette.
Der Ordnungsdienst auf dem Platz wurde von der hiesigen Polizei unter Leitung von Polizeikommisar Fleckner und von der hiesigen Feuerwehr unter Leitung des Brandmeisters Kaiser trotz der Schwere der Aufgabe mit Pflichtbewußtsein durchgeführt. Den Unfalldienst versah die Sanitätskolonne vom Roten Kreuz unter Führung ihres Leiters Würffel.

Die Rennen

Von den rund 100 Fahrern, die ihre Meldungen zu den 8 Rennen abgegeben hatten, beteiligte sich die reichliche Hälfte. Einige Maschinen entsprachen nicht den Vorschriften des ADAC. Die Leistungen waren bei einigen Siegern sehr beachtenswert und Mut sowohl als auch Geschicklichkeit, die sich im besonderen bei den Rennen mit Beiwagen zeigten, belebten die einzelnen Kampfhandlungen. Das Publikum kargte nicht mit Beifall und verfolgte die sausenden Maschinen und ihre tapferen Fahrer mit außerordentlich lebhaftem Interesse.
Die Sieger und z.T. auch die Zweiten lieferten bei dem Rennen 8, 5 und 1 eine lobenswerte Leistung in der Geschwindigkeit.
Schon am Mittwoch beim Trainingsfahren hatte es leichte Hand-, Stirn- und Kinnverletzungen gegeben. Stürze und Verletzungen gab es dann am Renntage eine ganze Anzahl. Dr. Fürbringer, Dr. Kühne und die Sanitätskolonne leisteten Hilfe bei fünf leichteren Handverletzungen. Bei dem 3. Rennen (im 2. Vorrennen) stürzte Otto Gericke, Berlin, in der östlichen Geraden und erlitt eine Quetschung der untersten rechten Rippe. Zwei Unfälle schwerer Art ereigneten sich bei dem 4. und 5. Rennen. Bei dem 4. Rennen kam der Fahrer Reinhold Krüger, Paretz-Wustermark mit seinem Beiwagenfahrer Hoppe am Ausgang der Südkurve ins Schleudern und stürzte, das Rad kam auf den Fahrer zu liegen, der Beifahrer erlitt Hautabschürfungen, während Krüger Unterleibsverletzungen und Quetschungen an den Fingern davontrug. Er wurde nach dem Krankenhaus transportiert. Besonders tragisch verlief beim 5. Rennen der Sturz von Erwin Maier aus Berlin, der mit seinem BMW-Rad sich bereits infolge seines glänzenden Vorsprungs und schneidigen Fahrens die Sympathie der Zuschauer erworben hatte. Kurz vor dem Ziel kam er an der Nordkurve ins Schleudern, die Lenkstange brach, er sauste vom Rade und trug eine schwere Gehirnerschütterung davon und außerdem einen Oberarm- und Schlüsselbeinbruch. Auch er mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden. Lebensgefahr soll bei keinem Verletzten bestehen.
Beide Senftenberger Rennfahrer lieferten eine gute Partie. Willi Pelz holte sich einen zweiten Preis und führte beim 1. Rennen bis zur 5. Runde. Eine der besten Leistungen des ganzen Rennens bot Hugo Hentschke.
Als das Kommando "Los" beim 6. Rennen ertönte, lief ein Helfer in das Rad des anfahrenden Hentschke, beide fielen. Wie der Blitz war unser Senftenberger auf und im Nu saß er auf der Maschine, seine Gegner bogen bereits in die erste Kurve, als sein Start erfolgte. Trotzdem nahm er einen nach dem anderen und wurde 1. Sieger.
Elzemann von Lauta, der als Rennfahrer bestens bekannt ist und bereits auf anderen Bahnen Preise errang, hatte das Pech, gleich bei seinem Vorlauf Zylinderbruch zu haben und endgültig auszuscheiden.
Senftenberger Anzeiger (1935)
Ausgehend von jenem 29. Mai des Jahres 1930 sollten noch viele Jahre mit spannenden Wettkämpfen aber leider auch verletzten und sogar toten Rennfahrern auf der Goliathbahn folgen bevor der Rennbetrieb 1960 endgültig eingestellt wurde. Da hiess das Rennoval bereits "Bahn des Friedens" und musste zuvor umgebaut werden, weil die alte Goliathbahn nicht dem internationalen Reglement entsprach.

Bei AK_GMa 039_1 handelt es sich vordergründig um Reklame für ILSE-Briketts, die spätestens durch das integrierte Bild der beiden Brikettfabriken von Grube Marga von Interesse von uns wird. Abgesehen davon handelt es sich um ein schönes Zeitdokument.
Und auch die Konkurrenz der ILSE BAG setzte immer wieder auf die Bildersprache der Zwerge, die der Erde die kostbaren Bodenschätze entreissen. Abbildungen dieser Art findet man auf vielen Merchandising-Produkten der damaligen Zeit, zum Beispiel Blechschildern oder wie hier, auf Reklamemarken (übrigens ein eigenes Sammelgebiet).

Auswahl von Reklamemarken
Senftenberg
Verlag E. Krause, Senftenberg,
6326
Aufnahme <= 1914
Sammlung Fred Förster