|
Ja, ich gebe zu, das ist diesmal nicht ganz so einfach. Das Haus existiert heutzutage immer
noch. Wenn ich verrate, wer dort oben nebem dem Hausmädchen Minna aus dem Fenster schaut,
wird es für den Einen oder Anderen möglicherweise einfacher...
Der spätere Dr. Rudolf Lehmann!
Vor dem Haus sehen wir Großmutter Alwine Lorenz, sowie Kantor Rudolf Lehmann sen., Agnes und
Annie Lorenz, sowie eine unbekannte Person. Und nein, das Haus befindet sich nicht in
der nach dem Historiker benannten "Dr.-Rudolf-Lehmann-Strasse". Das Jahr der Aufnahme ist
ein wenig vage. Auf der Rückseite des Fotos ist zwar "ca. 1905" vermerkt, aber das ist
ja auch irgendwie eine dehnbare Angabe.
|
Aufnahme <= 1910 Sammlung Ekkehard Kandler
|
|
|
AK_SFB 362_1
|
von <= 1901 auf <= 1900
|
|
|
|
Lange angekündigt, immer wieder verschoben... nun ist es doch noch erschienen, das Sedlitzer Heimatbuch
Sedlitz - Geschichte unseres Heimatdorfes. Die 300er Auflage war binnen weniger Tage ausverkauft.
Ich selbst hatte noch das Glück, aus irgendeinem plötzlich auftauchenden Restbestand, ein Exemplar zu
bekommen. Von daher gibt den Autoren der Erfolg recht.
Als stark grafisch orientierter und überkritischer Kollege sage ich mal so: Aus bildtechnischer Sicht ist da
noch Luft nach oben! Es beginnt beim Einband, der mir einfach zu wenig historisch daher kommt und setzt
sich über einige unglückliche Fotografien bis hin zu sub-optimalen Reproduktionen fort. Da hätte man mit
Sicherheit manches besser machen können!
Ich hatte vor geraumer Zeit den Sedlitzer Kollegen meine Mithilfe bei grafischen Belangen angeboten.
Natürlich hoffte ich dadurch auch mein eigenes Projekt weiter vorantreiben zu können. Eine klassische
Win-Win-Situation sozusagen. Die Antwort? Das berühmte "Schweigen im Walde"...
Ich denke, dass eine Hauptaufgabe des neugegründeten Beirats für Heimatgeschichte sein sollte, Potentiale
bezüglich vernetztem Arbeiten zu heben.
Zwei Abbildungen, die nicht im Buch enthalten sind, möchte ich heute vorstellen. Beim linken
Motiv wurde nachträglich am Dach des Zahnschen Saales manipuliert. Ich vermute, dass hier Blattwerk ins
Bild hineinragte, welches man entfernen wollte. Dies geriet jedoch nicht sehr professionell. Was die
Datierung der Aufnahme betrifft, schätze ich die <= 1921 als zu spät ein. Paul Zahn verstarb im April
1919 und ich denke mir, dass man vielleicht den Schriftzug über der Eingangstür danach verändert hat...
|
Otto Rost, Dresden. Nachdruck verboten. 26297 Aufnahme <= 1921 Sammlung Matthias Gleisner
|
Senftenberger Anzeiger (1919)
|
Verlag Ilse, Wohlfahrts-Ges. 6588 95 539 Aufnahme <= 19?? Sammlung Matthias Gleisner
|
|
|
|
AK_Hoe 024_1
|
von <= 1945 auf <= 1938
|
|
|
Abgesehen davon, dass es sich bei der heutigen Ansichtskarte um die mittlerweile
fünfte Inkarnation dieses Senftenberger Motivs handelt, weist das Exemplar eine
interessante Gestaltungsvariante auf. Auch diese ist nicht neu, stellte ich doch
vor geraumer Zeit ein anderes Motiv in ähnlicher Machart vor, nämlich dieses hier:
Da bezüglich der Seriennummern der beiden Stücke (553 und 555) eine Lücke klafft,
können wir wohl davon ausgehen, dass mindestens ein weiteres Motiv mit diesen
Designmerkmalen existiert.
Das was in diesem Fall Teil des Designs ist, nämlich die Frankatur auf der Bildseite,
macht mir im wahren Leben ab und an das Leben schwer. Von Zeit zu Zeit fallen mir
Ansichtskarten in die Hände, die tatsächlich bildseitig frankiert und natürlich
(Ordnung muss sein!) auch noch abgestempelt wurden. Das sieht dann in etwa so aus,
wie in der nachfolgenden Collage dargestellt.
|
No. 555. Verlag Wilh. Brückner, Senftenberg, Bahnhofstr. 27. 11 374 C Aufnahme <= 1905 Sammlung Erika Fischer
|
|
Solche Stücke sind natürlich ungleich schwerer digital zu restaurieren. Solange sich unter den Briefmarken nur Himmel verbirgt, lässt sich das noch
einigermassen ausbügeln. Bei anderen verdeckten Bildbestandteilen habe ich eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder (und das praktiziere ich bei
meinen eigenen Karten) löse ich die Marke in alter Philatelistenmanier mittels Wasserdampf ab oder das Stück ist halt nicht restaurierbar, was bei
seltenen Motiven natürlich bitter für mich ist. In solchen Fällen fragt man sich natürlich, was den jeweiligen Absender geritten haben mag, das Aussehen
der Karte so zu verunstalten und mir 100 Jahre später das Leben schwer zu machen. Lange Zeit hatte ich dafür keine Erklärung wie sicher auch der übergroße Teil
der geneigten Leserschaft. Bis mir ein befreundeter Sammler den entscheidenden Tipp gab! Es handelt sich im wahrsten Sinne des Wortes um das "Markenzeichen"
der Mitglieder des Weltverbands Kosmopolit! Mir ist derzeit nicht bekannt, warum man gerade dieses Erkennungszeichen anwandte. Fakt ist,
dass die meisten (nicht alle!), der mir vorliegenden Ansichtskarten, die in dieser Form frankiert wurden, sicher einem "WeKo"-Mitglied zuordenbar sind.
Kosmopolit-Bildniskarte anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums
|
Im Mai 1894 wurde erstmals in Deutschland ein philokartistischer Verein, der Sammlerverein
für illustrierte Postkarten in Hamburg gegründet. Am 15. Februar 1895 erschien die erste
Fachzeitschrift für Philokartisten, mit dem Namen "Der Postkarten-Sammler". In Chemnitz
folgte der "Sächsische Ansichts-Postkarten-Sammler-Verein Saxonia" und gipfelte in der
internationalen Konferenz der Ansichtspostkartensammler vom 22. bis 25. Juli 1897 in Nürnberg,
bei welcher auf Initiative von Fritz Schardt der "WELTVERBAND KOSMOPOLIT" gegründet wurde.
Ihr erster Bundespräsident wurde Berthold Peschke, sein Stellvertreter wurde Johannes Späth,
Bundesbevollmächtigter wurde Eduard Willner, Bundessekretär wurde Carl Wilhelm Moll und
Ehrenvorsitzender der Begründer Fritz Schardt. Die Haupt-Centrale des Weltverbandes hatte ihr
Domizil in der Färberstraße 29 in Nürnberg.
Der Verband zählte in seinen Hochzeiten über 20.000 Mitglieder weltweit und verfügte auf
fünf Kontinenten über mehr als 100 Konsulate. Eines davon befand sich übrigens in Cottbus,
denn der oben erwähnte Johannes Späth lebte dort. Zum Emblem des Weltverbandes wurde eine Weltkugel
umschlungen von einem Banner mit der Aufschrift "Kosmopolit - Gut Fern Gruss".
Logo
Stempel J. Späth
|
Dieser Slogan findet sich auf vielen Postkarten der folgenden Jahre wieder,
denn die Kosmopoliten grüssten sich gegenseitig mit einem "Gutferngruß".
So wurden weltweit wohl hunderttausende von Karten versendet, zumeist mit dem
lapidaren Text "Erbitte Revanche-Karte" oder "Rückkarte erwünscht". Manchmal ist
ein Stempel mit dem Emblem des Weltverbandes, dem Namen des Sammlers und seinem
Heimatort zu finden. Die meisten Verbandsmitglieder scheuten jedoch die Ausgabe
für einen solchen repräsentativen Stempel und schrieben stattdessen nur ihre
Mitgliedsnummer auf die Karte. Der Jahresbeitrag kostete das Mitglied übrigens
2 Mark (Stand: 1924).
Mitglieds-/Aufnahmekarte des Weltverbandes Kosmopolit
|
|
Auch in Senftenberg gab es nachweislich einige WeKo-Mitglieder:
Beispielsweise Otto Dahlmann (WeKo-Nr. 20013), Kurt Murek (WeKo-Nr. 14083), Kurt Krüger (WeKo-Nr. 20283), P.Herzog (WeKo-Nr. ?), Fritz Denke (WeKo-Nr. ?) oder Oscar Borg Jr.
(WeKo-Nr. 20008). Bemerkenswert ist, dass die Senftenberger relativ spät Fahrt aufnahmen. Dies lässt sich anhand der hohen Mitgliedsnummern und den vorhandenen Belegen, die
meist vom Beginn der 1920er stammen, vermuten. Die oben abgebildete Mitgliedskarte für die WeKo-Nr. 17782 stammte zum Beispiel aus dem Jahr 1922. Mit Sicherheit existierten
damals umfangreiche Mitgliederlisten, die den Postkartensammlern zumindest auszugsweise zur Verfügung standen. Wie sonst sollte der Kontakt zwischen den einzelnen Kartenversendern
zustande kommen? Leider werden die Verzeichnisse im Laufe der Zeit verloren gegangen sein, so dass wir wohl niemals vollständig erfahren werden, wer in Senftenberg alles diesem
"Sport" frönte.
Angeblich kamen einige WeKo-Mitglieder während des Ersten Weltkriegs auch hinter Gitter. Der Grund war "Feindkontakt", da sie ihrem Hobby, welches teilweise eben auch mit
Schriftwechsel ins oder aus dem verfeindeten Ausland verbunden war, in diesen Jahren trotz allem nachgingen. Das Ziel der Mitglieder kann meines Erachtens nur "Masse machen"
gewesen sein. Durch das Ruinieren des Bildmotivs mittels Frankatur scheidet eigentlich das Sammeln aus ästhetischen Gründen aus. Die Heimatforschung anhand von Ansichtskarten
dürfte zur damaligen Zeit wahrscheinlich eine äusserst geringe Bedeutung (wenn überhaupt!) gehabt haben.
Spendenmarken für den Bau eines Vereinsheimes
Ob mittels oben dargestellter Spendenmarken, sowie über die Mitgliedsbeiträge genügend Geld aufgebracht wurde, um den Bau eines Vereinsheimes zu finanzieren, ist mir derzeit nicht
bekannt. Wahrscheinlich wird man hierzu Näheres in einem seit Jahren vergriffenen Buch finden, welches von Claus-Torsten Schmidt im Jahre 1983 im Selbstverlag herausgegeben
wurde und das sich zu grossen Teilen mit dem Weltverband Kosmopolit beschäftigt. Daran kann man kann sehen, dass die Beschäftigung mit Ansichtskarten nicht nur aus reiner heimatforscherischer
Sicht ein lohnendes Thema ist. Auch die Erforschung des Sammelns an sich kann durchaus unterhaltsam und spannend sein. In diesem Sinne: Gut Ferngruss!
|
|
|
|
|