Als ich vor einem knappen Jahr hier die beiden nachfolgenden Fotopostkarten vorstellte, sinnierte ich ein wenig über die Gründe der militärischen Präsenz in unserem Heimatstädtchen, weit ab von jeglicher Front.
Mittlerweile bin ich etwas schlauer. So wurden bewaffnete Truppen dazu eingesetzt, strategisch wichtige Punkte,
wie Bahnhöfe, Brücken oder Strassen zu sichern. Damit sollte gewährleistet werden, dass die Mannschafts- und Materialtransporte
zu und von den Kriegsschauplätzen reibungslos funktionieren. Mit Auftauchen des heute vorzustellenden Stückes kommt noch
eine weitere Funktion hinzu: die Bewachung von Kriegsgefangenen. |
Max Artlich, Photogr. Atelier,
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Doch zurück zum eigentlichen Foto. Der Kreideschriftzug auf der kleinen Tafel gibt uns sowohl wer, wann und wo bekannt: Russenlager auf Grube Marie III 1915
kann man dort lesen. Grube Marie III befand sich nördlich von Sauo und somit fällt diese Abbildung noch knapp in mein Untersuchungsgebiet. Die russischen
Kriegsgefangenen wurden während des 1. Weltkriegs in den Tagebauen und Fabriken unseres Braunkohlenreviers eingesetzt. Dass man mit den beiden Konfettikanonen,
die man auf das Bild bugsiert hatte, niemanden beeindrucken konnte, das beweisen die zahllosen Meldungen im Senftenberger Anzeiger aus den Kriegsjahren,
in denen von flüchtigen Kriegsgefangenen die Rede ist. Ich habe einmal einen bunten Strauss solcher Meldungen zusammengestellt und zur Erbauung der Leserschaft
niedergeschrieben...
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Ich möchte heute nochmals die Thematik der letzten Woche aufnehmen... die kleinen und feinen Unterschiede. Dazu begeben wir uns geografisch zunächst in die Senftenberger Bahnhofstrasse, Einmündung Albertstrasse. An diesem Punkt wurden die drei heutigen Motive aufgenommen. Die erste Abbildung, die mit dem "Thema" unmittelbar nichts zu tun hat, zeigt nicht die Bahnhof- sondern die Albertstrasse.
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Eine 90 Grad Drehung nach rechts und der Fotograf nahm die Bahnhofstrasse vor das Objektiv...
Bei Auftauchen des linken Motivs dachte ich spontan "Kenn ich. Hab ich." Gedanklich war ich dabei bei dem rechts abgebildeten Motiv,
oder genauer gesagt bei seiner colorierten Fassung. Nur kurze Zeit später musste ich mich revidieren, denn die enthaltenen Personen
machen den Unterschied! Im direkten Vergleich fällt einem das natürlich sofort ins Auge. Geht man jedoch gedanklich seine
Bestände durch, dann rutscht einem aber auch schnell mal etwas durch.
) und mit Hilfe der Digitaltechnik konnte ich letztlich zweifelsfrei nachweisen, dass alle drei auf einem einzigen Grundmotiv beruhen!
Speziell in sämtlichen Häuserfassaden konnte ich eine völlige Deckungsgleichheit herstellen. Andere Details wiesen ohnehin gleiche Merkmale
auf. Dass die Belaubung der Allebäume ggf. unterschiedlich ausfällt, sollte uns nicht weiter stören... DAS wurde in vielen Fällen ziemlich freihändig
und individuell gehandhabt. Das Ganze hatte nunmehr zur Folge, dass die "patriotische" Karte nach einigen Jahren, während denen sie unter AK_SFB 209_1 lief,
eine neue Nummer erhalten musste. Die dabei entstandene Lücke wird demnächst gefüllt.
Letztlich muss man sich fragen, ob und wenn ja, welche Personen auf den drei Ansichtskarten zum Zeitpunkt der Aufnahme überhaupt "echt" waren (Die Dame in
weiss auf der patriotischen Karte hielt ich übrigens von Anfang an für künstlich). Ich jedenfalls ziehe meinen Hut vor den Leistungen
der Ansichtskartenproduzenten, die mit einer unglaublichen Meisterschaft zu Werke gingen und perfekte Illusionen schufen, die uns noch einhundert Jahre später
und selbst bei digitaler Vergrösserung zeitweilig in die Irre führen können.
P.S. : Momentan hat mein Hoster, die Deutsche Telekom, massive Probleme bzgl. der MySQL-Datenbanken, die sie ihren Kunden zur Verfügung stellen. Einige Bestandteile von www.gruss-aus-senftenberg.de basieren auf einer solchen Datenbank. Aus diesem Grund sind einige Funktionalitäten meiner Website derzeit eingeschränkt, sprich: langsam oder zeitweise überhaupt nicht abrufbar. Sorry, aber das ist nicht meine Schuld. |
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