Mit AK_SFB 807_1 verschwindet mal wieder ein Stück von meiner Wunschliste, die aber irgendwie auch nicht wirklich kürzer, sondern im Gegenteil immer länger wird. Den Begriff Hauptkirche für die Senftenberger Deutsche Kirche habe ich so auch noch nicht gesehen... glaube ich zumindest. Die Postkarte ist nicht gelaufen und damit nicht sehr komfortabel zu datieren. Anhaltspunkte für die Angabe <= 1944 sind natürlich die intakte Spitze des Kirchturms und die Vegetation. Experten könnten möglicherweise den Typ des Fahrzeugs am rechten Rand bestimmen und damit eine Grenze nach unten setzen. Insgeheim vermute ich, dass das Foto Anfang der 1930er entstand. Befeuert wird meine Vermutung durch eine andere Ansichtskarte (gleiche Machart, gleicher Hersteller, etwas kleinere Nummer), die derzeit bei <= 1931 liegt. Zum Vergleich ein Foto aus derselben Region, welches spätestens 1937 gemacht wurde... Die Stärke der Baumstämme könnte in etwa passen!
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Postkartenverlag Kurt Bellach,
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Und weiter geht es mit den Besuchen in einschlägigen Senftenberger Etablissements... Wobei das heute nicht mehr so ganz einfach ist, denn eine echte Erinnerung an den Stadtkeller auf dem Senftenberger Neumarkt dürften die wenigsten haben: Die Rote Armee zerlegte das Gebäude 1945 und die Ruine wurde später abgerissen. Wir begeben uns motivtechnisch jedoch in die Blütezeiten des Restaurationsbetriebes, der über viele Jahre unter den verschiedensten Betreibern mit unterschiedlichsten Namen geführt wurde. Wie ich das schon in der vorigen Woche herausgearbeitet hatte, lassen sich besonders Ansichtskarten von Lokalen ganz gut zeitlich eingrenzen. Die jeweiligen Wirte verewigten sich nämlich ganz gerne auf Vorder- oder Rückseite und da bilden zumindest zwei der drei heute vorgestellten Stücke keine Ausnahme.
Das linke Motiv fällt in die Betreiberzeit von Karl Wolf. Diese endete 1908 mit der Übergabe des Staffelstabes an Max Scheppe. Aus dessen Wirkungszeit stammt das rechte Stück. Von beiden Ansichtskarten lernen wir, dass sich die Betreiber nebst Familie gern auf der Bühne des Saals ablichten liessen. Zumindest würde es mich wundern, wenn es nicht die jeweiligen Wirtsleute wären. Bei der linken Karte handelt es sich zudem um den Teil einer (Mini-)Serie, die aus mindestens zwei (wahrscheinlich waren es wirklich nicht mehr) verschiedenen Stücken besteht. Besagtes zweites Motiv steht noch auf meiner Wunschliste und wurde vor vielen Jahren im Buch Alt-Senftenberg - Eine Bilderchronik abgebildet. Dort wurde jedoch der Schriftzug "Gruss aus dem Hotel Stadtkeller, ..." abgeschnitten.
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Was uns direkt zur letzten Ansichtskarte für heute bringt... Die beiden Innenansichten vom
Capitol Tanzpalast und Bar müssen aufgrund der zeitlichen Grenzen zwischen Ende 1937
und Kriegsende fotografiert worden sein. Eher früher als später. Die Aufnahmen wurden jeweils
aus der entgegengesetzten Richtung angefertigt. Wir erhalten einen Blick auf die Einrichtung
der Tanzbar und können auf dem unteren Motiv sogar ein Stück von der kleinen Bühne erhaschen.
Hier spielte täglich für mehrere Stunden die Kapelle Julian Filor zum Tanz, wie wir obiger
Anzeige entnehmen können.
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Aufnahme <= 1945
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Vor einigen Monaten tauchten bei eBay die oben abgebildeten Fotografien auf. Während ich Fotos ähnlicher oder gar derselben Provenienz vor Längerem ersteigern konnte (ich stellte sie hier vor), ging ich bei diesen drei Stücken leider leer aus. Die Aufnahmen sind zeitlich in die Eröffnung des Capitol Tanzpalastes einzuordnen (1937/1938) und zeigen natürlich das Entree des gleichnamigen Kinobetriebs. Besonders die linke Abbildung aus dem Juli 1938, auf der für den Olympia-Film geworben wird, ist gleich in mehrfacher Hinsicht interessant... Erstens haben wir damit nun absolute Gewissheit, dass der Eingangsbereich tatsächlich zum Stadtkeller gehörte - die Bebauung rechts und im Hintergrund stellt das Ganze nunmehr im Gesamtkontext dar und dies birgt Parallelen zur heutigen Zeit. Zweitens war dieses Bild höchstwahrscheinlich der Grund dafür, dass ich das Set trotz vergleichsweise hohen Gebotes nicht ersteigern konnte - der Höchstbietende ist Sammler im Bereich Olympische Spiele 1936 und interessiert sich offenbar selbst für Abseitiges, das irgendwie mit besagtem Sportereignis in Verbindung steht. Das Beste (und die Kurve muss man erst einmal hinbekommen ![]() Der Komponist der Filmmusik beider Olympiastreifen "Fest der Völker" und "Fest der Schönheit" (beide 1938 / Regie: Leni Riefenstahl), war geborener Senftenberger!
Der Senftenberger Anzeiger schrieb 1938 unter der Überschrift
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