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Nach den drei letzten Ansichten, die etwas schwieriger bis gar nicht zu verorten waren, begeben wir uns für den Rest der Woche auf wohlbekanntes Terrain... "Mein Mann für diese Ecke", Klaus Hauptvogel, hat einmal mehr eine schöne und sehr seltene Fotopostkarte hervorgezaubert. Und ich trödele nicht lange herum, sondern restauriere und präsentiere das gute Stück sogleich.
Besagtes Eckhaus erfuhr bereits Mitte der 1930er eine Veränderung an der Außenhülle. Dabei verschwanden die schönen Wandelemente und die Kapitelle über den Fenstern um durch eine sterile und völlig schmucklose Fassade ersetzt zu werden.
Schade eigentlich!

Der Uhrmacher Ernst Buckow betrieb seinen Laden übrigens ab Januar 1906 an dieser Stelle, worauf er mittels Inserat im Senftenberger Anzeiger aufmerksam machte...

Senftenberger Anzeiger (1906)
Senftenberg
Aufnahme <= 1912
Sammlung Klaus Hauptvogel

Wie in jedem Jahr um diese Zeit kann man in unserer Gegend, vornehmlich auf den Dörfern, mehr oder weniger große Gruppen von bunt kostümierten und maskierten Menschen sehen. Sie gehen dem alten sorbischen Brauch - dem "Zampern" nach und ziehen mit Musik von Haus zu Haus, um von deren Bewohnern Zutaten für das "Zampernessen" zu erheischen. Bevorzugt werden hierbei Speck, Eier und Hochprozentiges. Bei den mitziehenden Kindern sind natürlich Süßigkeiten angesagt. Auch Geld wird liebend gern genommen.
Ursprünglich ging es beim Zampern um das Austreiben des Winters aber irgendwann wurde das Einbringen größtmöglicher "Beute" und das gemeinsame Verzehren derselben wichtiger.
Der Senftenberger Lehrer und (Mundart-)Dichter Paul Wilke sah das Ganze in seinem 1935 veröffentlichten Gedicht "Die Jüttendorfschen zampan" ganz ähnlich.

Zum links abgedruckten Gedicht liefere ich heute die folgenden Bilder...

Senftenberg
Aufnahme <= 19??
Sammlung Gerda Staude
Senftenberg
Aufnahme <= 19??
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 19??
Sammlung Gerda Staude
Die oberste Aufnahme wurde uns von Henry Werban im "Kippensand 2013" als Junggesellenabschied seines Großvaters auf dem Hof der Hubertusklause verkauft. Netter Versuch, Henry! Da für den Anfang schon die Verortung falsch ist, nehme ich dir den Rest auch nicht ab. Jeder, der in der Vergangenheit aufmerksam war, erkennt, daß wir uns vielmehr im Vorhof des Passage-Kinos befinden.
Das Foto in der Mitte wurde sicherlich auf einem der Gehöfte in Jüttendorf gemacht. Vom Personal her sehen wir Überschneidungen mit der Abbildung darüber. Dennoch dürfte es sich um ein anderes Jahr handeln.
Überhaupt ist die Datierung der Aufnahmen einigermaßen schwierig. Ich vermute in den beiden oberen Fällen: Anfang der 1920er. Die Zampergesellschaft Nr. 3 dagegen, kann frühestens im Jahr 1925 fotografiert worden sein. Der Einstöcker im Hintergrund ist nämlich das Druckereigebäude des Senftenberger Anzeiger in der Laugkstraße. Dieses wurde im Jahr 1924 errichtet und in Betrieb genommen. Die fröhlichen und leicht derangiert aussehenden Gesellen befanden sich an der Hinterfront des Hauses und bekamen offenbar professionellen musikalischen Beistand in Form der Kapelle des Männer-Turn-Vereins.