|
Rechts abgebildete Zweibildkarte, die mir vor einigen Tagen in die Finger gespielt wurde,
stellt die beiden wichtigsten Örtlichkeiten, die man Buchwalde zurechnen kann, dar. Einerseits
den Gasthof zu den drei Linden. Und andererseits das etwas außerhalb auf halbem Weg
nach Koschen gelegene Wasserwerk.
Beide Baulichkeiten existieren noch. Aber beide dienen schon eine ganze Zeit lang nicht mehr
ihrem originären Zweck. Was in dem Gasthof aktuell ist, kann man nicht erkennen und in den
Gebäuden des Wasserwerkes sind anscheinend Wohnungen entstanden.
Uns interessiert aber hier nicht das aktuelle Geschehen, sondern wir tauchen anhand einiger
historischer Ansichten in die Zeit von vor 100 Jahren ein, als beide Gebäude noch in vollem
Schwunge genutzt wurden.
Repas Gasthof sehen wir natürlich nicht zum ersten mal auf einer Ansichtskarte. Vielmehr ist
es so, daß knapp die Hälfte der Exemplare aus Buchwalde, eine Ansicht der Gastwirtschaft in
der Mitte des Dorfes zeigen.
Kunstanstalt Max Zibell, Berlin N.58, Dunkerstr. 2a 2819 41 187a Aufnahme <= 1912 Sammlung Erika Fischer
|
Verlag: Rob. Lehmann, Thamm-Senftenberg 767 Aufnahme <= 19?? Sammlung Ursula Graßhoff
|
|
So ist beispielsweise das oben abgebildete Motiv seit längerem in der zweifarbigen Variante hier archviert. Heute kann ich eine colorierte Version hinzufügen.
Zeitlich könnten die obere Abbildung der Zweibildkarte und das Dorfstrassenmotiv auch gut zueinander passen. Wobei die Zweibildkarte etwas später entstanden
sein dürfte, was ich unter anderem am gleichzeitig abgebildeten Wasserwerk festmache.
Auf selbiges möchte ich nachfolgend noch etwas stärker eingehen. Für die bildliche Untermalung bemühe ich dafür die Chronik Die Niederlausitzer Wasserwerksgesellschaft
m.b.H. zu Senftenberg (Lausitz) und ihre Wasserwerke.
Hierin findet man nämlich unter anderen zwei sehr schöne Ansichten des Buchwalder Wasserwerks, die ich wegen der sehr guten Qualität (relativ großformatig und auf
stabilem Karton gedruckt) gerne in mein digitiales Archiv aufnehme. Dieses besteht zwar grundsätzlich nur aus originalen Ansichtskarten und Fotografien, aber ich machte
an anderer Stelle schon einmal eine Ausnahme, indem ich Abbildungen aus einer zeitgenössischen Publikation vorstellte.
Aufnahme <= 1914 Sammlung Matthias Gleisner "Betriebsanlage Buchwalde. Süd-Ansicht"
|
Aufnahme <= 1914 Sammlung Matthias Gleisner "Betriebsanlage Buchwalde. Nordost-Ansicht"
|
Die Niederlausitzer Wasserwerksgesellschaft m.b.H.
zu Senftenberg (Lausitz) und ihre Wasserwerke
Starke & Sachse, Grossenhain ca. 1914/15
|
Ich bin nicht der erste und werde auch nicht der letzte sein, der besagte
Chronik "ausbeutet". Insofern sind die Abbildungen für einen Senftenberg-
Interessierten jetzt nicht wirklich neu. Ein klein wenig stolz bin ich
dennoch, selbst ein Original dieser Chronik zu besitzen (siehe links).

Gleichzeitig muss man aber zugeben, daß besagte Chronik sehr techniklastig
ist und bezüglich der Entstehungsgeschichte der Bauwerke (das betrifft nicht
nur das Wasserwerk Buchwalde, sondern auch Anlagen in Dolsthaida, Senftenberg 2,
Rauno und Lauchhammer) eher zurückhaltend berichtet. Eine wichtige Passage
lautet:
Mit dem Bau der Wasserwerke ist im Sommer 1912 begonnen
worden. Bedauerlicherweise konnten indessen die Arbeiten nicht so fortgeführt
werden, wie es im Interesse der Sache gelegen hätte, da zunächst eine Anzahl
von Gemeinden sich weigerte, der Niederlausitzer Wasserwerksgesellschaft die
Erlaubnis zu erteilen, die Gemeindewege u.s.w. zu den Rohrverlegungsarbeiten zu
benutzen. Allmählich trat indes ein Umschwung in der Stimmung ein, und wenn man
auch durch die Schwierigkeiten und infolgedessen durch die für den Bau ungünstige
Jahreszeit bedeutend Zeit verlor, so ist es doch gelungen, den Bau derartig zu
fördern, daß mit dem 1. April 1914 der Betrieb in vollem Umfange aufgenommen
werden konnte.
Die leise Kritik, die man dieser Passage entnehmen kann, war tatsächlich berechtigt.
Verfolgt man die Berichterstattung des Senftenberger Anzeiger zu diesem
Thema bekommt man einen sehr guten Eindruck von den Querelen, die sich um das
gesamte Vorhaben entwickelten, irgendwann dann aber doch, nachdem einzelne Gemeinden
der Wasserwerksgesellschaft (finanzielle) Zugeständnisse abgetrotzt hatten, zu
einem guten Ende führten.
|
Bezüglich des für uns wichtigen Wasserwerkes Buchwalde berichtete der Senftenberger Anzeiger im Mai 1914:
Senftenberg, 20. Mai. Die Abnahme des hiesigen Wasserwerks war heute vormittags von 9 Uhr ab die Veranlassung, welche eine ansehnliche
Versammlung hierher geführt hatte. Das Hotel zur Sonne war Sammelpunkt und gegen ¼10 Uhr entführten ca. 20 Autos die ca. 80 Teilnehmer nach dem
Wasserwerk bei Buchwalde, welches mit seinen schönen Gebäuden, besonders der mit hohen Fenstern versehenen Enteisenungsanlage, und dem mit jungen Anlagen
versehenen Vorplatze einen sehr vorteilhaften Eindruck machte. Herr Kommerzienrat Schumann begrüßte hier in kurzer Ansprache die Erschienenen,
entbot den Vertretern der abnehmenden Behörden "Herzlich willkommen" und "Glück auf" und gab der Freude Ausdruck, daß sowohl der Herr
Regierungspräsident v. Schwerin, sowie Vertreter der Kgl. Regierungen zu Merseburg und Liegnitz, sowie die Herren Landräte von Pourtales-Calau
und v.Borcke-Liebenwerda, wie auch die Vertreter der Bergbehörden erschienen seien, um die Abnahme des Werkes zu vollziehen, welches die Werke
auf Anregung des Kgl. Bergamts Halle und der Königl. Regierung zu Frankfurt ausgeführt und zu gutem Ende gebracht hätten.
Der Verein der Braunkohlenwerke hätte nicht die Meinung, daß nun allen Forderungen entsprochen sei, das sei nicht möglich, da dieselben zu
verschiedene und weitgehende seien, aber sie könnten sich wohl der Hoffnung hingeben, daß durch das Wasserwerk wohl viele Mißstände beseitigt
und vielen berechtigten Wünschen entsprochen worden sei, soweit die Wasserkalamität durch den Grubenbetrieb herbeigeführt sei. Er schloß mit
besten Wünschen für die Zukunft und lud zur Besichtigung der gesamten Anlagen ein. Herr Assessor Titze gab hierauf noch Details des Tages-Programms
bekannt und Herr Direktor Wagenführer gab eine kurze Erläuterung der Wasserwerks-Anlagen, deren sehr interessante Einzelheiten
dann eingehend besichtigt wurden. Gegen ¼11 Uhr fuhren die Autos, bei der trockenen Witterung ziemlich viel Staub aufwirbelnd, mit
ihren Insassen wieder nach Senftenberg zurück, wo auf dem Marktplatz von der freiw. Feuerwehr eine Hydrantenprobe vorbereitet war.
Kleines Detail am Rande: Die beiden Motive der Zweibildkarte haben neben der
Tatsache, daß sie mit Buchwalde zu tun haben noch einen weiteren
Anknüpfungspunkt. Das Grundstück, auf welchem das Buchwalder Wasserwerk (unteres Bild)
errichtet wurde, gehörte zuvor der Familie Repa, die auch als langjähriger Betreiber
des Gasthofes zu den drei Linden (oberes Bild) in Erscheinung trat. Die Fläche wurde
zunächst durch die Stadt Senftenberg angekauft und danach an die
Wasserwerksgesellschaft veräußert.
In einem Teil einer Stadtverordnetensitzung am 28.Juni 1912 wurde einstimmig dem
Verkauf zu einem Preis von 25827,38 Mark zugestimmt.
Gleichzeitig stellten sich die Stadtverordneten aber quer, als es um die Genehmigung
zur Verlegung von Wasserrohren auf städtischem Grund ging. Der Verkauf drohte zu
platzen, da nunmehr die Wasserwerke vom Kauf des Grundstücks absehen wollten.
Am 12. September kam die Thematik wieder zur Sprache. Die Wasserwerksgesellschaft
hatte mittlerweile schriftlich verlautbaren lassen daß dieselbe in Rücksicht
auf die wiederholten ablehnenden Stadtverordneten-Beschlüsse und Schwierigkeiten,
welche ihr wegen der Rohrverlegung etc. gemacht worden sind, von dem Ankauf des
städtischen Wassergrundstücks absieht und dürfte damit leider der Stadt eine Einnahme
von ca. 20000 Mark verloren gehen.
Im Februar 1913 nahm die verfahrene Geschichte wieder etwas Fahrt auf. Die Wasserwerke
waren nun unter Umständen bereit, daß früher Repa'sche Grundstück anzukaufen, aber nicht
zu dem ursprünglichen hohen Preis! Das muß im Anschluß dann auch relativ schnell
passiert sein, denn in einer Zeitungsnotiz vom Juni 1913 bezeichnete man das Pumpwerk
bei Buchwalde als ziemlich fertig.
Möglicherweise war damit aber nur der unterirdische Teil gemeint, was jedoch nichts
über den Fortschritt an den oberirdischen Bauten aussagen muß.
|
Senftenberger Anzeiger (1912)
|
|