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In dieser Massivität hatten wir das schon lange nicht mehr... Es ist ein wahres Feuerwerk von Ansichten historischer Fördertechnik, welches ich heute zünde. Insgesamt 8 Ansichtskarten mit Nahaufnahmen verschiedener Baggertypen. Also eine wahre Baggerschau. Wo die Aufnahmen damals entstanden, wird man heute nicht mehr feststellen können. Ich gehe jedoch fest davon aus, daß alle Motive im engeren Senftenberger Bergbaugebiet gemacht wurden. Zwar trägt das eine oder andere Exemplar eine Aufschrift, die eine genauere Verortung möglich erscheinen lässt, sicher kann man sich aber nicht sein. Dazu fehlen einfach markante Fixpunkte bzw. sind vorhandene zu unspezifisch, als daß man heute sagen könnte: "Diese Aufnahme entstand da und da".

Eine grobe Einteilung der Baggertechnik im Braunkohlenbergbau kann man folgendermaßen vornehmen:

1. Abraumbagger
2. Kohlenbagger

Durch mehr oder weniger große Umbaumaßnahmen ließ sich so mancher Abraumbagger aber auch in einen Kohlenbagger umfunktionieren. Umgedreht natürlich auch. Beginnen möchte ich mit drei Geräten, die der ersten Gattung zuzuordnen sind. Bei der ersten Ansichtskarte bin ich felsenfest davon überzeugt, daß es sich um exakt denselben Bagger handelt, der oben in der Einstiegsgrafik in Form einer Federzeichnung wiedergegeben ist. Letztere entstammt der Chronik zum 25-jährigen Jubiläum der Ilse Bergbau-AG.

aus "Dinglers Polytechnisches Journal" (92.Jahrgang - 1911)
Senftenberg
Verlag der Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H.,
Grube Ilse, N.-L.
R. 16606
Aufnahme <= 1916
Sammlung Matthias Gleisner
Den Bagger selbst, lieferte die Lübecker-Maschinenbau-Gesellschaft (LMG). Dieser Typ wurde 1911 in "Dinglers Polytechnischem Journal", einer über unglaubliche 111 Jahre erschienenen Zeitschrift zur Technik-, Wissens- und Kulturgeschichte, als "größter Trockenbagger der Welt" bezeichnet.
Ein Titel, der mit Sicherheit nur kurze Zeit Bestand hatte, denn die technische Entwicklung auf diesem Gebiet machte in den Folgejahren große Fortschritte.

Senftenberg
Mühlbach's Postkarte.
Verlag Reinhard Rothe, Meissen
R.15121
No.758
Aufnahme <= 1922
Sammlung Erika Fischer
Senftenberg
Verlag Max Zibell, Kunstanstalt,
Berlin N.58 Danzigerstr. 98
6591 95 611 D
Aufnahme <= 1925
Sammlung Matthias Gleisner
Auf der linken Ansichtskarte wird der Abraumbagger als "Sandbagger" bezeichnet. Die Eimerleiter liegt praktisch horizontal, das Abtragen des Deckgebirges muss an dieser Stelle gerade erst begonnen haben. Rechts im Bild erkennt man u.a. eine Anzahl Abraumarbeiterinnen. Nicht unüblich für jene Zeit.

Zur rechten Ansichtskarte ist zu sagen: Nein, es gab keine Grube "Hertha" bei Senftenberg. Dieser Fehler ist dem Produzenten Max Zibell auch schon an anderer Stelle unterlaufen. Ebenso wie die etwas merkwürdige Bezeichnung "Tagesbau". Gemeint ist natürlich die Grube Bertha.
Was den Baggertyp betrifft, handelt es sich um einen sogenannten "Eintor-Bagger", in diesem Fall sogar dampfbetrieben. Höchstwahrscheinlich stammte er ebenfalls aus der Produktion der LMG. Die mittig abgebildete Anzeige der Maschinenbau-Firma aus dem Jahr 1905, oder besser gesagt, der darauf abgebildete Bagger, weist eine ziemliche Ähnlichkeit auf.

Nachdem die Abraumbagger ihre Arbeit verrichtet hatten, konnte die zweite Spezies - die Kohlenbagger - in Aktion treten. Und einen solchen sehen wir auf den drei nachfolgenden Ansichtskarten...

Senftenberg
Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H,,
Grube Ilse, N.-L.
353448
R. 17407
Aufnahme <= 1917
Sammlung Fred Förster
Senftenberg
Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H,,
Grube Ilse, N.-L.
353449
R. 17408
Aufnahme <= 1917
Sammlung Erika Fischer
Senftenberg
Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H.,
Grube Ilse N./L.
R. 2991
Aufnahme <= 1929
Sammlung Matthias Gleisner
(Schenkung H.Jurk)
Ich denke, wir sind uns einig, daß die beiden colorierten Exemplare mehr oder weniger die gleiche Szenerie darstellen. Es ist derselbe Bagger, nur aus unterschiedlichen Richtungen fotografiert. Die aufeinanderfolgenden Seriennummern der Karten härten diese Theorie. Der abgebildete Bagger, der merklich kleiner war als die weiter oben dargestellten Typen, wurde durch die Maschinenfabrik R.Wolf - Buckau/Magdeburg geliefert. Die dritte Ansichtskarte zeigt ein baugleiches Gerät und bezeichnet dieses als "Kohlenhochbagger". Diese Bezeichnung leitet sich von der nach oben ("hoch") gestellten Eimerleiter ab. Das Gegenteil davon ist ein "Tiefbagger", wobei einige Geräte beide Schnittrichtungen, sowohl den Hoch- als auch den Tiefschnitt beherrschten. Was übrigens auch für die Abraumbagger gilt.

Ein Beispiel hierfür liefert Ansichtskarte Nummer 7. Wir sehen im Vordergrund einen Abraumbagger (ebenfalls ein "Buckauer"), der auf der ersten Arbeitsebene im Hochschnitt arbeitet. Das gleiche Modell ist im Hintergrund erkennbar, wie es auf derselben Arbeitsebene im Tiefschnitt Abraum fördert.

Doch zurück zu unserem Kohlenbagger. Was auf den beiden colorierten Abbildungen nur schlecht zu erkennen ist, wird auf der Fotokarte deutlich: Die vom Bagger geförderte Rohkohle wird kontinuierlich in die Wagen einer Kettenbahn abgegeben, die ihrerseits die Fracht bis in eine angeschlossene Brikettfabrik transportiert. Dies ist auf der für das mittlere Motiv zugrundeliegenden Originalfotografie (siehe unten) sehr viel klarer sichtbar.

Senftenberg
Photo-Atelier Ernst Wenzel,
Senftenberg, Calauerstr. 13
Tel. 283
Echte Photographie
d940
Aufnahme <= 1938
Sammlung Erika Fischer
Eine weitere Form des Kohlenabbaus war die per Löffelbagger. Ich würde behaupten, daß diese nur eine untergeordnete Rolle im Niederlausitzer Revier spielte. Vielleicht beim Aufschluß neuer Gruben oder bei geologisch ungünstigen Verhältnissen kam die Löffelbagger-Technik zum Einsatz. Ansonsten war sie vergleichsweise teuer und angesichts der stetigen Optimierung der Prozesse eine Nischenlösung. Auf eine Ansichtskarte hat es so ein Löffelbagger dennoch geschafft, wie man nachfolgend sehen kann. Wobei hier der Bagger fast zur Nebensache wird, denn die die Abbildung wird in großem Maße durch einen sogenannten Trichterwagen eingenommen. Worum es sich hierbei handelt, entnimmt man am besten dem Klein'schen "Handbuch für den deutschen Braunkohlenbergbau":

Soll das von einem Löffelbagger gewonnene Material in Wagen verladen werden, so muß der Inhalt der Wagen in einem bestimmten Verhältnis zum Löffelinhalt stehen, wenn man einerseits eine günstige Leistung des Löffelbaggers und andererseits eine günstige Füllung der Wagen erreichen will. Der Wageninhalt muß ein Vielfaches des Löffelinhaltes betragen und soll mindestens zweimal, besser jedoch vier- und mehrmal so groß sein wie dieser.
Muß man nun in Wagen verladen, die verhältnismäßig klein sind, wozu man gezwungen ist, wenn man bei der Kohlengewinnung in gewöhnliche Grubenförderwagen von Seil- oder Kettenbahn laden will, so könnte man an sich nur ganz ungewöhnlich kleine Löffelbagger verwenden. Da solche Bagger naturgemäß nur eine sehr beschränkte Leistungsfähigkeit haben können und verhältnismäßig teuer arbeiten, hilft man sich in solchen Fällen dadurch, daß man vom Bagger nicht unmittelbar in die Wagen ladet, sondern einen fahrbaren Verladebunker, einen sogenannten Trichterwagen zwischenschaltet.
Durch diese Maßnahme wird der Baggerbetrieb natürlich nur bis zu einem gewissen Grade von der eigentlichen Arbeit des Wagenfüllens unabhängig. Der Trichterwagen kann seitliche Ausläufe haben und steht dann in der Regel zwischen dem Bagger und dem Abfuhrgleis. Diese Bauart von Trichterwagen genügt für leicht rutschendes Material, für trockne und stückige oder rollige Kohle. Am Trichterwagen befinden sich bei Seil- oder Kettenbahnförderung eine oder mehrere Rollen, die das Seil oder die Kette von den ankommenden Wagen abheben. Die Wagen laufen dann durch Beharrung bis vor die Verladeöffnungen, werden dort gefüllt und durch den Stoß des nächsten Förderwagens wieder unter das Seil oder die Kette geschoben...
Die Trichterwagen werden entweder durch Kurbeln oder Klinkhebel von Hand oder durch den Bagger oder durch einen eingebauten Elektromotor verfahren. Im oberen Teil der Trichter befindet sich oft ein weitmaschiger Rost zum Aufhalten großer Stücke. Von einer Bedienungsbühne aus, die mit Leiter zugänglich ist, können große Stücke vom Rost entfernt und etwa im Trichter hängengebliebenes Material nachgestoßen werden. Durch große Schutzdächer wird die Bedienmannschaft, welche die Hebel für die Verschlüsse der Trichterausläufe handhabt und bei der Bewegung der Förderwagen unter dem Trichterwagen nachhilft, vor herabfallenden Stücken und vor Regen geschützt.

Ich finde, daß das eine sehr gute Erklärung der technischen Bedeutung sowie eine passende Beschreibung der auf der Ansichtskarte dargestellten Szene war.
Senftenberg
Verl. d. Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H.,
Grube Ilse, N.-L.
No. 8630
Aufnahme <= 1913
Sammlung Fred Förster
Senftenberg
AK_Bgb 038_1
von <= 19?? auf <= 1926