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Senftenberg
Verlag Br. Pulczynski,
Galanterie- und Spielwaren.
Ges. gesch. 1912
Aufnahme <= 1907
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg   Senftenberg
Senftenberg
Verlag G.R. Ziethe, Senftenberg
8619
Aufnahme <= 1899
Sammlung Fred Förster
Senftenberg
Senftenberg
Verlag: Erich Krause,
Buchdr. u. Papierhandlung,
Senftenberg (Lausitz).
Aufnahme <= 1917
Sammlung Fred Förster
Senftenberger Anzeiger (1898)
Was ich irgendwie im Zusammenhang mit Ansichtskartenmotiven von der Schule 1 noch nicht zusammenkriege? Bereits Mitte 1898 wurden Karten mit Motiven des "projektirten 20klassigen Schulgebäudes" im Senftenberger Anzeiger beworben (siehe Faksimile oben). Alle Karten, die ich bislang in den Händen hatte, sehen für mich jedoch äusserst real und höchstens in kleinen Teilen manipuliert aus. Von irgendwelchen Fantasiezeichnungen ist weit und breit nichts zu sehen. Das bedeutet dann wohl, dass ich noch lange nicht aller Senftenberger Motive ansichtig wurde und noch die eine oder andere Überraschung auf mich wartet.
1897 wurde folgende, stark vereinfachte, Skizze des zu erbauenden Schulhauses im Senftenberger Anzeiger veröffentlicht:

Senftenberger Anzeiger (1897)

Verweilen wir für heute noch ein wenig auf dem Senftenberger Marktplatz. Nicht ganz so detailreich wie am Donnerstag, dafür aber auch mindestens 13 Jahre früher. Das Hotel (Zur) Sonne, welches auf der rechten Abbildung zu sehen ist und auch extra ausgewiesen wurde (man beachte das kleine "Dach" über dem O, eine damals übliche Schreibweise bzgl. Hotels) spielte in jenem Jahre 1897 eine tragende Rolle im Bezug auf die Entwicklung Senftenbergs...
Nachdem Senftenberg im Jahr 1870 via Cottbus-Großenhainer-Eisenbahn an die weite Welt angeschlossen war, begann man 27 Jahre später und somit 20 Jahre nach Erfindung des Telefons, konkrete Bestrebungen zu unternehmen dieses neumodische Kommunikationsmittel auch in unserem kleinen Provinzstädtchen einzuführen.
Zu diesem Zweck lud man am 12. November 1897 alle Interessenten in obiges Hotel.

Senftenberg
Verlag: C.G. Grubann
Aufnahme <= 1897
Sammlung Matthias Gleisner

Im Vorfeld versuchte der Senftenberger Anzeiger das Interesse der Leserschaft für das Projekt zu wecken:

- Senftenberg, 10. November. Wie uns mitgetheilt wird, ist für Senftenberg und Umgegend die Errichtung einer Fernsprech-Einrichtung so gut wie gesichert. Die kaiserliche Postverwaltung hat auf Anfrage mitgetheilt, daß sie, sofern mindestens 12 Anschlußnehmer in bindender Weise ihre Zusage geben, zur Anlegung der Einrichtung bereit sei. Die Jahresvergütung beträgt 150 Mk. ohne Kosten für die Gespräche selbst bis zu einer Entfernung von 5 Kilometer. Jede weiteren 100 Meter erhöhen den Preis um 3 Mk. Es sind Leitungen geplant von Senftenberg nach Jüttendorf, Thamm, Meurostolln, Bahnhof, Reppist, Grube Ilse, Gr.Räschen, Almahütte, Koschenberg. Sobald die vorgenannte Anlage gesichert ist, ist die Postverwaltung bereit, den Anschluß an das allgemeine Fernsprechnetz nach Berlin, Dresden etc. zu bewirken, sofern die Anschlußinhaber zusammen eine Gesammt-Jahreseinnahme von 500 Mk. mindestens garantiren. Bei Benutzung dieses Anschlusses würde eine Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten und bis auf eine Entfernung von 50 Kilometer 25 Pfg. kosten, auf weitere Entfernung 1 Mk. Wir glauben, daß unter den geschilderten Verhältnissen die Zahl der sich Anschließenden hier und in der Umgebung eine sehr große sein wird und möchten zu recht zahlreichem Besuche der zur Besprechung der Angelegenheit in das "Hotel zur Sonne" auf Freitag, den 12. d.M., Nachmittags 5 Uhr einberufenen Versammlung - vergleiche auch den Anzeigentheil - durch Vorstehendes Anregung gegeben haben.
Das, was zunächst den Eindruck von Sicherheitsdenken erweckt und so überhaupt nicht danach klingt, als ob man vom Erfolg der Unternehmung bedingungslos überzeugt sei, wurde dann doch in gewisser Weise von Erfolg gekrönt. - Die Mindestanzahl von 12 "bindenden" Anschlussnehmern wurde erreicht und sogar übertroffen. Der Senftenberger Anzeiger berichtete einen Tag später: - Senftenberg, 13. November. In der gestern im Hotel zur Sonne hier abgehaltenen Interessenten-Versammlung wegen Errichtung einer Stadtfernsprechanlage, mit Anschluß an die Fernleitung Berlin- Dresden, haben sich so viele Theilnehmer verpflichtet, daß die Anlage nun gesichert ist und voraussichtlich im nächsten Frühjahr hergestellt wird. Etwaige weitere Theilnehmer können beim Postamt die Bedingungen hierzu erhalten und daselbst die bezüglichen Formulare zur Beitrittserklärung vollziehen.
Die für das Frühjahr 1898 avisierte "Herstellung" wurde nicht eingehalten. Im März 1898 ist die Rede von 20 gebundenen Teilnehmern, die ihrerseits für 5 Jahre zur Aufbringung der Gebühren verpflichtet wurden. In Folge wurden durch den Senftenberger Anzeiger peu-a-peu neue Orte genannt, die mittels des geplanten Anschlusses erreichbar werden würden. Im April versuchte man etwas Druck aufzubauen, indem man bekannt gab, dass weitere Anmeldungen zur Stadtfernsprechleitung, die in den nächsten Tagen gebaut wird, innerhalb der nächsten 2 Tage dem Postamt einzureichen (sind), da solche sonst nicht mit Sicherheit mehr Berücksichtigung für dieses Jahr finden könnten.
Angebote wie "nur noch heute und solange der Vorrat reicht" waren offensichtlich schon vor mehr als hundert Jahren eine gängige Masche.
Anfang Juli 1898 meldet man, dass die Errichtung der Einrichtung nunmehr in Angriff genommen wurde. Sichtbares Zeichen waren die Trägermaste, die mittlerweile auf mehreren Häusern errichtet worden waren. In Richtung Koschenberg hatte man mit dem Setzen der Leitungsmasten ebenfalls begonnen.

Knapp zwei Monate später war es dann soweit, die lokale Presse vermeldete:

- Senftenberg, 22. August. Die hiesige neue Stadt-Fernsprecheinrichtung ist nunmehr soweit fertig gestellt, daß dieselbe am nächsten Mittwoch, 24. August, in Betrieb genommen wird. Die Einrichtung funktioniert, wie die bisher angestellten Versuche ergeben haben, ausgezeichnet und können von diesem Tage ab die 26 angeschlossenen Sprechstellen der Stadt und Umgegend nicht nur mit einander verkehren, sondern sich auch an den Fernsprech- Verkehr anschließen lassen. Während für den Lokalverkehr außer dem Jahresbeitrag eine besondere Gebühr nicht zu entrichten ist, beträgt die Gebühr für jedes gewöhnliche Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten im Fernsprech-Verkehr mit Bautzen, Clettwitz, Cottbus, Döbern, Finsterwalde, Forst, Muskau, Peitz, Radeberg und Spremberg 25 Pf.

Danach folgte eine Auflistung von weiter entfernten Orten, zu denen ein 3-minütiges Gespräch 1 Mark kostete. Ausserdem wurde mitgeteilt, dass sich im hiesigen Postamt eine öffentliche Sprechstelle zur allgemeinen Benutzung befände.

Wie man obigem Text entnehmen kann, wurde die Telefon-Flatrate für Stadtgespräche bereits 1898 erfunden!

Die Senftenberger Bevölkerung, und in erster Linie die Gewerbetreibenden, die am ehesten Interesse an einem Telefonanschluss gehabt haben dürften, verhielten sich in der Folgezeit eher zurückhaltend, wenn es darum ging, sich einen eigenen Telefonanschluss zu leisten. Im Januar 1900 waren in Senftenberg gerade einmal 32 Anschlüsse geschalten... die Nr. 31 erhielt die Stadtgrube Senftenberg, Dietrich & Co. und unter Nr.32 wurde Louis Rothe jun. in der Schloßstrasse verkabelt. Gleichzeitig wurde der Anschluss Nr.9 von Caplick & Sohn schon wieder auf Voges & Co. übertragen. Offensichtlich war ein Mehrwert für Caplicks auf Dauer nicht gegeben.
Und auch die Auftragsbücher der Firmen, die sich schon 1898 auf das Geschäft mit Telefonanlagen geworfen hatten, dürften in der Anfangszeit diesbezüglich eher dürftig gefüllt gewesen sein.

Letztlich liess sich der Siegeszug der Technologie auch in Senftenberg nicht verhindern. Obwohl es weitere 90 Jahre dauerte bis jeder Einwohner einen Telefonanschluss erhalten durfte...


Senftenberger Anzeiger (1898)
Senftenberg
AK_SFB 604_1
von <= 19?? auf <= 1941