
Besucht das Heimatmuseum! Diese Aufforderung konnte man verstärkt ab der Mitte der 1930er Jahre im Senftenberger Anzeiger lesen.
Aber nicht nur dort! Wir kennen einige historische Fotos, auf denen man quer über die Straßen der Senftenberger Innenstadt gespannte Banner
ausmachen kann, die denselben Spruch tragen.
Die Motivation hinter diesem Aufruf dürfte weniger monetäres Interesse gewesen sein. Die Eintrittspreise waren sehr moderat. Vielmehr wurde
schon am 1. Oktober 1933, an dem das Senftenberger Heimatmuseum mit einem Festumzug durch die Stadt und Fanfarenklängen im Schloßhof, nach längerem
Umbau neu eröffnet wurde, in den zahlreichen Festreden die "Marschrichtung" vorgegeben:
"Das Heimatmuseum ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturentwicklung. Viel Kämpfe fanden auf dem Platze in den vargangenen Jahrhunderten
statt. Die Mauern dieses Schlosses sind geblieben, sie sollen der Sammelplatz bleiben für unsere nationalen Bekundungen. Wir lieben unsere Heimat,
wir wissen, was es heißt mit der Heimaterde verbunden zu sein." (Senftenbergs Bürgermeister Legau)
"Die Ostmark ist uraltes deutsches Gebiet, der Deutsche hat sich die Herrschaft erarbeitet. Die Entwicklung brachte es mit sich, daß heute
hier viele Volksgenossen wohnen, die nicht hier verwurzelt sind. Umso notwendiger ist es, der Jugend zu zeigen, wie es hier einstmals ausgesehen
hat und in ihr das Gefühl für die Heimat zu wecken." (Landrat Dr. Ermert, Calau)
Kreiskulturwart Dr. Kieschke, Drebkau bezeichnete die Förderung des Heimatpflegegedankens gleichfalls als bedeutsames Mittel, die Volksgemeinschaft
zu vertiefen und den deutschen Menschen zur Schollenverbundheit hinzuführen. Er stellte in seinen weiteren Ausführungen das Symbol kämpferischen
Handelns in den Vordergrund. Alles das, was in liebevoller und opferbereiter Weise in den Räumen des Heimatmuseums zusammengetragen sei, lege
Zeugnis ab von dem Kampfe auf allen menschlichen Lebensgebieten.
Dr. Welz, der Führer des Vereins Brandenburgischer Museen und der Fachberater des Gaukulturwarts im Gau Kurmark bezeichnete die Museen nicht nur als
Sammelstätte von Kulturgütern vergangener Tage, sondern im rechten Sinne geleitet und ausgewertet als Wegweiser für eine gradlinige, naturbedingte,
rassisch-gebundene deutsche Zukunft. In stärkerem Umfange als bisher müsse die Arbeit der Heimatpflege treibenden Verbände volkserzieherischen und
volksgestaltenden Einfluß ausüben.
Was die Männer, die sich zuvor viele Jahre lang um das Zustandekommen, den Ausbau und die Erweiterung des Heimatmuseums verdient gemacht haben, Männer wie Oberschullehrer
Mingau, Stadtrat Vogel, Obering. Teumer, Studienrat Nuß, Steiger Petzold, Studienrat Dr. Lehmann, die Gebrüder Prinzler, Lehrer Buhlan, Architekt Pfau
oder Berufschuldirektor Hamel von solchen ideologisch durchtränkten Aussagen der lokalen NSDAP-Prominenz hielten, ist leider nicht überliefert.
Wahrscheinlich waren sie mehrheitlich einfach nur glücklich, nach so vielen Jahren der Ungewissheit und der Provisorien schlußendlich eine sichere Heimstatt für ihre
heimatgeschichtlichen Exponate und Arbeiten gefunden zu haben, auch wenn dies offenbar nur im Huckepack mit dem nunmehr staatstragenden Nationalsozialismus
möglich war. Durch die verstärkte Propagierung des Heimatgedankens (das Wort "Heimat" wurde quasi zu einem Kampfbegriff) mit der Machtübernahme Hitlers
öffneten sich so einige Türen und Geldquellen für Einrichtungen und Publikationen, die der deutschen Bevölkerung diesen Heimatgedanken mehr oder weniger
subtil vermitteln sollten.
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Senftenberg NL. "Eingang zum Heimatmuseum" Druck und Klischee von Albert Heine K.-G., Cottbus Aufnahme <= 19??
Sammlung Matthias Gleisner (Schenkung I.Hölzel)
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Sehr wahrscheinlich im Gefolge der Wiedereröffnung des Senftenberger Heimatmuseums
in bedeutend vergrößerten Räumlichkeiten erschien im Cottbuser Heine-Verlag eine Serie
von Ansichtskarten, deren Motive sich zwischen Aufnahmen aus dem Tierpark und dem Museum
aufteilen.
Mit den beiden Stücken links und rechts verschiebt sich das interne Verhältnis in
Richtung Museum. Gleichstand ist dabei aber noch nicht erreicht. Vermutlich gehören
zu der Serie noch weitere Motive, die ich aktuell jedoch nicht belegen kann.
Die Wappenschilder der Adelsgeschlechter,
die einst das "Feste Haus" besaßen, und die
der kursächsischen und preußischen Lande
sowie das der derzeitigen Besitzerin - der
Stadt Senftenberg - grüßen von den Gewänden
des Portals.
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Und dann das Wendentum! Die Bauernstube, naturgetreu aufgebaut in
all ihren Teilen in Wand, Gerät und Möbel führt hinein in das Sein
unseres Bauern, so schlicht und recht, so einfach und doch so sinnig,
wie er ist. Der Ofen und seine Bank, die Kaminstätte und ihr Blasebalg,
die Bettstatt und die Wiege, der Bauer und sein Bibelbuch, der
Küchenspind und seine Teller, bis hin zur dreiteiligen Mäusefalle und
dem Sorauer Kalender - alles ist da.
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Senftenberg NL. Heimatmuseum "Bauernzimmer" Druck und Klischee von Albert Heine K.-G., Cottbus Aufnahme <= 19??
Sammlung Familie Wendt
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Ab 1933 verfügte das Senftenberger Heimatmuseum über das gesamte Erdgeschoß
innerhalb des Schlosses. Die thematische Aufteilung der Räume geht aus dem
links abgebildeten Übersichtsplan hervor und unterscheidet sich nur unwesentlich
vom heutigen Stand.
Wie bescheiden nahmen sich hingegen die Anfangsjahre der Sammlung aus!
Als "Keimzelle" des Heimatmuseums gilt das Pulvertürmchen, welches 1907 auf Bitten Otto Mingaus
diesem vom Magistrat der Stadt zur Nutzung überlassen wurde. Tatsächlich kann es eigentlich nicht
viel mehr als ein Magazin für die gesammelten Exponate dargestellt haben. Die
darin herrschenden Bedingungen dürften den einzelnen Stücken nicht besonders
förderlich gewesen sein.
Einen Blick auf das Pulvertürmchen erhalten wir auf der nachfolgenden Ansichtskarte.
Zur Zeit der Aufnahme, Anfang der 1950er Jahre, wurde das Gemäuer natürlich anderweitig,
vielleicht sogar überhaupt nicht mehr, genutzt.
VEB VOLKSKUNSTVERLAG REICHENBACH I.V. A 246/54/DDR 57/974/4100 6/7 Foto: Fischer, Meiningen Aufnahme <= 1954 Sammlung Matthias Gleisner
In die gleiche Zeit dürfte das folgende Foto fallen. Es ist undatiert und meine
zeitliche Bestimmung basiert im Wesentlichen auf einer kommerziellen Ansichtskarte,
auf der sich Parallelen ausmachen lassen.
Aufnahme <= 1957 Museen OSL
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Gemeint ist diese Veröffentlichung des Verlags Bild und Heimat, die aktuell auf <= 1957 datiert werden kann...
Man beachte die abgeknickte Dachrinne links, das hier leidlich erkennbar geflickte Dach, welches auf dem Foto besser auszumachen ist.
Schlußendlich ist die Wuchshöhe einiger Bäume und Sträucher schon sehr ähnlich womit klar sein dürfte, daß beide Aufnahmen in einem
engen zeitlichen Korridor entstanden.
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