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Nach dem vorwöchentlichen Ausflug in bislang unerforschtes Gebiet geht es heute in wohlvertraute Gefilde. Obwohl einiges davon schon lange nicht mehr so ausschaut, wie auf den vorzustellenden Ansichtskarten. Wer hier auf gruss-aus-senftenberg.de aber schon etwas länger dabei ist, wird keine großen Schwierigkeiten haben, die Abbildungen zu verorten...

Senftenberg
Stengel 62717
Verlag Erich Krause, Papierhandlung,
Senftenberg, N.-L.,
Markt 9
Echte Photographie
Aufnahme <= 1929
Sammlung Erika Fischer
Senftenberg
Die linke Ansicht ist in der gedruckten Version Ur-Bestandteil des digitalen Archivs. Heute kann ich die Foto-Variante davon vorstellen, die zwar auch so einige Defizite hat, im direkten Vergleich aber wieder einmal sehr viel mehr Details preis gibt.
So können wir einige der Reklamen besser erkennen. Damit meine ich nicht unbedingt den Tucher-Bräu- Schriftzug am Dach, sondern ein paar andere wie zum Beispiel "Naturheilkundiger Bräming wohnt jetzt Baderstraße 6". Diese Information hilft, das Motiv zeitlich einzuordnen. Laut Einwohnerbuch der Stadt Senftenberg tat er dies nämlich in 1925 noch nicht. Bleibt also ein Korridor von 1925 bis zum sicheren 1929.
In den selben Zeitraum würde ich auch das Stück rechts einordnen. Was das genau ist, kann ich aktuell nicht sagen. Eine Reklamepostkarte ist es wohl nicht, da die Rückseite komplett blank ist.

Inhaltlich passt das Exemplar natürlich wunderbar zur linken Ansichtskarte.

Senftenberg
Aufnahme <= 1940
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Postkartenverlag Kurt Bellach,
Guben, N.-L.
Nr. 30284
Aufnahme <= 1930
Sammlung Matthias Gleisner
Aus der Gegenrichtung aufgenommen und komplett neu im digitalen Archiv (mir war zudem das Motiv bis vor kurzem völlig unbekannt!) wurde das Stück links.
Auch zeitlich finden wir uns in guter Gesellschaft mit der Ansichtskarte darüber.

Dem Kriegerdenkmal 1870/71 kamen wir bislang auch nie viel näher als hierauf.
Hinter selbigem lugt eine Wandbeschriftung hervor. Und zwar für das Möbel- und Dekorationsgeschäft von Otto Altmann, welches sich just in dem Gebäude befand, an dessen Giebel die Reklame aufgepinselt war.
Passend dazu rechts eine geschäftliche Postkarte derselben Firma.
Das Geschäft existierte auch kurz nach dem 2. Weltkrieg noch.

Senftenberg
Aufnahme <= 1945
Sammlung Matthias Gleisner
Was mir auf der obenstehenden Ansichtskarte außerdem auffällt: die ziemlich unorthodoxe Parkerei der Kraftfahrzeuge. Englische Verhältnisse würde ich sagen.
Keine Ahnung, ob das so in Deutschland einst erlaubt war. Muss ja wohl!
Alles in allem sieht das aber noch sehr entspannt aus. Das änderte sich mit zunehmender Motorisierung der Bevölkerung und im Zuge des propagierten Senftenberg als Verkehrsmittelpunkt der Niederlausitz. 1938 machte man sich ernste Gedanken wie man unsere Stadt an die vorbeiführende Reichsautobahn anbinden und die Zufahrtsstraßen sinnvoll gestalten könnte. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Schaffung weiterer Parkplätze. Nachdem ein Teil der Annastraße und ein Teil der Gartenstraße zu Parkplätzen geworden waren, wird, soweit die Materiallieferungsfristen es zulassen, mit dem Ausbau der Grün- und Gerichtstraße begonnen werden. Es ist vorgesehen, einen Teil des Grabens an der nördlichen Seite des Amtsgerichtsgebäudes zu verrohren und aus dem gewonnenen Gelände auch hier einen Parkplatz entstehen zu lassen und zugleich den Bürgersteig an der westlichen Seite des Amtsgerichtsgebäudes zu verbreitern.
Ein weiterer Parkplatz wird im vorderen Teile der Westpromenade entstehen. Dieser Plan macht die Verlegung des Kriegerdenkmals notwendig, das wahrscheinlich im Stadtpark aufgestellt werden wird. Im Zuge dieser Maßnahme ist die Erweiterung der Parkverbotszone an der restlichen Seite der Bahnhofstraße und der Ausbau der Paulinenstraße als Abfahrtstraße von dem neuzuschaffenden Parkplatz erforderlich.
Ich habe bewusst eine Passage aus der Meldung des Senftenberger Anzeiger rot eingefärbt. Das ist nämlich bislang die einzige Information, die ich zum wundersamen Verschwinden des Kriegerdenkmals in 1938 oder 1939 finden konnte. Noch wundersamer ist, daß das Denkmal nirgendwo anders wieder auftauchte. Auch nicht im oben erwähnten Stadtpark. Der Verbleib der Säule ist komplett mysteriös. Zumindest wurde uns der Grund der Maßnahme geliefert, wobei es auch zuvor schon warnende Stimmen gab, die die Standfestigkeit der Konstruktion in Frage stellten.
Also das Kriegerdenkmal verschwand definitiv. Aber einen Parkplatz an dessen Stelle kann ich auch nicht so recht bestätigen. Dazu fehlt mir einfach das entsprechende Bildmaterial. Beziehungsweise ist das vorhandene nicht aussagefähig genug. Wie zum Beispiel das Motiv rechts unten auf nebenstehender Mehrbildkarte...
Diese Produktion aus dem Hause Waldschmidt hat einen älteren Bruder. Nämlich diesen hier...

Senftenberg

Senftenberg
Verlag: Kaufhaus Waldschmidt, Senftenberg
Eigene Aufnahmen
Aufnahme <= 1939
Sammlung Matthias Gleisner

Beide Stücke sehen sich ziemlich ähnlich. Die Differenz, die am ehesten ins Auge springt, ist die Verwendung verschiedener Motive in der Mitte. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man, daß auch die Abbildung rechts unten unterschiedlich ist. Auf dem heute vorgestellten Stück fehlt nämlich schon besagtes Kriegerdenkmal!
Alle fünf Motive des heutigen Stücks lassen sich auch als Einzelbildkarte nachweisen. Was so auch für den großen Bruder zutrifft. Mit einer Ausnahme! Die mittlere Marktansicht ist mir bis jetzt noch nicht einmal ansatzweise vor die Augen kommen. Dennoch glaube ich, daß es davon eine Einzelbildkarte gab.
Von beiden Karten ist das heute vorgestellte Stück übrigens das seltenere Exemplar. Davon hatte ich bislang nicht allzu viele Originale in der Hand. Der große Bruder wird derzeitig immer noch irgendwo im Internet zum Kauf angeboten.