Aufnahme = 07.1927 Sammlung Lutz Merkle
Diese Aufnahme wäre ohne den rückseitig aufgebrachten handschriftlichen
Schriftzug Aufnahme 3. Juli 1927 "Naturheilverein" Senftenberg heutzutage
überhaupt nicht mehr verortbar. Dazu ist das Areal im Hintergrund viel zu unspezifisch.
Möglicherweise war über dem Tor einstmals ein Schild angebracht, welches hätte behilflich
sein können, die Örtlichkeit klarer herauszuarbeiten. Doch der Fotograf zog es vor
den Bildausschnitt so zu wählen, wie er hier nun vorliegt.
Ich habe den 3. Juli 1927 nicht übernommen, da es möglicherweise auch der 4.
sein könnte, an dem die Kinderschar abgelichtet wurde. Das ist letztlich nicht kriegsentscheidend,
wichtig ist, daß die Datumsangabe hinreichend genau ist um den Anlaß der Zusammenkunft
zu recherchieren. Und da haben wir schon die entsprechende Annonce aus dem Senftenberger Anzeiger...
Zeitgleich erschien folgender unterstützende Text in der Lokalpresse:
Senftenberg, 2. Juli. - (Großes Gartenfest des Naturheilvereins.) Wer schon einmal
das alljährliche Gartenfest des Naturheilvereins besucht hat, der wird es immer
wieder besuchen. Hierfür spricht die Eigenart des Festes überhaupt, das mustergültige
Arrangement, die prächtigen Dekorationen und Illuminationen und alles das, was zum
Hervorbringen von Festesstimmung, Freude und Humor notwendig ist, wie gute Unterhaltungsmusik,
Volkstänze, Festwiese und Verlosung. Daneben erfreut sich das Auge an gut gepflegten
Gärten der Mitglieder, an der Blütenpracht, die dem Besucher an allen Ecken und Enden
der beiden Schrebergarten-Anlagen entgegenleuchtet. Auch in diesem Jahre setzt der Verein
alles daran, seine Besucher nicht zu enttäuschen, ihnen einige angenehme Stunden
unter freiem Himmel und in schöner Umgebung zu bereiten. Der Eintrittspreis ist sehr
niedrig gehalten. Der Besuch ist nur zu empfehlen. (Siehe Inserat)
Die journalistische Nachbereitung des Festes zwei Tage später erwähnt zwar die
Teilnahme von Kindern, die unter Leitung des Herrn Heim die Anwesenden mit Tänzen
erfreuten. Gleichzeitig wird aber auch auf das Kinderfest, welches bereits im
Inserat oben beworben wurde, hingewiesen. Aus diesem Grund bin ich etwas unschlüssig
ob nun der 3. oder der 4. Juli korrekt ist. Für den 3. würde die "Verkleidung" einiger
Kinder sprechen, die möglicherweise für die Tanzaufführungen von Bedeutung waren.
Hinweisen möchte ich auch auf die gar nicht mal so kleinen Abzeichen, die die Kinder
an der Kleidung tragen. Sie sind dennoch zu klein um etwas mehr als die grobe Gestaltung
zu erkennen. Ähnlichkeit mit dem Symbol, das in der Anzeige oben verwendet wurde, hat
es aber definitiv nicht.
|
|
Aufnahme = 1929 Sammlung Erhard Donath
Und auch bei diesem Stück "rettet" uns der (diesmal) bildseitig applizierte Schriftzug
Ferienspiele Marga-Brieske 1929.
Gleichzeitig räumt dieser mit meiner Assoziation Ferienspiele = DDR auf. Ja
nicht einmal die Nationalsozialisten, die den Begriff bzw. das was dahinter stand
massiv verwendeten, können demzufolge die "Erfinder" der Ferienspiele sein.
Die Aufnahme selbst ist mal wieder sowas von unspezifisch und offensichtlich auch
im oberen rechten Bereich retuschiert worden. Ich würde mal sagen, daß sich Kinder
plus Betreuer am Hang irgendwelcher renaturierten Kippen befinden. So etwas gibt
es ja zwischen Brieske und Schwarzheide-Ost auch heute noch genug zu finden und
auch ich kann mich erinnern, selbst, entweder "organisiert" während der Ferienspiele
(da sind sie wieder!) oder auf eigene Faust durch das Gelände gestreift zu sein.
Was die Geschichte der Ferienspiele in Grube Marga/Brieske betrifft, fand ich im
Senftenberger Anzeiger just in jenem 1929 folgenden Text:
Grube Marga, 1. Juli. (Ferienspiele.) Da der erste Versuch im vergangenen Jahre
als geglückt bezeichnet werden kann, finden jetzt wieder in den sogenannten "großen
Ferien" Ferienspiele statt, veranstaltet von der Arbeiterwohlfahrt, die auch die
ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfer dazu stellt. Mittwoch, den 3. Juli,
nehmen sie ihren Anfang und enden am 30. Juli. Täglich um 14 Uhr ist Antreten der
Kinder am Gemeindeamt, um 16 Uhr findet die Speisung statt, um 18 Uhr ist Schluß der
Spiele und gemeinsamer Einmarsch. Zur teilweisen Deckung der Unkosten wird der
Betrag von 10 Pfg. erhoben. Die Verpflegung besteht aus Kakao, Milch, Suppe, Semmel,
Würstchen und dergleichen, um den hungrigen Mäulchen eine Abwechslung zu bieten.
Um eine reibungslose Abwicklung der Ferienspiele zu gewährleisten, werden die
Eltern ersucht, am Mittwoch, 3. Juli, bei der Einführung der Kinder mit anwesend
zu sein. Da sich der im Vorjahr benutzte Platz als ungeeignet erwiesen hat, wird
in diesem Jahre der alte Schießstand, an der Straße Marga-Brieske gelegen, benutzt,
welchen Direktor Klitzing in liebenswürdiger Weise zur Verfügung stellt und
dortselbst auch Kochgelegenheit usw. hat einbauen lassen. Alle Eltern, die den
Wert der Ferienspiele erkannt haben, werden ersucht, ihre erholungsbedürftigen
Kinder zu schicken, damit sie den Gefahren und dem Verkehr der Straße entzogen
werden und sich frei tummeln können in Luft und Sonne.
Zweierlei wird durch den Artikel klar: damals begannen die Spiele wesentlich später
am Tage als zu meiner Zeit, denn da starteten wir relativ zeitig und spätestens
16 Uhr war Schluß mit lustig.
Meine Vermutung bzgl. des Kippengeländes könnte durch die Ortsbestimmung "Straße Marga-Brieske"
erhärtet werden, ohne daß ich jetzt genau wüsste wo sich besagter "alter Schießstand"
konkret befand.
Eine Karte aus dem Jahr 1934 liefert uns zumindest die Position eines Schießstandes...
|