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28.06.2020
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... steht heute über den beiden vorzustellenden Fotopostkarten. Genauer müsste noch der Zusatz Ende der 1920er geliefert werden, aber um die Zeitbestimmung kümmere ich im Detail weiter unten...

Senftenberg
Aufnahme = 07.1927
Sammlung Lutz Merkle
Diese Aufnahme wäre ohne den rückseitig aufgebrachten handschriftlichen Schriftzug Aufnahme 3. Juli 1927 "Naturheilverein" Senftenberg heutzutage überhaupt nicht mehr verortbar. Dazu ist das Areal im Hintergrund viel zu unspezifisch. Möglicherweise war über dem Tor einstmals ein Schild angebracht, welches hätte behilflich sein können, die Örtlichkeit klarer herauszuarbeiten. Doch der Fotograf zog es vor den Bildausschnitt so zu wählen, wie er hier nun vorliegt.
Ich habe den 3. Juli 1927 nicht übernommen, da es möglicherweise auch der 4. sein könnte, an dem die Kinderschar abgelichtet wurde. Das ist letztlich nicht kriegsentscheidend, wichtig ist, daß die Datumsangabe hinreichend genau ist um den Anlaß der Zusammenkunft zu recherchieren. Und da haben wir schon die entsprechende Annonce aus dem Senftenberger Anzeiger...

Zeitgleich erschien folgender unterstützende Text in der Lokalpresse:

Senftenberg, 2. Juli. - (Großes Gartenfest des Naturheilvereins.) Wer schon einmal das alljährliche Gartenfest des Naturheilvereins besucht hat, der wird es immer wieder besuchen. Hierfür spricht die Eigenart des Festes überhaupt, das mustergültige Arrangement, die prächtigen Dekorationen und Illuminationen und alles das, was zum Hervorbringen von Festesstimmung, Freude und Humor notwendig ist, wie gute Unterhaltungsmusik, Volkstänze, Festwiese und Verlosung. Daneben erfreut sich das Auge an gut gepflegten Gärten der Mitglieder, an der Blütenpracht, die dem Besucher an allen Ecken und Enden der beiden Schrebergarten-Anlagen entgegenleuchtet. Auch in diesem Jahre setzt der Verein alles daran, seine Besucher nicht zu enttäuschen, ihnen einige angenehme Stunden unter freiem Himmel und in schöner Umgebung zu bereiten. Der Eintrittspreis ist sehr niedrig gehalten. Der Besuch ist nur zu empfehlen. (Siehe Inserat)

Die journalistische Nachbereitung des Festes zwei Tage später erwähnt zwar die Teilnahme von Kindern, die unter Leitung des Herrn Heim die Anwesenden mit Tänzen erfreuten. Gleichzeitig wird aber auch auf das Kinderfest, welches bereits im Inserat oben beworben wurde, hingewiesen. Aus diesem Grund bin ich etwas unschlüssig ob nun der 3. oder der 4. Juli korrekt ist. Für den 3. würde die "Verkleidung" einiger Kinder sprechen, die möglicherweise für die Tanzaufführungen von Bedeutung waren.
Hinweisen möchte ich auch auf die gar nicht mal so kleinen Abzeichen, die die Kinder an der Kleidung tragen. Sie sind dennoch zu klein um etwas mehr als die grobe Gestaltung zu erkennen. Ähnlichkeit mit dem Symbol, das in der Anzeige oben verwendet wurde, hat es aber definitiv nicht.
Senftenberg
Aufnahme = 1929
Sammlung Erhard Donath
Und auch bei diesem Stück "rettet" uns der (diesmal) bildseitig applizierte Schriftzug Ferienspiele Marga-Brieske 1929.
Gleichzeitig räumt dieser mit meiner Assoziation Ferienspiele = DDR auf. Ja nicht einmal die Nationalsozialisten, die den Begriff bzw. das was dahinter stand massiv verwendeten, können demzufolge die "Erfinder" der Ferienspiele sein.
Die Aufnahme selbst ist mal wieder sowas von unspezifisch und offensichtlich auch im oberen rechten Bereich retuschiert worden. Ich würde mal sagen, daß sich Kinder plus Betreuer am Hang irgendwelcher renaturierten Kippen befinden. So etwas gibt es ja zwischen Brieske und Schwarzheide-Ost auch heute noch genug zu finden und auch ich kann mich erinnern, selbst, entweder "organisiert" während der Ferienspiele (da sind sie wieder!) oder auf eigene Faust durch das Gelände gestreift zu sein.

Was die Geschichte der Ferienspiele in Grube Marga/Brieske betrifft, fand ich im Senftenberger Anzeiger just in jenem 1929 folgenden Text:

Grube Marga, 1. Juli. (Ferienspiele.) Da der erste Versuch im vergangenen Jahre als geglückt bezeichnet werden kann, finden jetzt wieder in den sogenannten "großen Ferien" Ferienspiele statt, veranstaltet von der Arbeiterwohlfahrt, die auch die ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfer dazu stellt. Mittwoch, den 3. Juli, nehmen sie ihren Anfang und enden am 30. Juli. Täglich um 14 Uhr ist Antreten der Kinder am Gemeindeamt, um 16 Uhr findet die Speisung statt, um 18 Uhr ist Schluß der Spiele und gemeinsamer Einmarsch. Zur teilweisen Deckung der Unkosten wird der Betrag von 10 Pfg. erhoben. Die Verpflegung besteht aus Kakao, Milch, Suppe, Semmel, Würstchen und dergleichen, um den hungrigen Mäulchen eine Abwechslung zu bieten. Um eine reibungslose Abwicklung der Ferienspiele zu gewährleisten, werden die Eltern ersucht, am Mittwoch, 3. Juli, bei der Einführung der Kinder mit anwesend zu sein. Da sich der im Vorjahr benutzte Platz als ungeeignet erwiesen hat, wird in diesem Jahre der alte Schießstand, an der Straße Marga-Brieske gelegen, benutzt, welchen Direktor Klitzing in liebenswürdiger Weise zur Verfügung stellt und dortselbst auch Kochgelegenheit usw. hat einbauen lassen. Alle Eltern, die den Wert der Ferienspiele erkannt haben, werden ersucht, ihre erholungsbedürftigen Kinder zu schicken, damit sie den Gefahren und dem Verkehr der Straße entzogen werden und sich frei tummeln können in Luft und Sonne.

Zweierlei wird durch den Artikel klar: damals begannen die Spiele wesentlich später am Tage als zu meiner Zeit, denn da starteten wir relativ zeitig und spätestens 16 Uhr war Schluß mit lustig.
Meine Vermutung bzgl. des Kippengeländes könnte durch die Ortsbestimmung "Straße Marga-Brieske" erhärtet werden, ohne daß ich jetzt genau wüsste wo sich besagter "alter Schießstand" konkret befand.
Eine Karte aus dem Jahr 1934 liefert uns zumindest die Position eines Schießstandes...