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06.12.2020
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Senftenberg
Photo-Atelier Ernst Wenzel,
Senftenberg
Calauerstr.13 Tel. 283
Aufnahme <= 1935
Sammlung Matthias Gleisner

Wie man anhand des Faksimiles aus dem "Senftenberger Anzeiger" des Jahres 1938 erkennen kann, begann die Vermarktung Senftenbergs als Reiseziel nicht erst mit der Inbetriebnahme des Senftenberger Sees Mitte der 1970er und schon garnicht ist es eine Erfindung der Neuzeit. Auch wenn man hier mittlerweile in Ermangelung von Industriearbeitsplätzen in ausreichender Zahl den Tourismus als Allheilmittel für Senftenbergs Zukunft sieht und dieser tatsächlich an einigen Stellen zumindest für ein saisonales Auskommen von ein paar Senftenbergern sorgt, so ist doch die Idee, Senftenberg fremdenverkehrstechnisch anzupreisen, schon ein paar Jahre alt...

Unabhängig davon, daß prinzipiell von Anbeginn jede Ansichtskarte, die in die Ferne verschickt wurde, Reklame für den darauf abgebildeten Ort machte, nahm das Ganze Mitte der 1930er Jahre so richtig Fahrt auf. Die Nationalsozialisten verankerten einen bezahlten Urlaubsanspruch von 2 bis 3 Wochen pro Jahr, womit viele "Volksgenossen" erstmals in den Genuß kamen, tatsächlich eine längere Urlaubsreise in Betracht zu ziehen und auch durchzuführen. "Kraft durch Freude" sollte in diesem Zusammenhang ein Begriff sein. Und um die passenden Urlaubsziele innerhalb Deutschland kümmerte sich ein spezielles Staatssekretariat für Fremdenverkehr im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.
Hier liefen alle Fäden der 34 Landesfremdenverkehrsverbände und ungefähr 10000 Heilbäder, Kurorte, Seebäder und Sommer- und Wintererholungsorte zusammen. Zur Propagierung der Reiseziele veröffentlichte man zahlreiche Wander- und Reiseführer wie die oben genannten "Deutschland-Hefte". Und in denen war neben den bereits gut bekannten und klassischen Reisezielen zunehmend auch Senftenberg vertreten...
Aber machen wir uns nichts vor, die Region um Senftenberg konnte damals nicht mit irgendwelchen Naturschönheiten oder überragenden Sehenswürdigkeiten aufwarten. Stattdessen machte man aus der Not eine Tugend und wies in den allermeisten Fällen auf die hier zu bestaunenden Industrieanlagen hin.

Wie sich das in etwa darstellte, zeige ich anhand zweier Faksimiles aus einschlägigen Publikationen jener Zeit: links "Führer durch die Mark" (1935) und rechts "Reichs-Handbuch der deutschen Fremdenverkehrs-Orte" (1938).

In letzterem wurde sogar (was selten genug vorkam) eine Fotografie beigefügt, die belegt, worauf hinsichtlich Senftenberg der Fokus gelegt wurde...

Daß es aber auch wesentlich besser ging, zeigt beeindruckend ein Faltblatt des Senftenberger Fremdenverkehrsamtes. Ebenfalls aus dem Jahr 1938.
Da ich heute Ansichtskartentechnisch vergleichsweise sparsam unterwegs bin, lege ich den Freunden von www.gruss-aus-senftenberg.de dieses besondere Stück in ihren Nikolaus-Stiefel. Das Ding dürfte bislang so gut wie keiner gesehen haben. Was übrigens auch auf die Ansichtskarte oben zutreffen dürfte. Für mich war das Motiv bis vor kurzem gänzlich unbekannt.