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22.11.2020
2 Kommentare

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Nein, ich hatte mich nicht verhört, als der Nachrichtensprecher Mitte August aus meinem Autoradio verkündete, daß am Sedlitzer See ein Hotel entstehen solle. 130 Zimmer. Unser Sedlitz? Wenige Tage später folgten die Bilder mit freudestrahlenden Lokalpolitikern, die sich aufgrund der Ankündigung des mit allen Wassern gewaschenen 80-jährigen Geschäftsmannes Gert Prantner, in direkter Nachbarschaft des kleinen Dörfchens ein Hotel hochziehen zu wollen, kaum noch einkriegten.
2022 soll Baustart sein. Ich bin mal gespannt, wie hoch nach dem x-ten Lockdown noch der Enthusiasmus sein wird, Geld in touristische Infrastruktur zu investieren. Das aktuelle Jahr hat ja eindrücklich gezeigt, was passieren kann, wenn man sich zu stark auf den Tourismus, ob national oder weltweit, fokussiert. Es wäre übrigens auch nicht das erste Mal, daß Prantner von einem bombensicheren Deal wieder abspringt. Da waren schon ganz andere Standorte im Gespräch...
Nicht, daß ich es den Sedlitzern nicht gönnen würde, aber es ist für mich relativ schwer vorstellbar, daß es genügend Leute gibt, die sich hierher verirren möchten. Wie sieht eigentlich die Auslastung der anderen Hotels in unserer Gegend aus?
Wenn man als Tourist nicht nur den hiesigen Wölfen "Gute Nacht!" sagen möchte, dann sieht es in und um Sedlitz für meinen Geschmack ziemlich duster aus. Das fängt beim verrammelten Haltepunkt der Deutschen Bahn an und hört bei fehlenden Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie auf. Eine Gaststätte besitzt der Ort seit fast 25 Jahren nicht mehr. Ich lasse jetzt mal Gartenlokale und die sehr empfehlenswerte "Cafe-Scheune" außen vor. Letztere hat sicher nicht aus Jux nur einen saisonalen Betrieb.

Das sah früher ganz anders aus, denn da gab es noch mindestens drei Gasthäuser gleichzeitig in der kleinen Gemeinde... Semch, Nusa (später Schmidt) und bis Ende des Krieges: Zahn's Gasthof. Selbiger wurde im Zuge des Einmarsches der Roten Armee im April 1945 zerstört. Die Ruine stand noch eine ganze Zeit bis sie schlußendlich abgerissen wurde und Platz für Einfamilienhäuser machte.

Insofern sind die beiden Ansichtskarten für heute schon einmal zeitlich nach oben gedeckelt.

Senftenberg
Photogr. Anstalt Osk. Schäbitz,
Dresden, Zöllnerstr. 8
D 51
Aufnahme <= 1934
Sammlung Matthias Gleisner
Und das ist zumindest für das rechte Exemplar ganz hilfreich, denn das Original, das mir zur Verfügung steht, hatte nämlich wahrscheinlich einen "Wasserschaden". Sprich: das Stück muß irgendwann einmal feucht geworden sein, wobei sich dann die Kartonschichten voneinander lösten. Übrig geblieben ist glücklicherweise der Teil mit der Bildseite und die Schäden, die die Nässe daran verursachte, halten sich soweit in Grenzen, daß ich sie ganz gut digital beheben konnte.
Verlagsangaben und eventuell eine Jahreszahl auf Grundlage eines Poststempels muß ich deshalb solange schuldig bleiben, bis ich ein weiteres Exemplar davon gesehen habe.

Aber auch das linkle Stück ist nicht ganz problemfrei. Und das schon von Hause aus. Ich verweise auf die obere Teilabbildung. Hier wurde aus mir nicht erklärlichen Gründen die Eingangstür, die sich zwischen dem Saal rechts und der Gaststube links befand, einfach wegretuschiert. Das dieser Zugang nicht irgendwann zugemauert war, wie man vielleicht vermuten könnte, schließe ich aus. Das Vergleichsmotiv auf der rechten Ansichtskarte ist zeitlich später aufgenommen und dafür hätte man ja wieder alles aufbrechen müssen.
Der Retuscheur hat auch nicht ganz sauber gearbeitet denn man erkennt noch ein Fragment der Aufschrift Paul Zahn, die sich auf den Glasscheiben oberhalb der Tür befand.
Wie gesagt: ich habe keine Ahnung, warum man sich genötigt fühlte, die Realität derart zu verfälschen.

Senftenberg
Aufnahme <= 1945
Sammlung Matthias Gleisner